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Kolumne FrauenDer Blonde hört mit

Kolumne
von David Denk

Im Café gibt es Getränke und Zeitungen, aber vor allem intime Gespräche am Nebentisch.

M it meinem Exfreund hat es auch erst wieder funktioniert, als ich ihn betrogen habe", sagt die Rotblonde vom Nebentisch, die ohne ihre ambitionierte Brille wesentlich besser aussieht als mit. Ihre beiden Freundinnen, die Brünette im Minirock und die kleine Inderin, nicken, als hätte man ihnen gerade eine Frage gestellt. Apropos Frage: Wie das "Ex" vor den Freund kommt, erzählt die Rotblonde nicht. Frechheit! Man kann mich doch nicht erst anfixen und dann die schmutzigen Details für sich behalten.

Ich gehe gern in Cafés, das ist so ein Tick von mir, am liebsten stundenlang. Angefangen hat das alles in Budapest, in meinem Auslandssemester, in dem ich, weil mein Ungarisch zwar zum Bierbestellen reichte, zum Studieren aber nicht, die wunderschönen Budapester Kaffeehäuser für mich entdeckte, allen voran das von der Gentrifizierung dahingeraffte "Eckermann" im Gebäude des Goethe-Instituts am Prachtboulevard Andrássy út. Ja ja, werden jetzt bestimmt irgendwelche Schlaumeier gleich anmerken, wie pseudo ist das denn, von Budapester Kaffeehäusern zu schwärmen und dann doch meistens in dem deutschsprachigen Abklatsch rumzuhängen. Ich kann dazu nur sagen: Na, was denn sonst?! Denn warum geht man in Cafés? Um Kaffee zu trinken natürlich, Zeitunglesen ist auch wichtig, Leutegucken fast noch wichtiger, aber am meisten Spaß macht es doch, Gespräche zu belauschen, am besten Frauengespräche, aber ich bin da nicht so, nehme, was kommt.

So gesehen sind die drei Freundinnen vom Nebentisch ein Gottesgeschenk, sie sind nicht nur akustisch gut zu verstehen, sondern widmen sich, wie oben schon angedeutet, auch einem inhaltlich überaus ansprechenden, vielschichtigen Thema: Männern. Die Rotblonde versucht es gerade so darzustellen, als sei ihr Ex quasi selbst schuld daran gewesen, dass sie ihn betrogen hat, weil er überhaupt nicht eifersüchtig gewesen sei. "Es macht mich rasend, wenn ein Mann nur nett ist", pflichtet die Brünette im Minirock bei, offenbar erwarten beide vom Mann an ihrer Seite, dass er ihr regelmäßig auf offener Straße eine Szene macht. Moment mal: Sind dafür nicht eigentlich die Frauen zuständig? Die kleine Inderin hält sich in dem Expertinnengespräch auffallend zurück: ob sie ahnt, dass der Feind mithört?

Bild: taz

David Denk ist Redakteur im taz-Medienressort.

Gestern Abend war ich mit meinem Bruder und Freunden auf einer Studentenparty und habe mich schrecklich gelangweilt. Einerseits weil der DJ uns mit seiner Titelauswahl ganz offenbar dafür bestrafen wollte, dass wir nicht zu Hause geblieben sind, und andererseits weil es so laut war, dass man sein eigenes Wort kaum verstand - geschweige denn das von anderen. Und bei 1.000 feiernden Studenten wäre bestimmt die eine oder andere Gesprächsperle dabei gewesen. Deswegen mag ich übrigens auch Clubs nicht besonders - weil Glotzen allein mich auf die Dauer dann doch anödet.

Nur damit Sie sich nicht wundern, warum ich von dem Expertinnengespräch am Nebentisch abgekommen bin: Es war irgendwann ähnlich abrupt vorbei wie in dieser Kolumne. Plötzlich redeten die Freundinnen über Flugpreise nach Mumbai und was sie Weihnachten so machen. Mein Interesse erlosch schlagartig - es ist allerdings auch schnell wieder entfacht.

Deswegen dieser Warnhinweis: Wenn Sie das nächste Mal in einem Café Vertrauliches besprechen, scannen Sie bitte zunächst Ihre Umgebung. Sollte Ihnen ein großer Blonder auffallen, der die Zeitung falsch rum hält, verlassen Sie sofort das Lokal. Sie wollen doch nicht, dass morgen in der taz steht, was Sie da heute besprechen.

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Ressortleiter tazzwei

2 Kommentare

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  • E
    ebner

    toller stil!

    sonst schreibst du aber für bild !?

  • J
    Johannes

    Guter Ansatz der Analyse von Gesprächstrivialitäten. Denn was heute oft in Umfang und Art gedacht und dann sogar direkt rausgeplappert wird, hätte noch vor Jahrzehnten zur Zwangstherapie gereicht. Zeitgeistige Frauen sind hier besonders prädestiniert, daher sind sie vermutlich auch so oft unglücklich, da sie mit ihrer unerträglichen Art auch an Männercharakteren nur bekommen, was sie selbst durch ihre eigene Trivialität und Oberflächlichkeit verdienen.