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Kolumne Das TuchDer Islam ist eine Hautfarbe

Kolumne
von Kübra Yücel

Stoppt die Zwangsislamisierung Deutschlands! Disco für meine Freundin!

E ine Morddrohung habe ich erhalten. Meine erste. Ich sollte mich wohl geehrt fühlen. Eine Morddrohung ist ein Ritterschlag für jeden Meinungsmacher. Wer heutzutage was auf sich hält, schmückt sich mit seinen Kritikern und vor allem mit seinen Bedrohungen. Je gefährdeter die Person und Meinung, desto wichtiger wird man. Danke. Aber nun zum Thema.

Aus gegebenem Anlass - quasi als Dankeschön - schließe ich mich meinen Kritikern an und fordere einen Stopp der Islamisierung Europas. Auch ich finde es erschreckend, wie viele Menschen nun plötzlich zu "Muslimen" gemacht werden.

Unauffällige Bürger Deutschlands, die sich bis dato nie mit Religion oder dem Islam beschäftigt hatten, bekommen plötzlich ein "Muslim"-Etikett verpasst. Zack! Zum Beispiel meine atheistische iranische Freundin, die von vielen Deutschen pauschal unter der Kategorie "Muslimin" geführt wird. Deswegen muss sie ihnen gegenüber ihre Partygänge und ihren Alkoholkonsum verteidigen. Oder ein türkischer laizistischer Bekannter, dem kein Schweinefleisch mehr angeboten wird. Die beiden wurden quasi zwangsislamisiert und hocken nun in einem Boot mit praktizierenden Muslimen. Und wie viele andere müssen nun auch sie geradestehen für eine Religion, die sie weder kennen noch kennen wollen.

privat

Kübra Yücel, 22, lebt in Hamburg und studiert dort Politikwissenschaften. Daneben schreibt sie ihren Blog "Ein Fremdwörterbuch".

Dass wir alle in einem Boot sitzen, ist für uns alle sehr ungewohnt. Einige ergeben sich der Rollenzuschreibung und gehen auf spirituelle Entdeckungsfahrt. Und - welch Überraschung! - entdecken die Religion für sich. Yes, die Zwangsislamisierung funktioniert wunderbar. Und die Kopftuchmädchenproduktion wird angekurbelt.

Interessant ist doch, wie es zu dieser Etikettierung kommt: Nicht etwa der türkische Gemüsehändler nimmt sie vor, sondern ebene jene, die panisch vor der drohenden Islamisierung Europas warnen. Jene, die mit dem Finger auf jede phänotypisch undeutsche Person zeigen und "Moslem!" rufen. Sie sind es, die meinen Freunden eine muslimische Identität geben, um sie anschließend darauf zu reduzieren und anzugreifen. Lustigerweise merken die Pseudokritiker nicht einmal, wie sie die groß machen, die sie eigentlich klein halten wollen.

Muslime in Deutschland sind schon lange nicht mehr nur religiöse Menschen islamischen Glaubens. "Muslime" in Deutschland sind die "Ausländer" von früher, die "Gastarbeiter" von damals. Und auch die Debatten und Diskussionen drehen sich nicht um den Islam als Religion, sondern um die Muslime als Ethnie. Der Islam wurde ethnisiert.

Für manche meiner Freunde ist das Muslimsein inzwischen wie eine Hautfarbe. Eine fremdbestimmte Identität. Und die Gesellschaft lässt ein Ablegen dieser Identität nicht zu.

Deshalb kann man bei Islamophobie sehr wohl von einer Form des Rassismus sprechen. Und der kann nicht durch die Aufklärung über den Islam bekämpft werden, sondern durch Aufklärung über Rassismus.

Deshalb, lieber Absender meines ersten Morddrohbriefs: Du bist ein Rassist. Es ist mir wichtig, dass das hier steht. Schwarz auf weiß.

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40 Kommentare

 / 
  • YS
    Yasin Sabuncu

    Danke frau Gümüşay, manchmal braucht man jemandem der seine gefühle aufs Licht bringt, weil man so müde ist von den Arbeitskollegen die rassistische äußserungen machen, die einem nicht weniger müde machen als die Arbeit selbs. Man kann Sie nicht anzeigen weil Sie es so verdeckt machen, daß einem die Hände gebunden sind. Dennoch sehe ich als eine Ehre an, weil ich wegen meine Muslimische Identität angegriffen werde. Die Morddrohung an Sie ist somit auch meine/unsere Ehre. DANKE

  • M
    Mirco

    @Thomas R.:

     

    Das was sie da aus der Bibel zitieren ist die Geschichte des Volkes Israels und diese Regeln gelten für Christen nicht mehr.

     

    Bestes Beispiel, Christen haben kein Schweinefleischverbot.

     

    (Zugegen, damals war es sehr schlau kein Schweinefleisch zu essen weil es sehr schnell verdorben ist in dem Klima dort.)

  • PM
    Peter Maas

    @Ingo Sefrerjatz:

     

    "Natürlich kann es aber auch sein, das man den Islam einfach nicht beachten möchte, und dann ist es nicht gerade einfacher, wenn man es dauernd mit Symbolen, wie etwa Kopftüchern, zu tun hat, die ihn offenbar repräsentieren.

    Genauso nervig wäre es für mich, wenn auf einem Bild, das einen TAZ - Autor zeigt, dieser ein grosses Kreuz vor der Brust baumeln hätte."

     

    Ob das nervig ist, ist eine Frage der persönlichen Einstellung und der Bereitschaft zur Toleranz. Mich als überzeugtem Ungläubigen (und Ex-Katholiken) stören weder Kopftücher noch Kreuze noch Kippas noch Sikh-Turbane. Ich weigere mich einfach, diese Dinge symbolisch zu überfrachten. Warum soll nicht jeder mit seinem Lieblingsamulett rumlaufen? Das einzige, was ich nicht mag, ist die Gesichtsverschleierung, weil sie mir als Entindividualisierung und damit Herabwürdigung erscheint.

     

    Aber ansonsten: Entspannt euch, Leute. Wovor habt ihr Angst? Kreuze und Kopftücher beißen nicht. Mann kann sie ignorieren.

  • TR
    Thomas R.

    @Karl Eduard:

     

    "Muslime in Deutschland sind zuallererst Träger des Islam, so wie sie in aller Welt zuerst Träger des Islam sind. Und wenn sie Muslime sind, die den Koran und Allah verstanden haben, sorgen sie für Ausbreitung des Islam."

     

    Ihrer Logik zufolge sind Katholiken in Deutschland zuallererst Träger der katholischen Kirche, so wie sie es überall sind. Und wenn sie Katholiken sind, die die Bibel und Gott verstanden haben, dann sorgen sie für die Steinigung ihrer ungehorsamen Kinder und töten die Frauen und Söhne ihrer Feinde. Wie, das steht so nicht in der Bibel? In meiner schon:

     

    4. Mose 31,14-18

    "Und Mose wurde zornig über die Hauptleute des Heeres, die Hauptleute über tausend und über hundert, die aus dem Feldzug kamen, und sprach zu ihnen: Warum habt ihr alle Frauen leben lassen? [...] So tötet nun alles, was männlich ist unter den Kindern, und alle Frauen, die nicht mehr Jungfrauen sind; aber alle Mädchen, die unberührt sind, die lasst für euch leben."

     

    5. Mose 21,18-21

    "Wenn jemand einen widerspenstigen und ungehorsamen Sohn hat, der der Stimme seines Vaters und seiner Mutter nicht gehorcht und auch, wenn sie ihn züchtigen, ihnen nicht gehorchen will, so sollen ihn Vater und Mutter ergreifen und zu den Ältesten der Stadt führen und zu dem Tor des Ortes und zu den Ältesten der Stadt sagen: Dieser unser Sohn ist widerspenstig und ungehorsam und gehorcht unserer Stimme nicht und ist ein Prasser und Trunkenbold. So sollen ihn steinigen alle Leute seiner Stadt, dass er sterbe, [...]"

     

     

    Ich will auf den Balken im eigenen Auge hinaus. Wenn wir etwas gegen eine brutale Religion tun wollen, die seit langem Menschenleben für ihre überlieferten Ansichten opfert, dann sollten wir vielleicht mal bei unserer eigenen anfangen.

  • DC
    Dr. Clever

    Liebe Frau Yücel,

     

    nachdem ich Ihren Beitrag und die dazugehörigen Kommentare, also Ihr Feedback gelesen habe, muss ich sagen, dass ich mir das Lachen kaum unterdrücken konnte!

    Es ist unglaublich auffällig, dass kaum konstruktive Kritik geübt wird an diesem Artikel. Natürlich versuchen sich Herr Ingo Sefrerjatz, Herr John und Frau Ulla daran, aber so richtig traut sich niemand.Vielleicht vor Angst, man könne als Rassist betitelt werden? Ich weiß es nicht!

    Daher versuche ich einmal ganz konkret Stellung zunehmen. Ich stamme -siehe da- auch aus einem Haushalt mit einem Migrantenhintergrund. Obendrein ist der noch muslimisch. Ich bin es nicht und - ACHTUNG (!!!)- es funktioniert! Ich wurde trotz meines (Nach-)Namens und der Herrkunft meiner Eltern nie so behandelt, dass ich es als "Rassismus" auffassen würde. Ich verstehe daher nicht, warum wirklich so viele Dinge Ihnen oder Ihrem Freundeskreis zu stoßen können.

    Ich bin kein Stubenhocker und gehe auch nicht mit Scheuklappen durch die Gegend, aber erklären Sie mir bitte doch einmal: Warum wird mir Schwein und Alkohol serviert, warum werde ich gefragt, ob und wie die letzte Fete war?

    Weil ich kein Kopftuch trage? Ich denke nicht, schließlich sehe ich "muslimisch" aus und trage solch einen Namen. Und um den Stereotyp aus Ihren Gedanken auszuschließen eine Zusatzinfo: Nein, ich trage keine Reizwäsche à la Lady Gaga um Männerblicke zu fangen.

    Sie schreiben andauernd davon wie schwer es ist in Deutschland als Deutsche mit Kopftuch vollwertig akzeptiert zu werden. Gegenfrage: Wie schwer ist es für Deutsche ohne Migrantenhintergrund von jenen mit welchem akzeptiert zu werden? Sind es nicht alle "Gavur"s? Ich bin angehende Lehrkraft und beobachte unter vielen Jugendlichen in sozialen Brennpunkten, wie sie sich selber leugnen und sich zu "halb Italienern" machen nur um nicht als "Deutscher" bezeichnet und DADURCH ausgegrennzt zu werden. Es ist doch ganz klar so, dass zu viele Migranten zu wenig Verantwortung für die hiesiege Gesellschaft übernehmen, stattdessen davon träumen irgendwann in die Heimat zurück zuziehen und ihren Kindern gar nicht vermitteln, dass sie, egal wo und wie sie leben wollen, sie eine Teil eines ganzen sind. Die Bildung von Peergroups gerade in der Pubertät ist wichtig für die Entwicklung -schon klar- aber genauso sollte man erkennen, dass die Gesellschaft nicht nur aus Religion, Herkunft und Gender besteht. Die Kulturkreise dehnen sich viel weiter aus. Doch wie soll ich diese Engstirnigkeit meiner SchülerInnen aufbrechen, wenn ihre Großeltern, Eltern und Verwandte aus der Heimat diese oft zuspitzen? An meinem ersten Arbeitstag wurde ich von meiner Schülerin gefragt aus welchem Land ich denn stamme (wegen des Nachnamens). Sie war bitter enttäuscht als ich ihr sagte ich sei Deutsche. Sie selber ist es auch. Fragt man sie ist sie aber Türkin. (Vergleichen Sie hierzu mal http://www.youtube.com/watch?v=kLtzc5HFYtQ trotz dem Unterhaltungsfaktor, sind die Antworten signifikant!)

    Daher meine Frage an Sie Frau Yücel: Was sagen Sie Ihren Verwandten in der Heimat? Sind sie da immernoch Deutsche?

  • U
    ulla

    Die Religion kannst du wechseln, die Hautfarbe nicht.

     

    Religionen haben unterschiedliche Moral und Werte.

    Dagegen sind alle Menschen GLEICH egal welche Hautfarbe sie haben.

     

    Religionen kann man also ablehnen ohne ein Rassist zu sein oder andere damit zu diskriminieren.

     

    Religionsverteidigende Artikel in der Taz sind einfach fehl am Platz.

  • J
    Jossi

    Genialer Kommentar! Sollte Pflichtlektüre für jede/n sein, der/die sich zur sog. "Integrationsdebatte" äußert.

  • V
    vic

    Sogenannte Fremdenfeindlichkeit, gegen wen auch immer, ist für mich noch immer eine andere Welt.

    Obwohl ich jeden Tag mit Schrecken feststellen muss - diese andere Welt geginnt bereits vor meiner Haustür.

    Ein sehr guter Beitrag, Frau Yücel.

    Dank dafür.

    Und an den Autor der Morddrohung auch meine Botschaft:

    Du bist ein Rassist, und wenn du schon Morddrohungen ausscheidest, schreib wenigstens deinen Namen drunter.

  • J
    John

    Liebe Frau Yükel,

     

    mit einiger Aufmerksamkeit verfolge ich ihre noch recht junge Kolumne in der taz.

     

    Sie sprechen von Zwangsetikettisierung und dass alle Türken und Araber über einen Kamm geschert werden.

     

    Als ich mir der Ironie bewusst wurde, die ihre Kolumne darstellt, musste ich ihnen einfach schreiben.

    Was glauben Sie denn, warum sie von der taz als Autorin ausgewählt worden sind?

     

    Wegen ihren Schreibkünsten? Wegen ihrer Themenvielfalt?

     

    Leider nicht, obwohl Sie eine vielversprechende Autorin sind, sind Sie eine Opfer der taz geworden die meint mit der Auswahl ihrer Kolumnisten möglichst viele "Tabus" brechen zu müssen.

    Da gibt es einen Schwulen, der seine Sexuelle Orientierung in jedem Beitrag "beiläufig" erwähnt und jetzt Sie, die ihre Kolumne "das Tuch" nennt und einzig und allein darüber schreibt, dass ja alle ausser die schlauen taz-Leser sich gar nicht vorstellen können, dass eine Kopftuchträgerin studieren kann und sich gewählt verständigen kann.

     

     

    Wann ist unsere Gesellschaft soweit dass es Sachen wie Religion, Hautfarbe und Geschlecht überhaupt keine Rolle mehr spielen?

     

    Das alles spricht nicht gegen Sie persönlich und auch nicht gegen ihre eigentlich ja vernünftigen Aussagen, die ich so auch unterschreiben würde.

     

    Insofern kann man mich hier nicht als einen Sarazzin hinstellen.

    Die ganze Migrations/Integrationsdebatte wird in der taz gut behandelt.

    Meiner Meinung nach, ist es vor allem ein soziales Problem.

    Mich nervt nur dieses arrogante Gehabe dieser Postmaterialisten(taz-Personalabteilung), die meinen es wäre heutzutage noch provokant eine Kopftuchträgerin einzustellen.

     

    Liebe Grüsse,

    John

  • A
    Anja

    @Ingo - als Zeichen für "am Leben erhaltene Ungleichheit" siehst du das Kopftuch?

     

    Einwand 1: Blödsinn! Im Gegensatz zur Bibel (1 Kor 11) ist im Koran das Tuch der Frau weder ein ZEichen der "Andersartigkeit" noch der "Minderwertigkeit". Was man schon daran erkennt, dass auch muslimische Männer ihre Köpfe traditionsgemäß bedecken

     

    Einwand 2: Welches Problem hast du prinzipiell mit der Ungleichheit vonMann und Frau? Ich seh immer den Vorteil von dieser Gleichmacherei nciht - also English im SInne von identical statt equal. WArum sollten Frauen heute noch wie Männer sein wollen? DAS finde ich frauenfeindlich.

     

    Wäre auch toll, wenn die ganzen Schwarzer- und DeBovoire (oder wie schreibt sich die)- Adepten mal der Realität ins Gesicht sähen. Verschiedene wissenschaftliche Disziplinen belegen nämlich eindeutig, dass Männer und frauen selbstverständlich nicht IDENTICAL sind. SHIT HAPPENS

  • N
    Nurlan

    Lieben dank Frau Yücel für diesen erstklassigen beitrag.

    Und weiter so !!!

  • M
    MeinName

    Ich bin ebenfalls ein großer Fan! Ihre Texte und Aussagen sind einfach genial. Endlich liest und hört man zur Abwechslung neue Sichtweisen, nicht immer und immer wieder dieselben Argumente, die lediglich für Unruhe und Hass sorgen. Bitte weiter so, auch wenn ich befürchte, dass viele Nicht-Muslime auf die "zu hohe" Bildung und den "zu hohen" Intellekt wieder mit Angst oder Ablehung reagieren könnten. Man kann es diesen sowieso nie recht machen.

  • J
    johannes

    Danke für diese Kolumne!

     

    Es ist mir auch schon öfters aufgefallen: wann immer eine Jugendgang mit "südländischen Aussehen" scheiße baut heißt es die böse Moslems. aber dabei könnte es doch genauso gut auch Christen, Atheisten oder Hindus sein.

    "Islamkritik" ist nun mal in 99% der Fälle nur ein Vorwand für Rassismus

  • IS
    Ingo Sefrerjatz

    Stimmt: es herrscht trotz deutscher Exportweltmeisterschaft und der Tatsache,

    das dauernd Pizza, Döner oder Chinesisch

    gemampft wird, unverändert eine gravierende Fremdenfeindlichkeit, die sich auch auf jene erstreckt, die gar keine Fremden sind, sondern

    nur bestimmten Einbildungen nicht entsprechen.

     

    Natürlich kann es aber auch sein, das man den

    Islam einfach nicht beachten möchte, und dann

    ist es nicht gerade einfacher, wenn man es

    dauernd mit Symbolen, wie etwa Kopftüchern,

    zu tun hat, die ihn offenbar repräsentieren.

    Genauso nervig wäre es für mich, wenn auf einem

    Bild, das einen TAZ - Autor zeigt, dieser ein

    grosses Kreuz vor der Brust baumeln hätte.

     

    Jede Weltreligion trägt in sich die Metaphern

    der Fremdenfeindlichkeit, beginnend beim "auserwählten Volk". Das liegt daran, das es

    hier um Vorzeitliches geht, um Strukturen, die

    wir nur hoffen können, zu überwinden, und die

    der Keim sind für das, was sie zu recht beschreiben

    und bedauern.

     

    Die Tatsache, das es in Deutschland noch relativ(!)

    moderat zugeht, haben wir wohl nur dem zu verdanken,

    das sich die Religion auf dem Rückzug befindet. Das

    hat mit dem Bildungsniveau, dem Einkommen, der

    sozialen Sicherung zu tun, nicht im Einzelfall

    vielleicht, aber ganz bestimmt im Allgemeinen.

     

    In diesem Sinne ist das Kopftuch,das sie tragen,

    kein Ausdruck jener Freiheitlichkeit, welche ihr

    Text vermittelt. Für mich verweist es auf Unterdrückung und Engstirnigkeit als Reaktion,

    auf Gestriges, zu Überwindendes, auf Autoritäres,

    auf Dysfunktionalitäten in der Abbildung von Geschlechterrollen, auf Korruption und hierdurch

    am Leben erhaltene Ungleichheit.

     

    Ich hatte in meiner Jugend ein bisschen was mit

    Nonnen am laufen, darum, verzeihen sie, zuckt es

    in mir noch, wenn ich eine Frau sehe, die im Haus

    ein Kopftuch trägt. Sie haben völlig recht, es

    reicht langsam damit, wie sowas in den Mittelpunkt

    rückt, wo es so viel gibt, was zu tun wäre.

  • DS
    Dr. Schreck

    Ein guter und gut beobachteter Artikel, danke!

     

    MfG, Dr. E. Schreck

  • G
    gelegentlich

    Lieber Tom,

     

    wenn Du nicht die Größe hast, über einen geistreichen Witz über Dich zu lachen - dann bist Du klein.

  • U
    Udo

    Meine Frau hat eine etwas dunklere Hautfarbe, läuft von September bis Mai relativ verhüllt herum und isst kein Schweinefleisch....Gut, dass sie meist eine Wintermütze anstatt eines Kopftuches trägt. Sonst würde wohl so mancher Mitbürger in unserer Kleistadt sie nicht nur blöd anschauen, sondern sie bekäme auch noch Drohungen. Und das als gläubige katholische Südamerikanerin....

  • Z
    Özlem

    Ich bin froh, dass der größte Teil meines Umfeldes sich von der ganzen Debatte nicht hat beeinflussen lassen. Das einzig Tragische meiner Meinung nach ist, dass dieser "Konflikt" nur zu einer Teilung der Gesellschaft beigetragen hat. Probleme wurden geschürt, wo garkeine waren.

     

    Schöner Artikel.

  • RA
    Ralph A.

    Danke Kübra Yücel, für das Aufzeigen dieser Gleichsetzung.

  • T
    TheK

    Diese seltsame Pauschalisierung findet sich übrigens auch an einer ganz amtlichen Stelle: In der Statistik der Religionszugehörigkeiten. Da es keine brauchbare Erfassung des Islams gibt (dies soll erst die Volkszählung nächstes Jahr ändern - für mich das spannendste Ergebnis dieser), wird einfach pauschal jeder, der aus einem "muslimischen Kulturkreis" stammt als solcher erfasst. Das insbesondere aus Ländern, in denen Apostasie eine Straftat ist, sicherlich deutlich überdurchschnittlich Atheisten einwandern, ist für unsere Behörden offenbar unvorstellbar.

  • B
    Berliner

    Also ich fühle mich nicht ertappt. Nur mit Rassisten in einen Topf geworfen. Ja, mag sein, dass einige Leute jetzt denken, jeder Vorderasiat wäre ein Moslem - und wenn man Wetten abschließen würde, dann würde man damit auch ganz gut fahren. Ich als "weißer" Mitteleuropäer werde auch oft als "Christ" eingeordnet, was ich nicht bin. So what?

    Trotz allem geht es wohl den meisten aufgeklärten Menschen in Deutschland wohl eher so, dass Religion an sich (und der Islam als besonders aggressive Kategorie derselben) Unwohlsein verursacht. Wer diesen Quatsch nun glaubt, ist mir völlig egal.

    Also bitte merken: Islamkritik ~= Rassismus!

  • H
    Heino

    Muslim ist Anhänger des Islams und nicht eine Nation. Aus diesen Grund vertreten die islamischen Verbände Muslime so wie die Kirche Christen. Ob und wie die gläubig sind ist eine andere Sache.

     

    Sehr guter Beitrag. Nur weiter so mit der Wahrheit.

  • J
    Johanaa

    sehr guter Artikel!!!!!!!!!!!

    Weiter So!!

    bin Ihr zweiter Fan, p.s. deutscher Fan sogar

  • M
    maryam

    salam kübra,

    ich finde es mashaallah toll, dass du immer direkt zum punkt kommst. andere dagegen schwafeln und schwafel und finden kein anfang und keine ende.

    dich würde ich gerne mit alice schwarzer in einer diskussionsrunde erleben!!! ich glaube du hättest es wirklich drauf.

    mach weiter so kübra, und vergiss niemals die du'as (bittgebete) die du für den harten weg brauchst, den du dir vorgenommen hast.

    alles gute-

    wassalam

  • Z
    Zeitzeugin

    Guten Tag,

     

    Sie besitzen die Fähigkeit, in einer äußerst amüsanten Weise den Finger auf die Wunde zu legen. Weiter so!

  • G
    gerti.vogl @mx.at

    Das Erschreckende an ihrem Artikel, ist das sie meiner Meinung nach völlig recht haben. Ich bin schockiert, daß "Menschen" so weit gehen können und eine Mordandrohung zu machen. Es ist doch auch wieder Paradox, daß alle "extremen Strömung" einander so sehr gleichen. Wie immer wir die gegenseitigen Probleme - ich weiß nicht wie ich es benennen soll - die gängigen Ausdrücke, sind auch dazu angetan zu stigmatisieren meiner Meinung. Wie bei vielen ganz anderen Themen unserer Zeit neigen wir dazu sie zu "Schubladisieren". Wichtig wäre aber endlich auch eine Lösung zu finden. Es ist so erschreckend und schlimm. Ich bin vielleicht mehr als naiv, aber diese Gedanken sind "MIR" immer schon fremd gewesen, leider bemerke ich, daß immer mehr Menschen auf diesen schlimmen Zug aufspringen. Egal ob Rassismus oder Integrationsproblem wir sollten alle gemeinsam daran arbeiten diese Vorurteile und Ängste abzubauen.

  • T
    Tom

    In ein paar Wochen kommt dann ein neuer Beitrag, indem sich die Autorin darüber beschweren wird, das man ihr Alkohol und Mettwurst angeboten hat. Obwohl sie sich doch mit dem Kopftuch als Muslimin zeigt. Und beschwert sich über Intoleranz und Islamophobie wiel doch jeder wissen müßte das es "haram" ist.

  • KE
    Karl Eduard

    Muslime in Deutschland sind zuallererst Träger des Islam, so wie sie in aller Welt zuerst Träger des Islam sind. Und wenn sie Muslime sind, die den Koran und Allah verstanden haben, sorgen sie für Ausbreitung des Islam. Azteken, so sie noch leben würden und Verehrer des Hutzipochtli, wären auch zuerst Verehrer des Hutzipochtli und dann Arbeiter. Denn zwischen den ganzen Menschenopferungen muß man ja auch essen. Marxisten sind übrigens auch immer zuerst Anhänger von Marx.

     

    Schlimm, daß immer gleich mit dem Tode gedroht wird, hoffendlich waren es keine Mitmuslime, der Salman Rushdie läuft jetzt noch vor denen davon.

  • JF
    Jenifer F.

    Mashallah ich finde du hast eine sehr schöne Begabung mit Worten umzugehen und sie zur richtigen Zeit auf den Punkt zu bringen ;)

    Jazakiallahu khairan

  • R
    Resul

    ich muss zugeben dass die derzeitige Situation so noch nie wahr genommen habe. Aber es ist Tatsächlich so das Menschen mit Orientalische aussehen sofort als Moslemisch abgestempelt werden.

    Was mich als Türkischer Moslem stört (was auch in diesem Thematik zugehört) ist, das grade Jugendliche aus Moslemische Immigrantenfamilie die so gut wie keine beziehung mit dem Islam haben und auch keine Ahnung vom Islam haben(bis auf die Familie) als der Gesicht vom Islam genommen. Quasi als Repräsentant für Moslem fungieren.

    Da frage ich mich was die Menschen suchen oder wollen.

  • R
    Robert

    Ich muss sagen ich fühl mich erstmals argumentativ ertappt... und schäme mich.

  • F
    Fatma

    Toller comment! Danke.

    Ich bewundere Sie dafür, dass Sie trotz der Morddrohung und trotz der damit verbundenen Angst, Mut zeigen, und Ihre Stimme erheben.

     

    Ich frag mich, warum die schrillen Kommentare der "Kopftuch-gleich-Unterdrückung" Fraktion ausgeblieben sind.

    Liegt das vielleicht daran, dass Sie in Ihrer Kolumne klar und deutlich gezeigt haben, worum es in dieser ewigen Debatte eigentlich geht?!

     

    Muss einem erst das Leben bedroht werden, damit die Mehrheit der deutschen Gesellschaft erkennt, was für fatale Ausmaße diese aggressive Integrationspolitik für uns anders Aussehende hat?

  • N
    Nico

    Seehr gelungener Beitrag!

  • FG
    Fatih Güngören

    Um eine gute Schriftstellerin/Autorin zu sein/werden, wirst du während deines Lebens noch genügend zensiert werden.

    Ich lese die Kolumne immerwieder mit Genuss, da sie meine Eindrücke und Ansichten wiederspiegelt. ;)

  • HK
    Hannes Kümmler

    Ihre Folgerungen sind etwas gar gewagt. Das wäre als ob ich schliessen würde, dass es Menschen auf dem Mars gäbe, nur weil dort Spuren von Wasser gefunden wurden.

  • I
    Irene

    Sie haben recht, aber es sind auch die islamischen Verbände in Deutschland, die die Menschen mit muslimischer Herkunft vereinnahmen, egal ob diese laizistisch sind oder nicht und die den Eindruck erwecken, sie würden im Namen "der Muslime" sprechen.

  • VS
    von Schlechtenberg

    Sehr schön einen Freund zu haben, der laizistisch ist. Bislang konnten nur Staaten, so was von sich behaupten. Oder ist es nur Unwissenheit?

  • W
    wahrheit

    Bravo, Frau Yücel, großartig beobachtet und analysiert und wunderbar geschrieben !!!!

  • K
    Kunibert

    Schöner Beitrag.

  • K
    Katharina

    Ein super Artikel! Meine Erfahrungen decken sich zu 100% mit dem geschriebenen.