Kolumne Frauen: Mia-Sophie Wellenbrink
Das "Fruchtalaaarm"-Mädchen, anderen romantisch verklärten Verirrungen und der unvermeidliche Boris Becker.
David Denk, bald 28, arbeitet und schreibt in den taz-Ressorts tazzwei und Medien.
Diese Kolumne möchte ich dazu nutzen, meine Verlobung mit Mia-Sophie Wellenbrink bekannt zu geben. Erinnern Sie sich? Ich sag nur "Fruchtalaarm" - der Werbespot für diesen Joghurt. Um mich wars geschehen, als ich neulich ein Interview mit ihr gelesen habe, im Stern, der beim Vietnamesen rumflog. Darin tritt Mia-Sophie genauso neunmalklug auf, wie man das von Jungschauspielern erwartet. "Ich war so kindisch", war ihr Kommentar zu ihrer Rolle in "Kreuzfahrt ins Glück". Man muss dazu sagen: Mia-Sophie ist zehn. Als Hochzeitstermin habe ich daher Mai 2020 angepeilt. Dann ist Mia-Sophie 21, und ich bin in der Midlife-Crisis - der perfekte Zeitpunkt also, sich eine Jüngere anzulachen. Ob ich mir den Porsche vor oder nach der Vermählung zulege, entscheide ich spontan. Vielleicht fahren Männer wie ich bis dahin ja auch ganz andere Autos.
Manchmal ertappe ich mich bei dem seltsamen Gedanken, dass diejenige, die mir eines Tages den Sabber aus dem Gesicht wischen und meine Windeln wechseln wird, womöglich noch gar nicht geboren ist oder aber die süße kleine Tochter von Freunden. Bevor jetzt alle ihre Kinder vor mir verstecken: ICH bin nicht Boris Becker - es handelt sich lediglich um ein Gedankenspiel. Und zur tatsächlichen Verlobung mit Mia-Sophie Wellenbrink wird es übrigens sowieso nicht kommen, weil ihre Familie nach dieser Kolumne garantiert erwirken wird, dass ich mindestens 100 Meter Abstand zu ihr halten muss - zu ihr und zu jedem Fernseher, in dem die Jungschauspielerin zu sehen ist.
Es ist nicht auszuschließen, dass Sie mich trotz dieser Beteuerungen immer noch für einen Schwerenöter halten. Ich kann es Ihnen nicht verdenken. Aber, hey, das ist alles ein großes Missverständnis: In dieser Kolumne geht es nämlich gar nicht um mich, auch wenn hier andauernd "Ich! Ich! Ich!" steht - ja, da staunen Sie, was? Held dieser Kolumne ist so ein merkwürdiger Typ, der genauso alt ist wie ich, mir überdies erstaunlich ähnlich sieht (auch wenn er ein bisschen dicker ist als ich) und manchmal zufälligerweise das Gleiche erlebt wie ich. Ich war zum Beispiel am vergangenen Wochenende mit Heidi Klums Ex Flavio Briatore und - da ist er wieder - Boris Becker einen heben - fragen Sie nicht, was wir getrunken haben, nicht wo und - uiuiui! - auch nicht, welch reizende Begleitung wir dabeihatten - sonst wird der Neid Sie zerfressen.
Okay, ich gebe zu: Dieser Bluff meines Kolumnen-Ichs war reichlich durchschaubar: Boris Becker war natürlich nicht dabei. Der hat doch wieder eine Verlobte, die ihn kaum noch vor die Tür lässt, wie er mir vorgestern per SMS mitgeteilt hat. "so ausgepowert war ich zuletzt nach meinem match gegen camporese 1991", schrieb Boris, und ich fragte mich, ob man ein Aas sein muss, um so viele Asse zu schlagen wie er. Dann schlief ich ein und träumte wirr, von Madonna, die mit meinem Fahrlehrer Reibekuchen auf dem Mettmanner Blotschenmarkt verkauft.
Als ich wieder aufwachte, stellte ich mir die in solch melancholischen Momenten beliebte Frage, wo meine zukünftige Verlobte - nein, nicht Mia-Sophie Wellenbrink, die richtige - wohl gerade ist, was sie macht und ob sie auch manchmal an mich denkt, ohne zu wissen, wer ich bin, wo ich bin und was ich gerade mache. Ein nicht besonders origineller, aber immerhin romantischer Gedanke, den der mittelmäßig begabte Regisseur einer Liebeskomödie wohl mit Musik von Coldplay oder Snow Patrol unterlegt hätte.
"Die Einschläge kommen näher", hat mein Opa immer gesagt. Auch wenn er, der aus Russland wusste, wie sich echte Einschläge anfühlen, das etwas anders gemeint hat, musste ich an ihn denken, als mir ein anderer gleichaltriger Kumpel neulich eine E-Mail mit der nüchternen Betreffzeile "info" schickte. Darin teilte er mit, dass seine Frau (ja, verheiratet ist er auch schon!) und er im September ein Kind erwarten. Natürlich habe ich gleich gratuliert und mich insgeheim mal wieder gefragt, ob ich mein Leben nicht auch langsam ein bisschen verbindlicher gestalten sollte. Was Mia-Sophie wohl dazu sagen würde?
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtsdrift der Union
Merz auf dem Sprung über die Brandmauer
Trumps Forderungen und die Bundeswehr
Aus lauter Angst
Probleme der „Tagesschau“
Flaggschiff in Schieflage
Traumareferent*in zu Aschaffenburg
„Viele Menschen werden erst in Deutschland richtig krank“
Neue Prognose für Bundestagswahl
Untenrum offen
Grünes Desaster
Der Fall Gelbhaar und die Partei