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Kolumne BioAuf einen Joint mit Renate Künast

Kolumne
von Julia Seeliger

Wenn Ökospießer Drogenpolitik machen, kommt das pure Leid heraus. Jüngstes Beispiel: Renate Künast spricht in der "SuperIllu" über ein drogenfreies Leben.

Einfach mal locker machen, dann klappt's auch mit dem Kanzleramt. Oder dem Roten Rathaus. Bild: julia seeliger

W enn man mal bei Zigaretten und Kaffee schwach wird, hat Renate Künast Verständnis, sagt sie im bunten Blatt der Ostdeutschen, der SuperIllu. Ansonsten findet sie es gut, wenn "Menschen ein möglichst drogenfreies Leben führen".

Die fast drogenfreie Gesellschaft also. Künasts Ansicht nach sind offensichtlich nur diejenigen Drogen akzeptabel, die gesellschaftlich anerkannt sind und einen bei der Arbeit nicht stören. Die Kriterien, warum sie nur diese beiden Drogen okay findet, andere aber nicht, bleiben im Dunkeln. Warum, Renate Künast, gerade Tabak und Kaffee? Warum nicht Hanf, das flauschige Ecstasy oder Zauberpilze?

Alles Drogen, die bei der vielbeachteten Nutts-Studie zum gesellschaftlichen Schaden als eher unschädlich beurteilt wurden. Unschädlicher zumindest als Tabak. Doch Renate Künast haut in der SuperIllu noch mehr raus: "Recht auf Rausch – in welchem Jahrhundert leben Sie eigentlich?", fragt sie.

privat
JULIA SEELIGER

ist Online-Redakteurin der taz. Sie schreibt die Kolumne Bio, in der sie sich kritisch mit dem Öko- und Grünen-Milleu auseinandersetzt.

Die Recherche nach dem Jahrhundert ist leicht

Nun, die Recherche nach dem Jahrhundert ist leicht: Wir leben im Jahrhundert des Drogenkriegs und dafür muss man sich nicht nur in Mexiko und Afghanistan umsehen - Afghanistan, Mohn, Opium, Heroin, you know? Hipper als Renate Künast, aber auch Politiker der Grünen, ist der nette alte Hessen-Realo mit den schönen Hemden, nämlich der Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses des Bundestags, Tom Koenigs. Der sagt: "Der Krieg gegen die Drogen ist gescheitert." Die Zeit sei reif für eine Entkriminalisierung. Wow, ein Lichtblick! Menschenrechtsorientiert und international!

Drogenpolitik bei den Grünen ist ansonsten, wie der Drogenkrieg, das pure Leiden. Besonders gerne wird man mit dem Vorwurf des Drogenkonsums diffamiert. Deswegen mache ich lieber ohne diese Ökospießer Drogenpolitik. Zum Beispiel in Polen: Beim Verlag Krytyka Polityczna erzählten sie, wie schwierig es ist, in Gdansk ein Methadonprogramm zu etablieren. Und in Leipzig steht die Aufklärungsorganisation Drugscouts wegen eines Flyers für Heroin-Konsumenten unter Druck. Also für die, die sich schon für Heroin-Konsum entschieden haben. Die Kritiker sagen: Skan-da-lös! Da wird für Drogenkonsum Werbung gemacht!

Kennt Künast das Wahlprogramm der Grünen?

Man fragt sich: Was würde Renate Künast zu dem Projekt Drugscouts sagen? Wünscht sie sich Flyer nur für Coffee & Cigarettes? Kennt sie schadensminimierende, akzeptierende Drogenpolitik-Konzepte? Und: Kennt sie das Wahlprogramm der Grünen? Wird sie sich daran orientieren - oder haben wir dann am Ende das, was sie da sinngemäß in der SuperIllu verkündet hat? Was geschieht, wenn Renate Künast wirklich das rote Rathaus entert? Haben wir dann bald einen Drogenkrieg in unserem schönen Berlin? Wird sie die vielen Touristen vertreiben, die Wowi und die SPD anlocken wollen? Wird es Drogenrazzien in Berliner Techno-Clubs geben? Es gibt ja sogar einen mit dem Namen "Renate". Ist das Projekt Drugchecking nur ein billiger Wahlkampftrick?

Und vor allem: Wird Renate Künast zur Hanfparade kommen?

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23 Kommentare

 / 
  • ET
    Erwin Thomasius

    Laut Statistik ist die FDP nicht mehr die Partei der Besserverdienenden, sondern die Grünnen.

    Ich habe nichts gegen ein drogenfreies Leben.

    Aber ob ich ein drogenfreies Leben führe,

    oder nicht,

    das ist meine Privatsache.

    Herr Stroebele ist noch schlimmer. Er wollte die Menschen in Kreuzberg daran hindern, selbst zu entscheiden, ob sie in einem aus den USA stammenden Restaurant essen, oder nicht.

    "Mehr Bevormundung wagen".

    Ich wähle die Piratenpartei, weil sie so wie in den 80-ger Jahren des letzten Jahrtausends die Grünen für die sozial Schwachen und für die Freiheit des Individuums eintreten.

  • K
    Ökoschnecke

    Ökospiesser ! Treffender kann man die Grünen nicht beschrieben.

     

    An Unwählbarkeit sich täglich selbst übetreffend.

  • E
    Elmar

    Liebe Renate, wenn Du es in Berlin nicht schaffst, dann komm bitte nach München. Dort ist es sogar verboten Kaffee zu trinken.

  • DW
    Der Weedige

    Drogen Drogen Drogen immer dieses hässliche Wort

    Cannabis sollte man meiner Meinung nach als Genussmittel ansehen und man sollte das versteuert im Coffeeshop kaufen können als beim Dealer im Park

    Aber naja die meisten Deutschen sind so ignorant die beschweren sich lieber über Finanzkriesen und Sparpakete als sich mal Gedanken drüber zu machen ob man mit einer Legalisierung nicht viele Probleme lösen könnte.

     

    Die meisten sind durch Medien und ein ebenso ignorantes soziales Umfeld einfach manipuliert und wollen auch gar nichts von uns dummen Kiffern hören.

    Leute macht euch keine großen Hoffnungen das bringt eh nix mit denen zu diskutieren und sie sind leider NOCH in der Überzahl

  • M
    Melchior

    @von Drogenfahnder

     

    sagen Sie mal gibt es einen Grund warum Sie hier so eine agressive und beleidigende Art an den Tag legen?

    Sie sollten mal eine kleine Tüte rauchen das entspannt die Nerven und regt das Hirn zum denken an ich glaube das wäre was für Sie ;).

  • R
    Ralf

    Die Grünen sind für mich seit dem gekungel mit Schröder sowieso nicht mehr wählbar. Schilly hat als Innenminister mit hilfe der CDU und Grünen Teile der Verfassung wie den Schutz der eigenen vier Wände (Lauschangriff), militärischer Angriff auf Afghanistan usw. abgeschafft.

    Die Grünen sind eine Partei der Kriegstreiber (auch den Krieg gegen Drogen) und Kifferhasser geworden, das haben wir alles solche Flachmännern und Sprücheklopfern wie Fischer, Trittin,Künast, Roth und anderen sog. Realos zu verdanken.

    Teile von ihnen wie dieser durchgeknallte Metzger sind eh schon in der Partei wo sie eigentlich hingehören, nämlich in der CDU.

  • KM
    Konsument mit Hirn

    drogenfreies leben, aber kaffee und kippen?

     

    jo, mein leben ist noch drogenfreier... außer hanf gar nichts.

     

    da kuckste, renate, oder?

    und ich verkünd das nicht mal in der superillu! warum? weils schwachsinn ist.

  • V
    vic

    @ Drogenfahnder - wow, was ein nick

     

    Hab selbst einige Jahre gekifft. Es hat sich irgendwann von selbt erledigt.

    Daran ist aber auch gar nichts gefährlich - außer, das man in die Illegalität gezwungen wird, und deshalb oft auch dort einkaufen muss wo`s ALLES gibt.

  • IC
    il col.

    Frau Künast wäre gut beraten, die neue Zeit ticken zu hören:

    http://www.scribd.com/fullscreen/61373698?access_key=key-2e8yushb8yawjemgkrq2

  • G
    greenhorn

    So weit, dass Künast das Rote Rathaus entert, wird es ja wohl hoffentlich nicht kommen. Nicht, dass ich grundsätzlich an kleinere Übel innerhalb der Parteienlandschaft glaube, aber Künast ist genau so ein Kaliber, das durch die Bank sämtliche Bereiche öffentlichen (und offenbar auch privaten) Lebens ihrem kruden, kollektivistischen, volksgesundheitlich-unbedenklichen, wut-bürgerlichen Öko-Fetischismus unterordnen möchte (und sofern sie niemand daran hindert, vermutlich auch wird). Deshalb kann es im diesjärigen Wahlkampf im Grunde nur eine Richtung geben: anyone but Künast!

  • I
    InderTaznixneues

    Die Antworten der großen Partein auf ein Anschreiben des DHV, vor allem Herr Bindings Antwort ist hirnbefrei--.. lesenswert.

     

    http://cannabispetition.de/

  • G
    greenhorn

    So weit, dass Künast das Rote Rathaus entert, wird es ja wohl hoffentlich nicht kommen. Nicht, dass ich grundsätzlich an kleinere Übel innerhalb der Parteienlandschaft glaube, aber Künast ist genau so ein Kaliber, das durch die Bank sämtliche Bereiche öffentlichen (und offenbar auch privaten) Lebens ihrem kruden, kollektivistischen, volksgesundheitlich-unbedenklichen, wut-bürgerlichen Öko-Fetischismus unterordnen möchte (und sofern sie niemand daran hindert, vermutlich auch wird). Deshalb kann es im diesjärigen Wahlkampf im Grunde nur eine Richtung geben: anyone but Künast!

  • G
    greenhorn

    So weit, dass Künast das Rote Rathaus entert, wird es ja wohl hoffentlich nicht kommen. Nicht, dass ich grundsätzlich an kleinere Übel innerhalb der Parteienlandschaft glaube, aber Künast ist genau so ein Kaliber, das durch die Bank sämtliche Bereiche öffentlichen (und offenbar auch privaten) Lebens ihrem kruden, kollektivistischen, volksgesundheitlich-unbedenklichen, wut-bürgerlichen Öko-Fetischismus unterordnen möchte (und sofern sie niemand daran hindert, vermutlich auch wird). Deshalb kann es im diesjärigen Wahlkampf im Grunde nur eine Richtung geben: anyone but Künast!

  • ZG
    zum glück wessie
    im bunten Blatt der Ostdeutschen

     

    GUT, frau seeliger, dass sie sich von diesen ossis distanzieren. die sind ja quasi das, was früher die türken waren. nur hat sarrazin das noch nicht mitgekriegt.

     

    DANKE!

  • K
    Kommentator

    @Julia Seeliger: Sehr treffender Kommentar und erschreckend, was Künast da von sich gibt.

    Fahre nur fort mit deinem sehr löblichen Egagement! Am besten ohne Parteien!

     

    Die hundmsierabel-verlogene Drogenpolitik der Grünen ist das beste Beispiel dafür, zu zeigen, dass der hochgelobte Pragmatismus bzw. das Realo-Tum in dieser Partei in echt lediglich Euphemismen für Wählertäuschung/-betrug sind.

     

    Siehe auch Hartz-IV, Finanzmarktderegulation, Untermehmenssteuer-Senkung und und und.

     

    Nur beliebige Menschen wählen noch Grün und die "Genossen" von der SPD stehen auch nicht besser da.

  • D
    Drogenfahnder

    Was geschieht, wenn Renate Künast wirklich das rote Rathaus entert? Haben wir dann bald einen Drogenkrieg in unserem schönen Berlin? Wird sie die vielen Touristen vertreiben, die Wowi und die SPD anlocken wollen? Wird es Drogenrazzien in Berliner Techno-Clubs geben?

     

    1.Einen Drogenkrieg haben wir gelegentlich in der Hasenheide und dann in Gegenden der Stadt in denen der Dealer der Autorin wohnt.

    2.Die Touristen kommen nicht wegen Drogen.

    3.Drogenrazzien in Technoclubs sind wohl normal und sinnvoll, auch wenn dort zugedröhnte "Journalisten" abhängen.

     

    Ich empfehle der Autorin mal einen Besuch in einer Entzugseinrichtung um mal zu sehen was Drogen für Leid anrichten. Ansonsten, ERST Artikel schreiben DANN an der Bong ziehen.

  • S
    Ströbele

    Danke für diesen erfrischenden Beitrag!

  • G
    groooveman

    Schöner Text;

    aber Wowereit war ja auch nie auf der Hanfparade, oder? :-)

  • FB
    Franz Beer

    Eine offene Drogenpolitik,so wie es bei den Grünen im Parteiprogramm steht,upps der wird glaube Ich entäuscht werden.Selbst in Zeiten SPD-GRÜNE zeichnete sich diese,,Unterwürfigkeit,, ab. Wenn eine Partei nur auf Ihr Zugpferd ,,Atompolitik,,setzt,,Ist sehr einfältig.Was hofft man damals.Die Entkriminalisierung von Cannabis.Cannabis für Chronisch Kranke Menschen,Mehr Aufklärung, Ein Ende der Restriktiven Drogenpolitik der Bundesregierung..Vieleicht sollten die Grünen mal den Mut haben neue Wege einzuschlagen,bei Millionen Cannabisgebrauchern u Chronisch Kranken in Deutschland.Bleibt bloß zu hoffen,das die Grünen einsehen das es mehr gesellschaftspolitische Themen gibt als Atompolitik ,nach dem Atomkonsens.Weil die Entkriminalisierung von Drogen/gebrauchern betrifft auch den Menschen un/mittelbar.Dem Menschen sollte das Recht zugesprochen werden,selbst über seinen Körper zu bestimmen,Politik hat da nichts zu suchen.Und wenns auch nur eine fettige Pommes mit bääh Currywurst ist. Danach noch nee Ziggi zum Bier.Bin selbst mitglied der Grünen u chronisch Krank MS ,und bin maßlos entäuscht darüber .

  • TK
    Tadeusz Kantor

    Julia Seeliger, danke für diesen Artikel. Interessant zu erfahren, wie grüne Politiker so ticken.

  • S
    Samuel

    Dabei kommt die Künast doch schon in den Genuss des Rausches von Biolebensmitteln aufgrund derer positiver natürlicher Inhaltsstoffflut. Die meisten der Bundesbürger haben hierzu noch immer nicht die Chance, sondern müssen industriel gefertigte Chemie-Gen-Abfälle essen. Das ist insbesondere auch ein Resultat der verabschiedeten HartzIV-Sklavenregelungen seinerzeit unter Rot-Grün. Also die sog. Spitzenkandidatin in Berlin sollte auch etwas komplexer denken und sich äußern, als bloss oberflächlich und reflexartig.

  • F
    fhirsch

    Drogenspießer.

  • B
    broxx (Rechtspopulist)

    Renate, kümmere dich um andere Dinge. Um die Drogen kümmern wir uns... Wir wollen dir nicht unseren Lebensstil aufzwingen-aber mach das bitte auch nicht bei uns! Sonst setze ich ne Party auf Facebook bei dir an-natürlich nur MIT Drogen.