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Kolumne HabseligkeitenDer Traum von der eigenen Matte

Kolumne
von Natalie Tenberg

Der natürliche Feind eines jeden Hobbys ist die Anschaffung des nötigen Equipments.

I ch denke darüber nach, eine Yogamatte zu kaufen. So eine eigene Matte, grübelte ich neulich, als ich im "Nach unten schauenden Hund" hing, hat ihren Reiz. Wenn Sie nicht wissen, wer dieser Hund ist, und wie man überhaupt in einem solchen nachdenkt, dann gehören Sie zu den wenigen Menschen in Deutschland, die noch kein Yoga machen, besser gesagt: praktizieren. Yoga nämlich ist das neue Jogging, was man allein daran erkennt, dass wir dicken Frauen zu Hause nicht mehr in Jogginghosen rumhängen, sondern in Yogapants und sich jede dritte Großstädterin in der Ausbildung zur Yogalehrerin befindet.

Alles an diesem Sport ist super, nur eben nicht, wenn man auf die im Studio ausliegenden Kunststoffmatten angewiesen ist. Dann bekommt man auf allen ausgestreckten Vieren stehend, den Po in die Höhe geschraubt, Nase weit nach unten, im "Nach unten schauenden Hund" eben, eine Ahnung davon, dass Schweißfüße ein weit verbreitetes Phänomen sind. Als wir später auf unseren Hacken saßen, die Arme vorgestreckt, Handflächen auf den Boden gelegt, berührte meine Stirn die Matte genau dort, wo schon ganz viele andere Menschen gelegen haben müssen. "Warum also keine eigene?", dachte ich.

Wenn Sie nun finden, ich habe Recht, eigentlich sei die Matte keinesfalls sinnloser Plunder, muss ich Sie aufklären: Ich gehe höchst selten zum Yoga, obwohl es mir dort nicht schlecht gefällt. Je mehr ich mir nämlich vornehme, etwas zu tun, desto weniger gelingt es mir. Ich habe keine Ahnung, warum. Und ist nicht die Anschaffung des passenden Equipments Ausdruck eines festen Vorhabens? "Wenn ich also erst mal die Matte habe", fürchtete ich, als ich kurze Zeit später ausgestreckt da lag und eigentlich entspannen sollte, "dann passiert das Gleiche wie mit dem Hockeyschläger." Den hatte ich vor ein paar Jahren aus Indien mitgebracht, um eine auch vorher nicht besonders glänzende Hockeykarriere wiederzubeleben. Benutzt wurde er nie.

Bild: taz

Natalie Tenberg ist Redakteurin im Ressort tazzwei.

Tennisbälle setze ich nur noch ein, um Daunenkissen im Trockner aufzulockern. Zwei Terrabänder liegen unbeachtet in meiner Schreibtischschublade, ein Paar Rollerblades im Schuhschrank. In der Abstellkammer, bei uns nur "Chamber of Horrors" genannt, müssten sich noch Tischtennisschläger befinden. Die Laufschuhe vor der Haustür, die signalisieren, dass dahinter ein besonders sportliches Paar wohnt, täuschen. Wer ganz genau schaut, kann schon eine dünne Staubschicht auf ihnen erkennen. Der gleiche Staub liegt übrigens auf den Büchern "Eso Si - Spanisch für Anfänger", "Der Französisch-Kurs","Teach yourself Hindi" und einem Gitarren-Lehrbuch, das irgendwo im Regal verschollen ist. Die Gitarre selbst steht neben dem Akkordeon, von dem wir nicht wissen, wie man es spielt.

Vielleicht, so denke ich, komme ich weiter, wenn ich eben keine Matte kaufe, sondern demütig auf denen des Studios herumturne. Das gesparte Geld könnte ich sofort in den so sehnlich gewünschten Entsafter investieren. In Zukunft, so meine glückliche Vision, werde ich jeden Morgen einen frischen Gemüsesaft trinken. Denn auf seine Gesundheit muss man Acht geben.

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1 Kommentar

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  • T
    Towel

    Ein Handtuch tät´s doch, oder?