Koalitionskrise in Finnland: Regierung gerettet
Durch den Rechtsruck an der Spitze der Partei Die Wahren Finnen wäre beinahe die Regierung gescheitert. In letzter Minute fand sich eine Lösung.
Eine Mehrheit der gegnwärtigen Reichstagsfraktion der Wahren Finnen teilte mit, man werde diese verlassen. Eine neue Fraktion, die sich Uusi vaihtoehto (Neue Alternative) nennt, wurde gegründet. Diese erklärte sich dann bereit, die bisherige Regierungszusammenarbeit auf der Grundlage des bestehenden Regierungsprogramms fortzusetzen.
„Wir werden nun sicher als Verräter gelten“, meinte der zum Vorsitzenden der neuen Fraktion gewählte Abgeordnete Simon Elo. Aber die Partei sei „von Kräften gekapert worden, die für eine Agenda stehen, die nichts mit der Politik zu tun hat, für die ich stehe und gewählt worden bin“.
Beim Parteitag am Wochenende war mit Jussi Halla-aho der umstrittene Repräsentant des rechten Flügels zum Vorsitzenden gewählt worden. Halla-aho hatte eine Verschärfung des Kurses der Partei vor allem in der Flüchtlings- und Europapolitik angekündigt.
Die Neue Alternative, die zunächst aus 22 der 37 Abgeordneten der Fraktion besteht, wollte diesen Schwenk nicht mitmachen. Ihr gehören neben dem bisherigen Vorsitzenden der Wahren Finnen, Außenminister Timo Soini, auch die übrigen vier MinisterInnen der Partei und die Parlamentspräsidentin an. Sie werden voraussichtlich ihre Posten behalten.
Nachdem Ministerpräsident Sipilä einen für Dienstagnachmittag bei Staatspräsident Sauli Niinistö vereinbarten Termin zur Einreichung seines Rücktrittsgesuchs in letzter Minute abgesagt hatte, teilte er auf einer kurzen Pressekonferenz in Helsinki mit, er werde den Fraktionen des Zentrums und der Sammlungspartei vorschlagen, zusammen mit der Neuen Alternative die bisherige Koalition fortzusetzen.
Die Zusammensetzung des Kabinetts solle ebenso beibehalten werden wie das bisherige Regierungsprogramm. Mit 108 der 200 Reichstagssitze hätte diese auch eine absolute Mehrheit im Parlament.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“
Sicherheitsleck in der JVA Burg
Sensibler Lageplan kursierte unter Gefangenen