Kolumne Fernsehen: Bermudadreieck des Bügelfernsehens
Wer krank ist, schaut auch dann fern, wenn normalerweise nur RTL-Loser einschalten. Und sieht reihenweise Männer am Herd.
E s gibt wenige Regeln in meinem Leben - zu wenige, würde meine tolle neue Hausärztin sagen, mit strengem Mutterblick über ihre Brille hinweg. Deshalb hat sie gleich mal ein paar neue aufgestellt: keine Milch, kein Zucker, kein … Spaß. Die apokalyptischen Szenarien, die sie mir vorhin in ihrer Sprechstunde mal eben schnell skizziert hat, erspare ich Ihnen lieber. Mir ist selber noch ganz anders. Aber meine Schilddrüse ist von normalem Wuchs, immerhin.
Machen wir uns nichts vor: Ich bin ein kranker Mann - und steigere mich da kein bisschen rein. Ich habe das sogar schriftlich: Krankgeschrieben hat meine tolle neue Hausärztin mich - wegen eines Virusinfekts. Ich war also eh schon geschwächt, als mich die weiteren Hiobsbotschaften aus meinem Innern erreichten. Jetzt liege ich also wieder in meinem Bett und kuriere mich aus.
Nach einem kurzen Nickerchen werde ich wohl wieder ins Wohnzimmer umziehen und die bis dato einzige goldene Regel in meinem Leben brechen, wie schon gestern und vorgestern und morgen wohl auch - immerhin das halte ich durch. Die Regel lautet: kein Fernsehen vor acht. Tagsüber Fernsehen ist für Loser wie die bei RTL. Oder für Krankgeschriebene wie mich.
David Denk ist Co-Leiter des tazzwei-Medien-Ressorts.
Scripted-Reality-Dokus, Gerichtsshows, US-Comedyserien, Soaps, Telenovelas, Boulevardmagazine - im toten Winkel meiner Aufmerksamkeit geht es nicht allzu komplex zu. Der Nachmittag gehört dem Bügelfernsehen. Es ist nicht mehr als ein Soundteppich gegen die Stille und will auch gar nicht mehr sein.
Deswegen stört sich auch niemand daran - wenn es denn überhaupt jemand merkt -, dass das ZDF zweimal die gleiche Sendung hintereinander sendet. Um 14.15 Uhr läuft "Die Küchenschlacht" und um 15.05 Uhr "Die Topfgeldjäger" - gekocht wird im Nachmittagsprogramm also auch, natürlich. Und nur mit Wasser, wie die Ähnlichkeiten der Formate zeigen: In beiden Sendungen treten Hobbyköche gegeneinander an, am Ende jeder Sendung verkostet ein Juror, TV-Koch wie der Moderator, das Ergebnis und bewertet. Wer gewinnt, darf wiederkommen und weiterkochen.
Der einzige nennenswerte Unterschied ist, dass Moderator Steffen Henssler in "Die Topfgeldjäger" kurz allein was brutzelt und vier Quizfragen stellt. Ein rührender Versuch, von den Parallelen abzulenken. Henssler und Juror Frank Rosin waren vorher bei der "Küchenschlacht", bevor sie im Sommer 2010 ihre eigene Show bekamen, in der sie seither ihre lauwarme Hassliebe pflegen.
"Die Fernsehmacher stehen für frische Ideen und innovative Konzepte", heißt es auf der Website der Produktionsfirma beider Formate. Dem ZDF schenken sie außerdem das innovative Konzept "Lafer! Lichter! Lecker!". Darin treten die Fernsehköche Johann Lafer und Horst Lichter mit je einem prominenten Beikoch gegeneinander an.
Und trotzdem bleibe ich beim Zappen immer wieder bei Kochshows hängen wie bei Partys in der Küche. Heute erst recht! Ist das Zuschauen doch das Einzige, was mir geblieben ist, jetzt, da ich nach dem Willen meiner tollen neuen Hausärztin kaum noch was essen darf.
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