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Kolumne FernsehenNichts bewegt sich

Kolumne
von David Denk

Große Lust, sich morgens in der U-Bahn die Nachrichten von Vorvorgestern reinzuziehen? Dafür braucht man nicht mal eine Tageszeitung.

Alte Neuigkeiten aus dem Bundestag gibt es in der U-Bahn. Bild: reuters

M anchmal stehe ich morgens verschlafen in der U-Bahn und frage mich, wieso die Leute mich bloß so anglotzen. Bad Hair Day? Hab ich was im Gesicht, was da nicht reingehört? Vergessen, mich anzuziehen? 21, 22, 23 – und dann fällt es mir wieder ein, spätestens dann …

Auch bei anderen Fahrgästen über 1,80 Meter Körpergröße beobachte ich ihn gelegentlich, diesen verunsicherten Blick, wenn alle Augen auf sie gerichtet sind – bis sie merken, dass man haarscharf an ihnen vorbeiguckt, auf die Monitore an der Decke. Auch ich kann nicht anders. Kaum einer kann anders. Nur mit Buch oder schlafend kann man sich diesem merkwürdigen Sog entziehen, dem Sog des U-Bahn-Fernsehens.

Wobei das U-Bahn-Fernsehen streng genommen ja gar kein Fernsehen ist, denn weder spricht irgendwer einen Text noch bewegt sich irgendwas. Es gibt nur ein Standbild und dazu ein Textchen, das der visuellen Komponente in Sachen Schlichtheit in nichts nachsteht.

Bild: taz

ist Co-Leiter des Ressorts tazzwei/Medien.

Das mit dem fehlenden Ton verstehe ich ja noch, ist eh schon laut genug im Waggon, mit den „Straßenfeger“-Verkäufern, Straßenfeger-Gipsybands (ist das politisch korrekter als „Zigeuner“ oder nur englischer?) und „Bin gleich da“-Telefonaten – aber warum die Bilder strammstehen müssen, begreife ich nicht. Weil es reicht, dass sich der Zug von der Stelle rührt? Angst vor epileptischen Anfällen bei bewegungssensiblen Pendlern? Antworten gern an kolumne@taz.de, damit ich – zumindest, was das angeht – nicht dumm sterben muss.

Im Sommerhalbjahr fahre ich kaum U-Bahn und habe trotzdem nicht das Gefühl, irgendwas zu verpassen – erst recht nicht im U-Bahn-Fernsehen. Vorigen Samstag in der U8 habe ich erfahren, dass der Wahlkampf in NRW zu Ende gegangen ist. Eine Nachricht, die mich nicht gerade umgehauen hat, aber wenigstens war sie tagesaktuell.

Anders als die Sportmeldung, Thema Bundesliga-Relegation, in der Hertha-Trainer Otto Rehagel zitiert wurde: „Wir werden in den nächsten Tagen viele Gespräche führen und mit neuem Mut nach Düsseldorf fliegen.“ Das hatte er gleich nach dem Hinspiel im Fernsehen gesagt. Am Donnerstag, zwei Tage zuvor.

Als Zeitungsjournalist bewegt man sich natürlich auf gaaanz dünnem Eis, wenn man andere Medien für ihre Langsamkeit kritisiert. Wir von der schnellen Truppe sollten zusammenhalten. So-li-da-ri-tät? Ach, scheiß drauf! Als Zeitungsmacher kann man nur neidisch aufs U-Bahn-Fernsehen und seine Macher sein, weil diese Scharlatane verbreiten, was eh schon alle wissen – und trotzdem guckt jeder hin. Zeitungen kauft aber mit dem gleichen Argument kaum noch jemand (sofern Sie diese taz nicht geklaut haben: Schön, dass Sie da sind!).

Beschließen möchte ich diese Kolumne mit einem Tipp aus meiner Lieblingsrubrik im U-Bahn-Fernsehen, „Karriere“: Vor Bewerbungsgesprächen sollte man sich über das jeweilige Unternehmen informieren. Punkt. Jaha, selten wurde eine Binse so gelassen ausgesprochen. Ich bin schon gespannt, was ich beim nächsten Mal im U-Bahn-Fernsehen nicht dazulernen werde.

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Ressortleiter tazzwei

6 Kommentare

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  • P
    Porcupine

    Und was möchte uns der Autor nun genau sagen? Wie andere Kommentatoren bereits richtig bemerkt haben, steckt hinter dem Beitrag exakt null Recherche und 100 Prozent bräsiges Rumgenörgel. Wer lediglich an den Befindlichkeiten einzelner Berlin-Mitte-Hipster interessiert ist, mag an solchen Texten vielleicht Spaß haben - diese kann man aber auch zu hunderten in diversen Blogs finden. So gewinnt Ihr keine neuen Abonnenten, liebe taz...

  • P
    Peter

    Welche Chance? Wer soll hier Chancen bekommen? Ich darf an die uralte Maxime erinnern: "Halt du sie dumm, ich halt sie arm." Chance ... lächerlich!

  • L
    Lenn

    Tja, da hätte der Kolumnist sich wohl besser informieren sollen, bevor er sich hier aufregt. Das U-Bahn-Fernsehen genießt nämlich keine regelmäßigen Up-dates. Bevor er sich also so schön aufregt, sollte er sich besser informieren wie die technischen Komponenten aufgestellt sind, somit hätte es sich nämlich mit dieser Kolumne ganz schnell erledigt, denn sie enttarnt ganz schnell, dass der Autor sich nicht vorher erkundigt, bevor er was schreibt. Da können nicht die Medien was dafür, sondern die, diejenigen die das U-Bahnstystem des berliner Fensters verwalten.

  • S
    Stefan

    Über den geringen Nachrichtengehalt des sogenannten U-Bahn-Fernsehens ist schon viel gesagt worden - wo ist Ihre Neuigkeit bzw. Nachricht, Herr Denk?

     

    Zudem müssen sie schon jahrelang nicht mehr hingeschaut haben - es gibt immer mehr Beiträge mit bewegten Bildern: nicht die von der B.Z., aber die von n-tv.

    (was aber an der journalistischen Dürftigkeit des Angebots wenig ändert...)

     

    Im Übrigen ist das eine sehr Berlin-zentrierte Meldung:

    in anderen Städten verschonen uns die Verkehrsunternehmen mit Pseudo-Nachrichten...

     

    Fazit: für den hehren Anspruch der taz ist diese Kolumne ähnlich überflüssig wie das U-Bahn-"Fernsehen" als relevantes Nachrichtenmedium!

  • A
    Antoine

    Ein Freund von mir schreibt auch diese Infoscreens.(BZ) Er regt sich ständig darüber auf, dass er in den U-Bahnen noch Meldungen von vor 2 Tagen liest, das liegt aber schlicht am Berliner Fenster, sagt er, und nicht an den Leuten, die die Nachrichten schreiben. Die U-Bahn fährt wohl über Kontakte, manchmal nur einmal pro Tag. Da kann es vorkommen, dass der Fahrgast Meldungen sieht, die schon zweimal erneuert worden sind und bei denen einfach nicht aktualisiert werden.

  • H
    heidi

    Prima!

    Über diesen Unfug habe ich mich auch schon oft geärgert:Warum können nicht wenigstens die aktuellen Brandnachrichten des Tages dort stehen? Im Prinzip ist dieses "Fernsehen" nämlich eine gute Sache: vor allem für unsere geliebten Bildungsfernen! Es wäre also tatsächlich eine Chance auch dorthin die wichtigsten Nachrichten des Tages in die Köpfe zu kriegen: Aber: Chance verpasst!