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Kolumne KulturbeutelHeiliger Stéphane

Selver Hodzic war stinksauer auf Stéphane Chapuisat, weil er ihn als einen "Scheiß-Jugo" bezeichnet haben soll. Dabei ist Chapuisat doch ein Heiliger – mit eigenem Buch.

Ein Bild aus alten Zeiten: Stephane Chapuisat im Schweizer Nationaltrikot. Bild: imago/Sven Simon

Chappi hat mich während des Spiels mindestens zehnmal als 'Scheiß-Jugo' bezeichnet und mir gesagt, ich solle wieder zurück in mein Land gehen." Selver Hodzic hat das am 31. Oktober 2004 gesagt. Er war stinksauer auf Stéphane Chapuisat, der an diesem Tag sein Gegenspieler im Spiel seines FC Thun gegen die Young Boys Bern war.

Ist Chapuisat, der mit Borussia Dortmund 1997 die Champions League gewonnen hat, ein Rassist? Die Frage wühlte die Schweizer Fußballgemeinde ein paar Tage lang auf. Zumal die Äußerungen, die der Schweizer nie bestritten hat, an einem Tag fielen, an dem vor dem Stadion Postkarten mit dem Aufdruck "Gemeinsam gegen Rassismus" verteilt worden sind.

Lange fragte man sich nicht. Als Chapuisat im Mai 2005 sein Engagement in Bern beendet hat, wurde er als bester Spieler der Vereinsgeschichte geehrt und als Held verabschiedet.

Bild: taz
ANDREAS RÜTTENAUER

ist Redakteur im Sportressort der taz.

Als solcher gilt er vielen in der Schweiz noch immer. Einem liegt er ganz besonders am Herzen: Philippe Dubath. Der Sportjournalist hat schon 2006 eine wahre Hagiografie über den Schweizer Fußballheiligen verfasst. Die ist nun in der Übersetzung von Claudia Steinitz auf Deutsch erschienen. In "Stéphane Chapuisat - eine Geschichte" unternimmt Dubath einen weiteren Versuch in der schönschreibenden Darstellung des Fußballspiels.

Für seinen ersten Versuch hagelte es Lob. In "Zidane und ich - Brief eines Fuballspielers an seine Frau" versucht einer seine Liebe zum Fußballsport jemandem zu erklären, der davon keine Ahnung und schon gar keinen Zugang dazu hat - einer Frau. Es ist die Leidenschaftsbeichte eines Fußballverrückten, der in den Jugendmannschaften, in denen er kickte, nur Ersatzspieler war und dennoch nie loslassen konnte vom Fußball.

So wie sein Vater. Er erinnert sich an einen gemeinsamen Stadionbesuch: "Ich sah auch, wie sie seine Augen mit Tränen füllten, als ein Mann von zarter Statur - um ihn zu sehen, rannten wir ins Stadion - wenige Meter von uns entfernt auf dem Rasen seinen Fußball spielte." Die beiden schwärmten vom 1985 mit 47 Jahren früh verstorbenen Schweizer Mittelfeldspieler Philippe Pottier. "Er bleibt für mich wie ein Buch, das man nicht vergisst", heißt es im Brief.

Jetzt wird also Stéphane Chapuisat angeschwärmt. Welche Größe ihm der Autor beimisst, wird schnell klar. Über die Anfänge des Kickers als Mensch schreibt Dubath: "28. Juni 1969, 01.40 Uhr, Charmette-Klinik, Lausanne. Dieses Jahr ist schon voll von Ereignissen, die viel über die Welt aussagen und in Erinnerung bleiben werden. Im Januar hat sich der Student Jan Pallach in Prag auf dem Wenzelsplatz in den Flammen geopfert. Sein Tod kündet der ganzen Welt vom Schmerz eines Landes. Im Frühjahr hat Jassir Arafat die Führung der Organisation zur Befreiung Palästinas übernommen. Im März ist die Concorde 27 Minuten geflogen." Welch Reihung!

Und das Spiel gegen den FC Thun? Darf ein Heiliger so schimpfen? Ja, meint Dubath: "Hier und da ein paar Ausraster in einer so wunderbaren Karriere, das ist weiß Gott nicht viel, nahezu bedeutungslos."

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Andreas Rüttenauer
Sport, dies und das

1 Kommentar

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  • AH
    Axel Humpel

    Wenn man Stéphane Chapuisat Rassismus vorwerfen möchte, sollte man schon mehr aufbieten, als eine Vermutung, auf der Grundlage einer Aussage, eines nicht sehr glaubwürdigen Spielers (Stichwort: Sexskandal FC Thun).

    Gibt es Äußerungen, Aktivitäten oder Ähnliches von Chapuisat, die den Vorwurf unterstreicht? So ist der Artikel doch ziemlich dünn und macht das wichtige Thema 'Rassismus im Fußbsall' albern.