Kolumne Liebeserklärung: Ich hol dann mal die Pizza
Der Lieferdienst Foodora überrascht mit neuer Funktion: Man kann sich sein Essen jetzt auch abholen. Klingt nach Nepp, ist aber toll!
W er Hunger hat, sucht in der App das Lieblingsrestaurant, bestellt und wartet auf die netten FahrradfahrerInnen in ihren rosa Leibchen. Sie beenden den Hunger mit frischem Limettencurry, einem Burger oder der Lieblingspizza. So weit, so bekannt.
Doch seit Kurzem kann man mit der App des Lieferdienstes Foodora im Restaurant bestellen – um sich das Essen abzuholen. Angeblich, damit man nicht mehr so lange warten muss. Denn egal wie schnell die FahrerInnen radeln, sie kommen kaum mit den Aufträgen hinterher. Vor allem nicht zu Stoßzeiten, in der Regel sonntagabends.
Dieser „Service“ klingt nach Nepp! Man bestellt, das Restaurant zahlt dafür Provision an Foodora, und dann müssen die Hungrigen auch noch selber los. Als könnte man nicht selber im Restaurant anrufen.
Aber ich freue mich. Diese Funktion ist das Richtige für Menschen wie mich. Menschen, die Angst vorm Telefonieren haben. Ich darbe lieber abendelang, als nur einmal eine fremde Nummer in mein Handy zu tippen und mich mit vor Verunsicherung brechender Stimme vorzustellen, um dann „siebenunddreißig“ in den Hörer zu stottern und letztendlich die Nummern sieben und dreizehn zu bekommen.
Die Angst vorm Fremden am anderen Apparat ist immer da. Einen Zahnarzttermin ausmachen? Ich nehme einen Tag frei, fahre quer durch die Stadt zur Praxis, tue so, als wäre ich ganz zufällig in der Gegend, und greife ein Datum samt Uhrzeit ab. Fahrzeit: 94 Minuten. Ich hab mich daran gewöhnt, denn es ist allemal besser, als zu telefonieren. Ich erspare mir drei Stunden Aufregung, ein vor Schweiß triefendes Shirt und dreimal verwählen, weil die Finger zu sehr zittern.
Dieser neue „Lieferservice“ ist ein Segen für Menschen mit Telefonfieber. Jetzt kann ich beim Thairestaurant an der Ecke bestellen, ohne vor Ort 20 Minuten im Kalten zu warten, bis das Essen fertig ist. Und zumindest am Sonntagabend muss ich mich meiner Angst nicht stellen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
Überraschung bei U18-Wahl
Die Linke ist stärkste Kraft
RTL Quadrell
Klimakrise? War da was?
Ukraine-Verhandlungen in Saudi-Arabien
Wege und Irrwege aus München
Verlierer der Wahlrechtsreform
Siegerin muss draußen bleiben