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Kolumne LiebeserklärungIm Ohr des Betrachters

Am Tag gegen den Lärm finden weltweit Aktionen gegen störende Geräusche statt. Dabei ist Lärm wunderbar, ein Zeichen von Lebendigkeit.

Lärm ist subjektiv: Mache empfinden Geräusche als störend, die andere zum Einschlafen brauchen Foto: imago images/PhotoAlto

H eute ist der Tag gegen den Lärm – eine Aktion der Deutschen Gesellschaft für Akustik. Diese findet bereits zum 22. Mal statt, nun unter dem Motto „Alles laut oder was?“. Der International Noise Awareness Day soll über Lärmbelastung aufklären, auf gesundheitliche Risiken hinweisen und das Bewusstsein für störende Geräusche schärfen. Ein ganzer Tag gegen den Lärm. Dabei kann Lärm auch ganz wunderbar sein.

Der Duden definiert Lärm „als störend und unangenehm empfundene laute, durchdringende Geräusche“. Die Hörenden entscheiden also, was Lärm ist und was einfach nur ein Geräusch. Wenn durch die Decke unserer Wohnung die dumpfen Schritte unseres Nachbarn ertönen, regt das meine Mitbewohnerin furchtbar auf. Sie zerbricht sich den Kopf darüber, warum er abends regelmäßig einen Marathon hinlegt und wie man eigentlich so laut laufen kann. An einem Morgen werde ich von genau diesen Schritten geweckt, was ich herrlich finde.

Ich wohne noch nicht lang in der Wohnung, fühle mich noch nicht komplett zuhause. Höre ich morgens schon Schritte und Stimmen, erinnert mich das an meine Kindheit. Meine Eltern stehen so früh auf, dass sie vor dem Frühstück um 9 Uhr schon einen Kuchen gebacken, das Unkraut gejätet und eben auch einen Marathon durchs Haus zurückgelegt haben. Von diesen durch die Zimmerwände gedämpften Geräuschen wach zu werden, löst in mir ein Gefühl von Zuhausesein aus. Als Kind konnte ich ohne die Laute des Fernsehers aus dem Wohnzimmer nicht einmal einschlafen.

Die Hörenden entscheiden, was Lärm ist und was einfach nur ein Geräusch

Das Kreischen von Kindern auf dem Schulhof, das Rattern der Straßenbahn vor der Tür, das Dröhnen des Smoothiemixers in der Küche – ich bleib noch kurz liegen. Baustellenlärm an der Kreuzung – ich dreh meine Musik lauter. Der morgendliche Smalltalk im Großraumbüro – ich klinke mich ein.

Manche haben sich schon über das aggressive Tippen des Gegenübers beschwert, regen sich auf, wenn in der Bahn auf dem Platz gegenüber jemand genüsslich in einen Apfel beißt. Dabei sind Geräusche ein Zeichen von Lebendigkeit. Sie werden erst zum Lärm, wenn man sie dazu macht.

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5 Kommentare

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  • Die Huperei ist Lärmbelästigung, groelende Horden sind Lärmbelästigung, Lärm durch Müllwagen ist unvermeidlicher Weckruf, die Musik der Nachbarn ist nach Tageszeit und Stil mal Lärm mal angenehmer Hintergrund.

    Am besten sind allerdings die Vogelgesaenge morgens und abends.

  • 9G
    90946 (Profil gelöscht)

    Uff! Die Autorin wohnt also nicht in der Nähe eines Flughafens oder einer gut frequentierten Straße, wo hoch motorisierte Fahrzeuge mit röhrenden Auspuffanlagen entlangdonnern. Schön für sie, aber kein hinreichender Grund für so eine seichte "Liebeserklärung" an Lärm als Zeichen für Lebendigkeit!

  • Natürlich ist es etwas ganz normales, genüsslich in einen Apfel zu beissen, aber für Menschen wie mich ist es leider eine Qual, denn ich leide an Misophonie.



    Alleine diese Tätigkeit zu beschreiben ist mir wahnsinnig unangenehm, das reale Geräusch kann dazu führen, dass ich in Tränen ausbreche.



    Misophonie kommt öfter vor als man denkt, daher bitte bitte bitte, nehmt Rücksicht auf andere, auch wenn ihr nicht versteht, warum es sie stört.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    In der Rubrik 'Die Wahrheit' hätte der Text vielleicht einen Platz haben können. Aber als Kolumne Liebeserklärung? Liebeserklärung an wen - oder was? An Lärm?

    Wann folgt ein Artikel, dessen Conclusio ein Angriff auf das Ruhebedürfnis von Menschen ist? Unter Zuhilfenahme von Hörbie Grönemeyer: Ruhe gibt's genug nach dem Tod?

    Lisbett, meinen Eimer!

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Das ist natürlich völlig verharmlosender Humbug. Wie man weiß, macht Lärm krank und Menschen, die an stark befahrenen Straßen wohnen haben einen niedrigere Lebenserwartung.

    Aber die haben wahrscheinlich nicht verstanden, dass Geräusche erst zum Lärm werden, wenn man sie dazu macht.

    Und es gibt Gedanken, die sind so wenig durchdacht und reflektiert, dass es sich eigentlich nicht lohnt sie aufzuschreiben. Dazu ist es jetzt zu spät und so bleibt mir nur zu rätseln, wie ein derartig flacher Artikel seinen Weg in die taz finden konnte.