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Kolumne Press-SchlagWenn der Russ kommt

Kolumne
von Jürgen Roth

Wenn die Erwartungshaltung vor dem Pausentee steigt, dann steht die Phrasendrescherei "gut im Schuh". Und Matthias Sammer ragt aus dem Heer der "ein Stück weit"-Automaten heraus.

A m Freitagabend sagte Achim Greser auf der Weihnachtsfeier des Satire-Magazins Titanic zu mir, beim Fußballgucken bereite ihm Matthias Sammer am meisten Freude. Wenn Sammer als Sky-Experte im Einsatz sei, zähle er, Achim, immer mit, wie oft der DFB-Sportdirektor die Phrase "ein Stück weit" verwende. Sammer rage aus dem Heer der "Ein Stück weit"-Automaten mindestens "ein Stück weit" heraus, meinte Achim.

Ich schaue mir Frankfurt gegen Mainz im Kyklamino an. Die Eintracht hat eine exzellente Auswärts- und eine miserable Heimbilanz. Das verspricht einen vergnüglichen Nachmittag, zumal Tuchels Team mit einer "flachen vier" spielt und die "gefühlte Ballbesitzzeit", wie der Reporter mitteilt, erstaunlich, ja "hoch" sei. Eine hohe Zeit?

Noch besser würde ich mich fühlen, stünde ich jetzt auf der Hohen Acht und blickte über die wunderbare, verschneite Eifel. In der 35. Minute erzielt allerdings Russ das 1:0. Wenn der Russ mal kommt, ist alles zu spät, das weiß man, und deshalb sagt mein Kumpel Berry: "Dann gibt's heute ein Fünfnull."

Der Autor

Jürgen Roth schreibt für die taz.

Ein paar Minuten später tritt Risse auf und schlägt den Russ zurück. So. Berry: "Jetzt verlier'n sie."

Ich überlege, ob ich eine hoch notwendige Kritik der Werbebande zusammenschmieren sollte, verwerfe den Gedanken aber nach dem nächsten Schluck Bier wieder. Nach dem "Pausentee" (Reporter) ist die "gestiegene Erwartungshaltung" (laut Postkarte von Eckhard Henscheid tauchte die kürzlich in einem Sportbericht gleich viermal auf) förmlich mit den Ohren zu sehen. Berry: "Der Meier ist für den Grabowski gekommen."

Mainz sei nun "gut im Schuh", klärt uns der Reporter auf. Sia sieht heute klasse aus. Berry erzählt: "Ich hab noch nie so viele Besoffene vor dem Stadion rumliegen sehen wie in Dortmund." Wirt Apollo kommentiert die Vorstellung der Eintracht: "Dieses Stehen ist am Arsch!"

In der 75. Minute erhält Frankfurt einen Freistoß. Einer brüllt: "Wir brauchen jetzt Dr. Hammer!" Der Reporter: "Man müsste jetzt aus solchen Situationen mal Nektar saugen." Berry: "Das ist wie im Pornofilm." Hm. Ein anderer: "Der eine ist zu kurz, der eine ist zu langsam, der andere fällt um."

Apollo erläutert, dass Gekas wörtlich Jagdhund oder Jäger bedeute. "Oder Hundesohn", wirft jemand ein und ergänzt: "In Zukunft bestelle ich Gekasschnitzel."

Der Mainzer Holtby habe in den vergangenen Wochen "Kreativität tanken können", schnabelt der Reporter vor sich hin. Apollo und Berry stoßen mit Wodkanektar "auf den an, wo dem Tor schießt". Erledigt wird das von Gekas.

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