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Kolumne Geht‘s nochKein Plansch für Wuff

Ambros Waibel
Kolumne
von Ambros Waibel

Dürfen Hunde baden, wo Menschen das unbehelligt tun wollen? Natürlich nicht. Aber warum nicht auf dem Rechtsweg Gassi gehen?

Hund am See. Foto: dpa

E s gibt noch Politiker in Berlin: Die Umweltstadträtin des Bezirks Steglitz-Zehlendorf will an dem von ihr verhängten Aufenthaltsverbot für Hunde an zwei innerstädtischen Seen festhalten – wuff!

Diese Nachricht ist Ihnen bis hierhin, geneigte LeserIn, zu banal und hauptstadtzentriert? Sie haben völlig recht. Aber das zuständige Verwaltungsgericht hat in dieser Woche der Sache “grundsätzliche Bedeutung“ attestiert und deshalb eine Berufung gegen sein eben jenes Hundeplanschverbot aufhebende Urteil zugelassen.

Der Hund, so heißt es, sei der älteste Begleiter des Menschen. Eine Zeit lang scheint die Sache auch ganz gut gegangen zu sein. Erst Mensch, dann Tier. Mensch spricht, Hund folgt. Mensch badet, Hund wartet.

Dann änderte sich etwas. Nicht so sehr das Verhältnis von Mensch zu Hund und natürlich überhaupt nicht bei allen, ja sogar eher lediglich bei einer allerdings nicht zu übersehenden Minderheit, damit das ganz klar ist, wuff!

Köter oder Karre

Was sich auf leisen Pfoten verschoben hat, ist das Verhältnis von Mensch zu Mensch. Hundehalter sind da nicht anders als SUV-Fahrer: Da sie zu normalen zwischenmenschlichen Kontakten nicht in der Lage sind, haben sie sich in ein Paralleluniversum zurückgezogen, in dem die Rechte ihres Fetischs, ob Köter oder Karre, mehr zählen als die von, zum Beispiel, Menschenwelpen.

Für alle Menschen in diesem Teil der Galaxie ist völlig klar, dass, wer meint, sein Hund habe ein Menschenrecht, dort zu baden, wo Menschen baden, selbst zu heiß gebadet ist.

Dass in unmittelbarer Nähe zu den beiden als EU-Badestelle zertifizieren Menschenseen bereits ein extra Hundesee ausgewiesen wurde – der sein EU-Zertifikat dann wegen der Verschmutzung durch Hundekot prompt verlor –, war dabei wahrscheinlich schon zuviel des Entgegenkommens: Man kennt den schmalen Grat von Bestätigung und Abgrenzung von der teilnehmenden Auseinandersetzung mit paranoiden Demenzpatienten.

Die Umweltstadträtin heißt übrigens Christa Markl-Vieto. Schöner wäre natürlich, wenn sie Markig-Veto hieße – und weiterhin nicht nur spielen wollte.

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Ambros Waibel
taz2-Redakteur
Geboren 1968 in München, seit 2008 Redakteur der taz. Er arbeitet im Ressort taz2: Gesellschaft&Medien und schreibt insbesondere über Italien, Bayern, Antike, Organisierte Kriminalität und Schöne Literatur.
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8 Kommentare

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  • Ich war dieses Jahr oft an der Krummen Lanke schwimmen. Durch das Fernbleiben der Hunde konnten Freunde und ich nun im und auf dem Wasser dort erstaunlich viele sonst dort kaum gesehene Tiere beobachten. Sobald sich dann doch ein Hund an oder ins dortige Wasser verirrt hatte, war Ende. Wenn die Hundebesitzer sich in den letzten Jahren vor dem Gassi-Verbot wenigstens an die Leinepflicht dort gehalten hätten, dann wäre die Störung für die dort ansässigen Tiere nicht so massiv gewesen. Mir ist das ja erst dieses Jahr aufgefallen, was das alles für eine massive Störung für die anderen Tier ist, wenn die Hunde dort ständig ihren Jad-, Spiel- und sonstwas Trieb ausleben dürfen. Und das hat ja vorher faktisch immer stattgefunden. Da hat doch fast k e i n e r seinen Hund angeleint. Dort keine Hunde mehr am Ufer zuzulassen ist Schutz der Natur.

  • Heute Schlachteplatte - dörflich:

    Brotteroder Hund an Knoblauch -

    Thüringisch -

    Aufenthaltsverbot für Hunde an zwei innerstädtischen Seen -

    Balinerisch.

     

    kurz -

    Die SUV and dogs Formel demenziale:

    Coito ergo targo sum = Ich denke -

    Also bin ich durch die Bank verwirrt.

    Wuffdi Wuffdi Wuff.

    • @Lowandorder:

      Wie sang einstens Hagens Nina?

       

      "ich bin dein hund

      ich bin dein hund

      ich bin dein h-h-h

      ich bin dein hund

       

      beiß in dein bein

      und in den sack

      beiß kräftig rein

      schnapp-schnapp

      zack-zack

       

      ich piss dich voll

      und scheiß dich an

      ich pisse toll

      wohin ich kann

       

      kack in dein bett

      und leck dich weg

      beiß in dein ohr

      wie nie zuvor

       

      halt´s maul"

      • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

        Gemach -

        Von dem Satz von Horst Stern:

        "Ganz gut - wenn die Kühe des Waldes ab und an mal bewegt werden!" - zu frei laufenden Hunden im Wald - hab ich viel gehalten -

        Mein Welsh - lang her - auch.

        Tür auf & drei Stunden später platt im Flur.

         

        In die Stadt - ohne diese Möglichkeit - Gehört kein Hund - ja.

        Aber - so ist die Welt der Städte und ihrer Bürger nun mal nicht.

        Bleibt nur die Einhegung - mehr recht als schlecht.

        Nix gegen Punky-Nina - aber

        Ihres - hat sie sicher nicht gemeint &

         

        By the way - Istanbul - >

        Die Stadt der Katzen - nicht der Hunde;) - Omar Pamuk - >

        Istanbul – Erinnerung an eine Stadt İstanbul – Hatıralar ve Şehir ~>

        Vielleicht hilft das ja weiter.

  • Halt doch ein Berliner Problem :-) .

    1. Grundsätzlich:

    Ein wenig Toleranz, gegenseitiges Verständnis und Rücksichtnahme (auch Radfahrer und Eltern+Kinder sind damit gemeint) hilft ungemein.

     

    SO :

    Sätze wie " Der böse schwarze Hund will dich bestimmt gleich beissen. " ; von Eltern, Großeltern an die lieben Kleinen durfte ich bisher sehr oft erleben und sind bestimmt nicht förderlich für ein gepflegtes Zusammenleben .

     

    @Kurt-Horst Dloch :

    Ich bin für eine Verbot von Arschlöchern an Seen, auf Wiesen, in Wäldern, Parks und Feldern!

  • Hunde haben heute keine Funktion mehr. Hundebesitzer sind nicht mehr darauf angewiesen, daß ihr Vierbeiner die Schafherde zusammenhält oder Rebhühner jagt. Der Hund hat als Nutztier ausgedient und ist zum reinen Prestigeobjekt verkommen. Sein Allgemeinnutzen steht in Frage. Sie hinterlassen stattdessen überall Urin, Kot, Haare und unangenehmen Geruch aus mehreren Körperöffnungen. Sie springen harmlose Passantne und Radfahrer an. Sie wollen immer "nur spielen". Hunde sind ein Ärgernis für die Öffentlichkeit. Wenn man künftig noch mehr Nutztiere zu Haus- und Schoßtieren umfunktioniert, laufen bald auch Kuh, Huhn, Schaf und Muli mit ihren Herrchen in den Fußgängerzonen spazieren.

     

    Für ein Hundeverbot an Seen, auf Wiesen, in Wäldern, Parks und Feldern!

    • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

      Da warte ich jetzt mal auf die Rettungsschafestaffel und die zertifizierten Blindenführmulis. (Blindenkuh und Blindenhuhn wollt ich mal nicht an erster Stelle nennen.)

       

      Und ja, Schäfer (auch wenns nimmer sooviele gibt) sind durchaus auf Hunde angewiesen. Was solln se denn sonst nehmen, ne Drohne?

      • @Bulletdeluxe:

        Rettungshunde, Blindenhunde, Hirtenhunde: Sie erfüllen die Nutztierkriterien. Und sie stellen damit ungefähr 0,1% aller Hunde hierzuschlande.