piwik no script img

Kolumne MeerDeutsche Politikerinnen besonders sexy

Kolumne
von Julia Seeliger

Auf sexybundestag.de kann man die Abgeordneten des Deutschen Bundestags danach bewerten, wie gerne man sie daten würde. In Deutschland liegen nur Frauen an der Spitze.

So richtig witzig finden die Voting-Seite nur wenige Abgeordnete. Bild: screenshot www.sexybundestag.de

T ypisch für das Netz ist die Feedback-Kultur. Blogs sind ohne Kommentare kaum denkbar, Tweets kaum ohne Replies. Bei Facebook wird Tag und Nacht gequatscht, geliked, gefeedbackt.

Und schon lange gibt es Webseiten, bei denen man Fotos von sich hochladen kann, um diese von anderen bewerten zu lassen. Auf solchen Hot-or-Not-Seiten kann meist das eigene Foto auf einer Skala, im allgemeinen von 1 bis 10, von Dritten bewertet werden – oder das Ganze findet als Wettbewerb statt, indem das eigene Foto mit denen von anderen Community-Mitgliedern verglichen wird.

So funktioniert auch die neue Seite sexybundestag.de – nur, dass die Bilder nicht von den Abgeordneten selbst hochgeladen wurden. Sondern: es wurden die Bilder der Abgeordneten auf eine Webseite gezogen und dort zum Zweikampf freigegeben. Ganz offen wird zu jeweils zwei Fotos gefragt: "Mit welchem Politiker oder welcher Politikerin würden Sie lieber ...? Wählen Sie". Über die Nutzung der Bilder ist, nur am Rande angemerkt, die Bundestagsverwaltung nicht sonderlich amüsiert. Ob man juristische Schritte gegen den Betrieber der Seite einleiten wird, ist noch offen.

Bild: privat
JULIA SEELIGER

ist Online-Redakteurin der taz. Sie schreibt die Kolumne "Meer", bei der sie ihre Blicke nicht nur über das Informationsmeer schweifen lässt.

Der will mit der Seite wohl ordentlich für sich und seine Webseiten Werbung machen. Laut sexybundestag.de wurde die Seite von Francis Boulle gemacht. Er teilt mit: "Abgesehen davon, dass ich ein lustiges und einprägsames Tool programmieren wollte, mit dem sich die deutsche Öffentlichkeit über ihre Parlamentarier informieren kann, war es mir natürlich ein Fest, den ersten Bundestags-Schönheitswettbewerb überhaupt zu veranstalten." Auch wenn er davon ausgehe, dass manche davon peinlich berührt sein würden, so unterstreicht er: dies sei nicht seine Intention gewesen. Er hoffe, dass man "die lustigen Aspekte" würdigen könne.

Bei Dorothee Bär ist Boelle da an der richtigen Adresse. Die CSU-Abgeordnete sagt, sie finde sexybundestag.de "lustig". Bär ist vorne bei dem Voting mit dabei. Am besten schneiden jedoch Politikerinnen der Linken ab: Nicole Gohlke oder ihre Parteigenossinnen Sahra Wagenknecht, Caren Lay und Yvonne Plötz. Je nach Votingsituation kann das aber auch mal variieren. Vorn sind auch die SPDlerinen Carola Reimann und Sabine Bätzing-Lichtenthäler, sowie die Grünen Katja Dörner und Agnes Malczak. Meist knapp dahinter die bestgevotete FDPlerin, Miriam Gruß.

Der erste Mann taucht so um Platz 30 herum auf, erst ab Platz 50 lockert sich das weiblich geprägte Bild weiter auf.

Beim britischen und irischen Parlament, für deren Abgeordnete ebenfalls gevoted werden kann, ist das nicht ganz so deutlich. Mögliche Erklärungen: 1) Deutsche Politikerinnen sind besonders sexy. 2) Im deutschen Internet klicken hauptsächlich lesbische Frauen und heterosexuelle Männer. 3) Der sexistische Mainstream, der in Deutschland besonders schlimm ist. 4) Die sich selbst erfüllende Prophezeiung durch das Logo von sexybundestag.de – es zeigt die Silhouette einer Frau.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

14 Kommentare

 / 
  • PS
    Passt scho

    @alter Chauvi-Sack.

     

    Condy Rice galt übrigens als pianistisches Wunderkind. Und was haben wir der nicht alles zu verdanken, nicht?

     

    Bist aber doch auch ein ganz Blitzgescheiter! Ran an den Speck!

  • DP
    dr paulsen

    Mal abgesehen von der Diskussion über die Seite.

    Eins ist mir beim Anblick der (offiziellen Fotos) der Bundestagsabgeordneten erschrecken aufgefallen: Dass viele Poltiker anscheinend immer noch nicht kapiert haben, dass man Bürger nicht nur zu 100% über die Sachfragen erreichen kann, sondern man seine Poltik (und damit sich selbst, als den öffentlichen Vertreter dieser Sachpolitik) zumindest halbwegs sympathisch dem Bürger auch verkaufen muß.

     

    Niemand würde auf die Idee kommen, dass man bei einer Bewerbung um eine Stelle möglichst das billigste Foto mit dem unsympathischsten Aussehen auswählt um sich darzustellen - aber viele Poltiker sind offenbar der Meinung, es würde ihrer Poltik helfen, wenn sie das schäbigste Billigfoto auf der offiziellen Bundestagsseite von sich ihren Bürgern präsentieren?

     

    Also Entschuldigung, aber manche Fotos sind wirklich grauenvoll.

     

    Das schlimme daran ist aber, das die Personen normalerweise viel sympathischer wirken und es zahlreiche Bilder von den Politiker gibt, wo sie für den Bürger viel positiver rüberkommen würden - also was zum Teufel haben sich die Damen und Herren dabei gedacht, sich dem Bürger möglichst hässlich und unsympathisch darzustellen? Will man damit möglichst viele Bürger abschrecken zur Wahl zu gehen?

     

    Spätestens seit Guttenberg und Koch-Mehrin sollte wirklich jeder Poltiker wissen, dass es nunmal ein Fakt ist, dass viele Politiker aus (angeblicher Attraktivität) und Sympathie gewählt werden. Es geht nicht darum den schleimigen Blendern Guttenberg nachzumachen, aber es geht darum den Umkehrschluß zu kapieren, dass der Bürger bei der Wahl zwischen zwei halbwegs gleichguten Poltikern, ganz sicher denjenigen lieber wählt, von dem er ein sympathischeres Bild hat.

     

    Machmal hilft auch die tollste Sachpolitik nicht, wenn man beim Bürger total unsympathisch ankommt. Also wie wärs, wenn sich alle Poltiker mal selbstkritisch ihre offizielle fotografische Selbstdarstellung dem Bürger gegenüber betrachten und sich mal überlegen, ob sie da nicht mal ein passenderes Bild verwenden wollen, dass einem nicht unbedingt als furchtbaren Unsympath darstellt?

  • B
    blablabla

    die sehen doch alle scheisse aus!

  • AT
    A T

    Sehr sehr schade ist es, dass sich alle Menschen nach ihrem erotischen Erregungspotenzial für andere bewerten lassen müssen.

    Ich stelle mir eine Politikerin oder einen Politiker vor, der die Sache nicht so "lustig" findet, wie anscheinend Frau Dorothee Bär.

    Schön für Frau Bär, wenn Sie nach ihrem sexy-Gehalt bewertet werden will.

    Aber könnte jemand ernsthaft öffentlich sagen, wenn er/sie es als sexuelle Belästigung empfindet?

    -- Vermutlich nicht, und das ist ziemlich bedenklich!

  • M
    Matthias

    Ich bin betroffen und schäme mich als Mann für meine Geschlechtsgenossen. Die Wagenknecht vor ♥ Agnes Krumwiede ♥ - seid ihr denn alle bescheuert?

  • X
    xparl

    Vielleicht hat das Ergebnis etwas mit diesem Script zu tun ;)

     

    http://pastebin.com/D9Wn52XM

    Interessant wird es ab Zeile 127

  • SS
    Stefan Seither

    Ich würde ja lieber schwul werden als mich mit einer Politikerin zu verabreden.

  • H
    Hopfenschauer

    Konstruktionsfehler: Obwohl in der Domäne der Begriff "sexy" auftaucht, werden die zur Abstimmung gestellten Pare zufällig, ohne Rücksicht auf die sexuellen Präferenzen des Users, gebildet. Wenn also die Fotos einer weiblichen und eines männlichen Abgeordneten auf dem Bildschirm erscheinen, setzt sich meine Maus quasi selbstständig in Bewegung. Für die auf den vorderen Plätzen ausschließlich weibliche belegte Rangliste scheint mir daher die von Julia Seeliger unter 2) genannte Erklärung "Im deutschen Internet klicken hauptsächlich lesbische Frauen und heterosexuelle Männer." plausibel, aber auch "3) Der sexistische Mainstream, der in Deutschland besonders schlimm ist." ist nicht von der Hand zu weisen, zumal die taz ihn seit einigen Tagen durch Herrn Yücsel kräftig unterstützt.

  • F
    Fetisch

    Die Ploetz is aber auch ein scharfes Teil....

  • V
    vic

    Ich hab mal reingeschaut... wem`s gefällt.

    Nicht auszudenken wenn der Freiherr noch im Rennen wäre;)

    Immerhin, Daniel Bahr hat`s recht weit gebracht im Herren-Ranking.

  • D
    DocMabuse

    Beruhigend: Guttenberg steht nur auf Platz 165.

  • BG
    Bernd Goldammer

    Exkremente riechen auch nicht besser wenn man sie dauernd rührt.

  • J
    joam

    Oder 5) Deutsche Politiker sind besonders unsexy

  • AC
    alter Chauvi-Sack

    Mein absoluter Favorit ist Agnes Krumwiede!

     

    Wer hätte gedacht, dass die Grünen solch

    eine Perle in ihren Reihen haben.

    Die sieht nicht nur fantastisch aus,

    die ist auch noch blitzgescheit und

    eine begabte Konzertpianistin.

     

    Und ledig ist sie auch noch...

    ich trete gleich morgen den Grünen bei!!