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Kolumne LiebeserklärungImmer schön unkorrekt, Mr. Noah

Jürn Kruse
Kolumne
von Jürn Kruse

Er hat Jon Stewart als Anchorman der „Daily Show“ bei Comedy Central abgelöst. Der Start war gut, aber Noah kann noch viel mehr.

Hi. Foto: ap

Z wei Dinge hatte sich Trevor Noah – aufgewachsen auf den staubigen Straßen Südafrikas – niemals träumen lassen: ein Innenklo und einmal Moderator der „Daily Show“ zu sein. „Jetzt habe ich beides, und mit einem davon fühle ich mich richtig wohl.“

Der erste Witz in seiner ersten Show saß. Puh. Durchatmen. Noah ist nervös. Er grinst viel. Er macht immer wieder dieselbe Handbewegung. Doch wer wäre nicht nervös?

Noah, 31 Jahre alt, hat am Montag offiziell das Erbe von Jon Stewart als Anchorman von Comedy Centrals „The Daily Show“ angetreten. Die Sendung ist in den USA viel mehr als ein bisschen Comedy am Abend und viel klüger als der ZDF-Abklatsch „heute Show“. Sie ist für viele tatsächlich ein Anker in einer wildgewordenen Medienwelt, die im Fernsehen von Fox News vor sich her getrieben wird. Jon Stewart war das Korrektiv. Liberal. Aufgeklärt. Komisch. „Er war unser politischer Vater, und es ist komisch, dass Papa uns verlassen hat. Jetzt fühlt es sich an, als hätte die Familie einen neuen Stiefvater“, sagt Noah, als er in der neuen Studiokulisse sitzt, „und der ist schwarz.“

Das ist Noahs Anker seit er auf der Bühne steht: Er – weißer Vater aus der Schweiz, schwarze Mutter aus Südafrika – gehört in seiner Heimat und in den USA zu so vielen Minderheiten, dass er schon wieder Teil der Mehrheitsgesellschaft ist. Und damit spielt er auch jetzt wieder. Witze über Aids, Uganda, den Papst, die erzkonservativen Republikaner. Das sind seine Metiers.

In den ersten Folgen war er allerdings noch zu sehr Typ „Jon Stewart, gespielt von Trevor Noah“. Dabei kann er viel mehr: Noah ist ein großartiger Imitator jedweder Gruppe aus Unter- oder Oberschicht im angloamerikanischen Raum. Immer schön unkorrekt. Pointe geht vor Strafrecht. Mit diesen Mitteln wird er sein Versprechen aus der ersten Sendung einlösen: „Wir führen Krieg gegen den Bullshit.“ Und wir dürfen dabei zuschauen.

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Jürn Kruse
Ist heute: Redaktionsleiter bei Übermedien und freier Autor. War mal: Leiter des Ressorts tazzwei bei der taz. Davor: Journalistik und Politikwissenschaft in Leipzig studiert. Dazwischen: Gelernt an der Axel Springer Akademie in Berlin.
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3 Kommentare

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  • Büüüdddeeee?

    "Zwei Dinge hatte sich Trevor Noah – aufgewachsen auf den staubigen Straßen Südafrikas – niemals träumen lassen: ein Innenklo (und einmal Moderator der „Daily Show“) zu sein."

     

    Er wollte schon immer ein Innenklo sein?

     

    Echt jetzt, Herr Kruse?

    • @Wu:

      Je nun. Wer wollte Trevor Noah korrigieren, wenn er behauptet, er hätte sich ein Innenklo "niemals" träumen lassen - und den Job des Daily-Show-Moderators auch nicht?

       

      Kein Mensch kann wissen, was der andere träumt. Oder auch nicht. Allerdings ist "niemals" eine ziemlich lange Zeit. Sie verbindet den Moment der Geburt mit dem Jetzt. Davon, Daily-Show-Moderator zu werden, kann der Mensch womöglich nicht von Anfang an träumen, sondern erst, wenn er schon mal davon gehört hat, dass es eine Daily Show gibt irgendwo auf dieser Welt. Zu diesem Zeitpunkt allerdings dürften die aller meisten Menschen schon einmal vom Innenklo nicht nur gehört haben, sondern auch schon geträumt. Selbst dann, wenn sie aus "ihrem" Slum rein körperlich nie raus gekommen sind.

       

      Aber was soll's? Die Pointe geht vermutlich über alles im Showgeschäft. Übers Strafrecht, über die PC und sogar über die Logik. Hauptsache, die Einschaltquote stimmt. Und das, immerhin, ist ja belegt: Vernunft und Träume müssen nichts gemeinsam haben. Auch nicht, wenn schwarze Stiefväter träumen, die unverhofft zu Anchorman geworden sind für viele hunderttausend Mitbürger – und sich deswegen etwas unwohl fühlen. So unwohl, dass sie sich von wirklich jedem Deppen beklatschen lassen müssen. Sogar für richtig großen Mist.

      • @mowgli:

        ..das ist gar nicht mein Punkt, aber es müsste dann heissen: "ein Innenklo zu besitzen und einmal Moderator (...) zu sein."

         

        So steht da, dass der Wunsch des Herrn Noah war, ein Innenklo zu SEIN.