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Kofi Annan, Star in KeniaDer große Vermittler

Nach der Einigung hoffen die Kenianer auf einen politischen Neuanfang. Zum Dank für seine Vermittlungsarbeit wird Annan mit Hühnern und Gebeten bedacht.

Kofi Annan mit den "versöhnten" politischen Gegnern Kibaki und Odinga. Bild: reuters

NAIROBI taz Am Morgen nach der Einigung zwischen Regierung und Opposition im wahlkrisengeschüttelten Kenia reichte vielen ein schlichtes "Guten Morgen" nicht aus. Stattdessen war "Frohes neues Jahr" in aller Munde - zum einen, weil viele auf den Anbruch einer neuen politischen Ära in Kenia hoffen, und andererseits, weil die Silvesterfeiern wegen der politischen Krise weitgehend ausgefallen waren.

Die gute Nachricht, das ist die seit Donnerstagabend zumindest offiziell gelöste Machtfrage im Land: Präsident Mwai Kibaki, der die Wahl auch nach Ansicht internationaler Wahlbeobachter durch Fälschung gewonnen hat, und sein erbitterter Widersacher Raila Odinga sollen zusammen regieren. Kibaki bleibt Präsident, Odinga soll den neuen Posten des Premierministers übernehmen. Dazu kommen zwei Stellvertreter, je einer aus dem Kibaki- und Odinga-Lager. Das Kabinett soll nach Parteienproporz gebildet werden - im Parlament hat Odinga die Mehrheit.

Dass in den von Kofi Annan vermittelten Gesprächen eine solche Lösung zustande kommen würde, hatte zuletzt kaum noch jemand für möglich gehalten. Doch auch fast sechs Wochen nach seiner Ankunft in Kenia hatte der ehemalige UN-Generalsekretär immer weiter verhandelt und alle Rückschläge heruntergeschluckt. Seine Entscheidung, zuletzt die beiden Hauptkontrahenten selbst an den Verhandlungstisch zu holen, erwies sich als Glücksgriff. Nach wenigen Stunden konnte Annan den Durchbruch bekanntgeben. "Ich gehe heute im Serena-Hotel vorbei und bringe Kofi Annan die teuerste Flasche Whisky, die ich finden kann", kündigte ein dankbarer Anrufer namens Stanley am Morgen im Radio an. Ein Huhn versprach ein anderer Hörer, ein Gebet eine Hörerin. "Ich finde, Kofi Annan sollte eine Jungfrau aus jedem Stamm bekommen, besser kann man seinen Dank doch nicht ausdrücken", forderte Henry aus Nairobi an die Regierung gerichtet.

Vielerorts zeichnete sich am Freitag eine Rückkehr der Normalität ab. Im während der Unruhen weitgehend zerstörten Kisumu im Westen Kenias berichteten Bewohner von einer frischen Aufbruchstimmung: "Die Leute sind wie ausgewechselt", so ein Bootsführer. Einzig aus dem Hochland, der Hochburg von Präsident Kibaki, kamen auch kritische Töne. "Wie kann Kibaki zugeben, dass er die Wahl angeblich verloren hat", regte sich ein Geschäftsmann aus Nyeri auf, der Kibaki bisher kompromisslos die Stange gehalten hatte. Andere gaben sich skeptisch: "Ich hoffe, die Politiker halten sich an ihre Absprachen", grummelte James Mwangi, ebenfalls aus Nyeri. "Das ist wie im richtigen Leben: Die Geburt dieses Abkommens war schwer, aber die richtige Pflege, damit das Kind wächst, ist noch viel schwerer."

Während sich die Unterhändler aus Regierung und Opposition am Freitag über langfristige Reformen unterhielten - vor allem bei Landbesitz und Verfassung -, sind viele Details der Machtteilung noch ungewiss. Nicht wenige fürchteten am Freitag, Hardliner in beiden Parlamentsfraktionen könnten den Deal zunichte machen. Ab kommendem Donnerstag soll dort über die nötigen Verfassungsergänzungen diskutiert werden. Zweckoptimismus zeigten Wirtschaftsführer. "Die Einigung ist ein wichtiges Hoffnungszeichen", urteilt Mike Macharia vom kenianischen Hotelverband. "Wenn Kenia jetzt eine aggressive Werbekampagne startet, könnte der Tourismus sich bis Juli wieder erholt haben." Unmittelbar nach Beginn der Krise, in deren Verlauf mehr als 1.000 Menschen gestorben sind und mehr als 350.000 Kenianer vertrieben wurden, waren die Urlauberzahlen zur Hochsaison um mehr als 80 Prozent eingebrochen. MARC ENGELHARDT

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