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Kolumne American PieBesuch beim Onkelmörder

Kolumne
von Thomas Winkler

Eine Truppe alter NBA-Cracks um Dennis Rodman beehrt den Diktator Kim Jong Un. Es hagelt Kritik. Der Ex-Basketballstar findet nichts dabei.

Macht, was er will: Dennis Rodman. Bild: ap

E r war der beste Rebounder aller Zeiten, trug das Haar mal grün, mal rot, mal lila, streckte einen Schiedsrichter per Kopfstoß nieder, behauptete, bisexuell zu sein, ist übersät mit Tätowierungen, hatte eine Affäre mit Madonna, posierte in einem Hochzeitskleid, versuchte sich als Show-Wrestler und Schauspieler, scheiterte mit einer eigenen Talkshow und ließ kaum ein Reality-TV-Format aus.

Dennis Rodman war wohl der durchgeknallteste Spitzensportler aller Zeiten, aber seine neueste Eskapade ist selbst für ihn außergewöhnlich: Der 52-Jährige ist unterwegs in diplomatischer Mission – ausgerechnet im abgeschotteten Nordkorea, der wohl übelsten Diktatur der Welt.

Rodman ist also in Pjöngjang gelandet. Im Schlepptau eine von ihm rekrutierte Horde aus ehemaligen Basketball-Profis, die am heutigen Mittwoch gegen eine nordkoreanische Mannschaft antreten soll. Das Spiel sei, so Rodman, „ein Geburtstagsgeschenk“ für Kim Jong Un.

Der „Oberste Führer“, den Rodman als „Freund fürs Leben“ bezeichnet haben soll, wurde am Dienstag 29, 30 oder 31 Jahre alt, da sind sich die nordkoreanische Propaganda und andere Quellen nicht einig. Als halbwegs gesichert gilt, dass Kim Jong Un seit seiner Schulzeit in der Schweiz ein großer Fan des Basketball-Sports ist.

Die Idee stammt wohl von Kim selbst

Mit dabei sind klangvolle Namen von einst, NBA-Champions und Ex-Nationalspieler. Die meisten allerdings haben den Trip ins Reich des Bösen wohl vor allem finanziell nötig. Kenny Anderson (43) verlor zuletzt einen Trainerjob wegen Alkohol am Steuer, Cliff Robinson (47) wurde mehrmals wegen Drogenkonsum gesperrt, Vin Baker (42) beendete seine Karriere wegen Alkoholismus, und Doug Christie (43) hat im vergangenen Jahr angekündigt, mit seiner Frau zusammen in einem Pornofilm spielen zu wollen.

Die Idee für das Spiel soll von Kim selbst stammen und im Februar des vergangenen Jahres entstanden sein, als Rodman nach Nordkorea gereist war. Organisiert hatte die Expedition das Vice Magazine, das mit Do-it-yourself- und Gonzo-Journalismus Furore machte. Rodman und die damalige Delegation waren vermutlich die ersten US-Amerikaner, die Kim getroffen hat, seit er nach dem Tod seines Vaters Kim Jong Il im Dezember 2011 die Herrschaft in dem bitterarmen Land übernommen hat.

Wer den aktuellen Trip finanziert, ist nicht ganz klar. Über Ticketpreise wird kaum genug zusammenkommen, und wie viele Basketball-Fans sich eine der eigens zusammengestellten Kombireisen leisten wollten, ist nicht bekannt: 8.500 Dollar kostete eine viertägige Rundreise durch Nordkorea mit dem Basketball-Spiel als Höhepunkt.

Zudem hatte sich der ursprüngliche Sponsor, ein in Irland beheimateter Anbieter von Online-Wetten, nach Protesten vor wenigen Wochen zurückgezogen. US-Politiker haben Rodman aufgefordert, das Spiel abzusagen. „Man lädt ja auch nicht Hitler zum Mittagessen ein“, sagte Eliot Engel, der für die Demokraten im Repräsentantenhaus sitzt.

„Mich kümmert der Onkel nicht“

Das alles ficht den egozentrischen Rodman nicht an. Als er am Montag in Peking ins Flugzeug nach Pjöngjang stieg, teilte er der Presse mit, dass er sich auch nach der im Dezember erfolgten Hinrichtung von Kim Jongs Onkel Jan Song Thaek, der Nummer zwei in Nordkorea, keine Sorgen mache: „Mich kümmert der Onkel nicht“, ließ er wissen und dass er hoffe, der Auftritt der Altstars möge es möglich machen, „über bestimmte Dinge zu reden“.

Anscheinend hofft Rodman, dass seine Initiative ähnlich erfolgreich wird wie die Pingpong-Diplomatie in den 70er Jahren. Damals erfolgte die Annäherung zwischen den USA und China mit Hilfe von Tischtennis-Matches unter der Regie höchster Regierungsstellen.

Heute erhält Rodman nicht einmal die Unterstützung der NBA, die als international agierender Unterhaltungsbetrieb kaum eine Möglichkeit auslässt, neue Märkte zu erschließen. „Sport kann in vielen Fällen helfen, kulturelle Unterschiede zu überbrücken“, teilte NBA-Chef David Stern mit, „dies ist kein solcher Fall.“

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4 Kommentare

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  • 7G
    738 (Profil gelöscht)

    Jetzt mal ein unpolitischer Einwurf: Dennis Rodman, der beste Rebounder aller Zeiten? Dass ich nicht lache! Was ist mit Wilt the Stilt? Oder Bill Russel? Oder ganz banal schaut mal in die Statistik:

    http://www.nba.com/history/records/regular_rebounds.html

  • AN KATZ:

    G R E A T H !

    wie Du Deinen Comment zum pausbäckigen Onkelmörder in Nordkorea relativiert hast -.... und damit wirklich AUF DEN PUNKT gebracht hast, was in Wirklichkeit los ist mit dem American Pie - ähm, dem Amerikanischen Big Brother, dem "Saubermann", der die Welt nach Belieben mit Krieg überzieht. Immer außerhalb aber - und nie im eigenen Land. ( F o l t e r findet ja auch a u ß e r h a l b statt - dort, wo es nicht verboten - also "legal" ist: Guantánamo ist schließlich auch "ausgelagert"). Obama, der nach Bush gleich m.d. "Friedensnobelpreis" dekorierter US-Präsident, mordet heute sogar noch moderner: mit Drohnen.TOLL!

     

    Eine wahre Wohltat deshalb, einmal zu lesen, was man so

    s e l t e n liest: daß Du so herauszustreichst, wie wenig besser der ewig zündelnde Israelische Little Brother sich verhält - und das gegen sein Semitisches Brudervolk PALESTINA! (Immer wohlversteckt hinter dem Rücken des Großen US-Bruders!) Ebenfalls TOLL!!!

     

    Sorry wg. eigener zusätzl. Anmerkungen.

    KATZ - bitte, mach bloß weiter, es ist absolut notwendig und ein Gegengewicht zu den ewig einseitigen Beschwichtigungs-Meldungen.

    Danke - denn Du sprichst mir, ganz sicher aber auch anderen wirklich aus der Seele!!!!!

  • LH
    Ludwig Holz

    "... – ausgerechnet im abgeschotteten Nordkorea, der wohl übelsten Diktatur der Welt."

     

    Soso, Diktaturen können also qualifiziert werden.

     

    Welchen Stellenwert bekommt der Staat Palästina, der Iran und Weißrußland?

     

    Auf ihre Top-20 bin ich gespannt.

  • K
    katz

    die frage ist eher, wieso sich rodmann nicht gegen die korrupte führung der usa ausspricht und warum die medien diese frage nicht stellen.

     

    ich muss arbeiten und bekomme kein geld dafür, hier anzumerken, dass es vor die nato-führung ist, die die welt mit krieg überzieht und mit uran munition verseucht. es ist israel, das seine nachbarn mit chemiewaffen angreift. es sind geheime nato sturkturen wie gladio, die mit der rechtsradikalen szene oder der mafia zusammenarbeitet. es ist das CIA, das daran verdient, dass sich seit dem nato einsatz der mohn-anbau versechsfacht hat.

     

    der herr kim scheint zwar auch nicht mein freund zu sein, allerdigns dürfte es ihm auch schwer fallen, jemanden zu finden, der mit gutem beispiel vorangeht.