Kolumne Kriegsreporterin: Journalist? Junge Frau? Alles eins
Der ARD-Vorsitzende nennt Jauch, Will, Schmidt und Lena ML in einem Atemzug - ganz so, als sei es egal, ob man das Programm mit Journalisten oder einer jungen Frau bestückt wird.
Hallo taz-Medienredaktion,
jetzt, wo das ARD-Ideen-Karussell erst mal in Bewegung gekommen ist, will es gar nicht mehr aufhören, sich um sich zu drehen. Günther Jauch, Anne Will, Harald Schmidt, Lena Meyer-Landrut - sie alle werden im Spiegel-Interview mit dem ARD-Vorsitzenden Peter Boudgoust in einem Atemzug genannt, ganz so, als sei es völlig egal, ob man das Programm mit Journalisten oder jungen Frauen bestückt, die gerade ihr Abitur gemacht haben. Und einen Gesangswettbewerb gewonnen haben, weil sie so schön schräg sind.
Da muss man ja schon dankbar sein, wenn es den ARD-Granden nicht einfällt, Menowin Fröhlich das Wetter machen zu lassen, jetzt, wo Jörg Kachelmann hinter Gittern kachelt.
Marc Bartor, der sympathische ARD-Nachrichtensprecher, jedenfalls geht erst einmal eine Ecke weiter und moderiert die Diskussion "Medienstandort Hamburg - wird die Zukunft verschlafen?" Neben dem Geschäftsführer von Hamburg 1, wie das ZDF ein Fernsehsender, sind so bedeutungsvolle Diskutanten wie der Vorstand der PSN Picture & Sound Network AG auf dem Podium und der Verlagsgeschäftsführer der Regional- und Abozeitungen der Axel Springer AG. Lauter Medien-Burner also, die mit Sicherheit was reißen würden, wenn man sie nur ließe. Veranstalter ist, tärämtätäm, der Pannenreaktorbetreiber Vattenfall. Was soll man da sagen? Schön, dass sich Vattenfall - hier im Norden mit seinen maroden Kernkraftwerken und dem anachronistischen Kohlekraftwerk Moorburg nicht gerade beliebt - so um die Medien sorgt.
Apropos Sorgen. Sorgen habe ich mir auch gemacht und mich zu dem Kauf der CD mit den Namen der Journalisten, die PR machen, durchgerungen. Natürlich erst, nachdem ich den österreichischen Anbieter auf 15 Euro runtergehandelt habe. Die CD taugt nichts. Ich steh nicht drauf.
Während immer mehr Freie merken, dass sie ohne PR-Jobs nicht über die Runden kommen und sich martern, ob und inwieweit man PR machen will, soll, muss, kommt ein Verlag wie Gruner + Jahr daher und vermeldet auf seiner Homepage stolz: "Wenn es um die Bedürfnisse von werdenden und jungen Eltern geht, gehören der Multi-Channel-Anbieter BABYWALZ und die Eltern-Gruppe von Gruner + Jahr zu den großen Playern im Segment. Um Kunden und Lesern beider Seiten künftig noch mehr Service zu bieten, starten die Marken eine umfassende strategische Kooperation: ab sofort ist im neuen BabyShop unter www.eltern.de/babyshop das gesamte, über 10.000 Produkte umfassende Sortiment von BABYWALZ erhältlich." Komisch eigentlich, dass die hohen Herren im Haus nicht müde werden, zu behaupten, bei ihnen würde Journalismus gemacht.
Aber auch ich muss diese Woche eine Urne Asche auf meinen Helm streuen. Ich habe letzte Woche die Aktivitäten der beiden Nachrichtendienstleister ddp und dpa nicht sauber getrennt. Ich hatte geschrieben, bei der dpa könnten Kunden jetzt die Nachrichten "voten". Das aber können sie nur bei der ddp. Die dpa lässt ihre Kunden lediglich kommentieren. Diese Fehlinformation bitte ich zu entschuldigen. Wer also "voten" will, bitte ddp abonnieren, wem die Einflussnahme durch das Kommentieren reicht: dpa.
Ja, überhaupt, "DSDS". Dessen Regisseur Volker Weicker nölt auf Spiegel online rum, dass die WM-Übertragungen zu emotionslos seien. Da hat er recht. Man könnte doch auch mal zeigen, wie sich ein Fußballfan in die Hose pisst. Oder dazuschalten, wenn ein Trainer einen Spieler als Eimer Scheiße bezeichnet. Das wäre wirklich mal gutes Fernsehen. Mit dieser Flanke zurück nach Berlin!
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