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Kolumne „Jung und dumm“Immer fleißig rühren

Fidel Castro in Adidasjacke. Sind „Menschen mobile Pflanzen“? Das Leben ist wie eine Kiste Rotwein: Wir schaffen das.

Backe, backe, Kuchen Foto: inkje / photocase.de

D er passionierte Professor Doktor Heribert Fahrradficker empfahl in seinem Seminar „Grundunterlagen des Kartoffeldrucks“ seinen Schützlingen nächtliche Ton- und Traumprotokolle. Dabei vergewaltigte er einen Stuhl.

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Es erscheint Fidel Castro, in Adidasjacke. Nein, keine Jacke – besser sollte man „Schürze“ sagen. Er rührt mit einem Schneebesen im Nudelsieb, wie man das als gute deutsche Hausfrau dieser Tage wohl so macht. Und singt dabei giggelnd im S-Bahn-Wagen.

Die muskulären Verspannungsgeister haben unterdessen vollends Besitz von mir ergriffen.

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Ständige Wiederholung der Frage, ob ich nicht an Wiederholungszwang leide (und Bejahung derselben). Bald muss ich in den Copy-Shop (Readerholungszwang).

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Was der Professor sagt, soll man machen, steht bei Facebook, auf der Seite „Norbert, der Notenhengst“. Außerdem noch, wie man 287 Prozent schneller liest. Funktioniert garantiert!

Immerfort diese Furcht, erst auf der Straße zu bemerken, dass man vergessen hat, sich anzuziehen. „Menschen sind mobile Pflanzen“, sagt Mathilde Seelbach. Mal im „Tierstimmen“-Seminar anbringen.

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Dass sie einen Helm trägt, ist am wenigsten erträglich; denn das bedeutet, dass sie überleben wird.

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Fidels Gesichtszüge verändern sich (ein bisschen), er transformiert sich (ein bisschen), seine Erscheinung wird langsam die von, huch, Volker Weidermann. (Volker Weidermann …abzukürzen idealerweise wohl mit „VW“ …der tatsächliche VW-Skandal! – Was kommt wirklich aus Weidermanns Auspuff?)

Er schaut böse, er schreit mich an. Ich stehe vor Gericht: zu viele Bibliotheksmahnungen. Leider, leider Todesstrafe. Auf dem Sender hinten links läuft eine Doku über Hitlers Tacker.

Oben drüber Kochen: Alles Vergängliche ist nur ein Kürbis. Anschließend Bericht über die FDP, die ja allgemein ziemlich viel, im Besonderen aber grad das Land für die „Beta Republik Deutschland“ hält. Typisch – noch nicht mal korrekt „Meta“ schreiben können die.

Im Zentrum eine „Show“, in der, wenn die Moderatorin Sachen sagt wie „Ich freue mich schon auf Sie“, das wie eine handfeste Drohung klingt, und bei der alles von vorne bis hinten eine so große Strafe ist, dass sie einfach niemand auf der Welt verdient haben kann.

Fännsähgugge, wie man es hier unten nennt, muss einem nämlich, wenn man es richtig macht, körperliche Schmerzen bereiten. Am schlimmsten aber ist eindeutig dieser Tomatensaucenfleck auf meiner Brille, der einfach nicht weggeht. Da hilft kein Putzen und kein Ziegenficken.

Zitat Ende.

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Adrian Schulz
Freier Autor
Seit 2015 bei der taz, zunächst als Praktikant, dann als freier Autor und Kolumnist (zurzeit: "Ungenießbar"). Nebenbei Masterstudium der Ästhetik in Frankfurt am Main. Schreibt über Alltag, Medien und Wirklichkeit.
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1 Kommentar

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  • Tja, da ist man ratlos. Zumindest auf den ersten Blick trifft "Jung und dumm" jedenfalls zu. Auf den zweiten auch noch.