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Kolumne PopkommPop, komm raus

Die "Initiative Musik" soll's richten - Unser Kolumnist ist auf der Popkomm und sucht nach Deutschland, dem "Partnerland 2007".

Da sitzen sie nun auf den weißen Sofas ihres Podiums auf dem Messegelände. Die Herren der frisch formierten "Initiative Musik", mit der nach jahrelangen Debatten der Einstieg in die bundesrepublikanische Popförderung gelingen soll. Der neue Aufsichtsratsvorsitzende Dieter Gorny kündigt einen "avancierten Arbeitsplan" mit "Lenkungsausschüssen" und direkten Drähten zur "European Music Platform" an. Die haushaltpolitischen Sprecher Steffen Kampeter (CDU) und Carsten Schneider (SPD) geben die Stellvertreter der 12köpfigen Runde, die paritätisch mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft besetzt ist. Alle sind sichtlich erfreut, dass der "Dialogprozess" endlich los geht.

Eine Millionen Euro hat man in diesem Jahr aus dem Bundeshaushalt für die Nachwuchs-, Integrations- und Exportförderung von Rock, Pop und Jazz losgeeist. Im nächsten Jahr wird es vielleicht ein bisschen mehr, kündigt Steffen Kampeter an. Über die Verwertungsgesellschaften Gema und GvL (Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten) steuert die Musikbranche noch 300.000 Euro dazu. Nicht viel, Frankreich gibt allein für sein seit Jahren existierendes Exportbüro ungefähr das zehnfache aus. Doch auch die Filmförderung mit heute 60 Millionen Euro hat mal klein angefangen, tröstet man sich auf dem Podium.

Eine erste konkrete "Umsetzung" der Förder-Initiative ist in den Messehallen zu besichtigen, wo das Popkomm-Partnerland Deutschland einen großzügigen Parkur bespielt. Doch während Frankreich gleich nebenan einheitlich zentralistisch mit einem durchgestylten Lounge-Ambiente und selbst die Schweiz mit einem monolitischen Würfel daherkommt, zerfällt die deutsche Musikinsel in einen Flickenteppich regionaler Institutionen. Ein verwaister Pavillion wirbt für die "Deutsche Orchesterlandschaft... weltweit einzigartiges Kulturerbe". Die Berliner Label Comission pocht auf Eigenständigkeit wie das Popland Baden-Württemberg. Selbst die "Region Stuttgart" legt sich offensiv ins Zeug. Vom viel beschworenen Export-Auftritt des deutschen Pop kann also keine Rede sein. Das kleinteilige Geschäft mit Newcomern und lokalen Helden bleibt sich selbst überlassen.

Die "Initiative Musik" lässt es offen, ob nach dem Scheitern des Exportbüros "German Sounds" wieder eine Agentur ins Leben gerufen wird, die sich in Eigenregie für Auftritte und Veröffentlichungen im Ausland einsetzt. Stattdessen weist Musikverleger Marc Chung darauf hin, dass sich immer weniger Label die arbeits- und kostenintensive Aufbauarbeit von neuen Bands leisten können. Ein Fall für die "Initiative Musik". Können kleine Labels demnächst Anträge für Studioproduktionen oder Portokosten-Zuschuss stellen?

Auch der berühmte "Tour-Support", der früher von Plattenfirmen gönnerhaft übernommen wurde, um eine Nachwuchs-Band auch live aufzubauen, wird angesichts der CD-Absatzkrise kaum noch gewährt. Auch hier sieht der Aufsichtsrat Möglichkeiten helfend einzuspringen. Die "Initiative Musik" präsentiert sich bislang als komplexe Wundertüte, die bislang vor allem Fragen aufwirft. Nur einmal wird Steffen Kampeter halbwegs konkret: Im Dialog mit dem Öffentlich-Rechtlichen TV ist ein Programm für "Nachwuchs-Musik" besprochen worden. Die Fernseh-Macher zeigten sich überaus interessiert. Der betreuende Sender heißt 3sat. Wie heißt es schön: Ein Anfang ist gemacht. Und sei es in der medialen Nische.

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