Kolumne Männer: Der Prinz von Ägypten
Wie reagiert ein Mann richtig auf die Nörgelei seiner Freundin? Was geht mich das an?
K ränkelnde Liebesbeziehungen sind wie der Nahostkonflikt: Die Krise dauert seit langem an, im Rückblick scheint unwichtig, wer angefangen hat, so verhakt haben sich beide Seiten. Und jeder, der neutral bleiben will, hat es schwer. So gesehen bin ich wie Ägypten.
Mein Nachbar klagte neulich: "Ich hätte nie gedacht, dass ich so was mal sagen würde, aber: Meine Freundin nervt mich. Sie nörgelt an mir herum, und ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll. Ich erdulde es einfach." Er senkte den Kopf und nuschelte das Erschütterndste, was ein Mann unserer soziologischen Gruppe äußern kann: "Ich führe dieselbe Beziehung wie meine Eltern."
Als Ägypten sah ich mich in der Pflicht, dem Bedrückten zu helfen. Aus guter Nachbarschaft. Und aus Sorge: Bei einer Verschärfung des Nahostkonflikts würde ich schließlich zum Anlaufpunkt für Hilfesuchende, und wir wissen ja, wie lang sich solche Flüchtlingslager halten.
ist Redakteur der taz.
Deshalb machte ich mich schlau. Zunächst schlug ich nach im Bestseller der amerikanischen Soziolinguistin Deborah Tannen: "Du kannst mich einfach nicht verstehen". Tannen geht von der Annahme aus: Frauen wollen Nähe, Männer Unabhängigkeit. "Eine Frau neigt dazu, eine Bitte, die unbeantwortet bleibt, zu wiederholen, weil sie überzeugt ist, dass der Mann ihrer Aufforderung nachkommen wird, sobald er nur begriffen hat, wie viel ihr daran liegt. Aber ein Mann, der nicht das Gefühl haben will, Anordnungen zu befolgen, zögert die Erfüllung der Bitte vielleicht instinktiv hinaus, um sich selbst zu überzeugen, dass er nur aus freien Stücken handelt. Nörgelei ist das Ergebnis, denn jedes Mal, wenn die Frau ihre Forderung wiederholt, schiebt der Mann die Erfüllung erneut hinaus."
Die feministisch geprägte Autorin hinterfragt nicht, ob das Anliegen der Frau eventuell unpassend ist. Oder ob die Nörgelei mehr mit genereller Unzufriedenheit zu tun hat und weniger mit ihrem Partner. Tannen konnte mich einfach nicht verstehen. Zögerlich griff ich zu Björn Thorsten Leimbachs "Männlichkeit leben. Die Stärkung des Maskulinen". Bei ihm sind nicht mehr die herrschsüchtigen Männer an allem schuld, sondern die Frauen, die Kerle verweichlichen.
Zur Nörgelei schreibt der selbst erklärte "Herzenskrieger": "Eine Frau stellt ihren Mann durch ihre Kritik auf die Probe. Sie möchte spüren, dass er unabhängig von ihrem Lob ist. Sie möchte seine wahre Größe und Unabhängigkeit spüren und ihn testen. Sie gibt ihm Kontra, um zu spüren, ob er trotzdem zu seiner eigenen Wahrheit stehen kann und sich nicht von dem, was ihm wichtig ist, abbringen lässt."
Zusammen genommen, heißt das: Frauen nörgeln, weil sie sich wünschen, dass Männer ihnen Aufmerksamkeit schenken. Diese dürfen auf Nörgeln aber nicht reagieren, das beweise Frauen maskuline Stärke. Soso. Im Nahen Osten gibt es immerhin einen weithin akzeptierten Lösungsweg: die Zweistaatenregelung. So gesehen, war meine Analogie etwas unpassend. Ich gebe meinem Nachbarn keinen Rat, ich taktiere weiter wie Ägypten. Das ist der beste Weg. Wie gehts eigentlich Präsident Mubarak?
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