Knast: Gefangenen soll ein Licht aufgehen

Das österreichische Architektenbüro Hohensinn gewinnt mit einem transparenten und offenen Entwurf den Wettbewerb für den Neubau der Justizvollzugsanstalt in Großbeeren. Ende 2009 soll damit begonnen werden.

Die Männerstrafanstalt im brandenburgischen Großbeeren nimmt allmählich Gestalt an. Kurz vor Weihnachten hat das österreichische Büro "Hohensinn Architektur" aus Graz den Wettbewerb um den Neubau für sich entschieden. Die Berliner Jury empfahl den Siegerentwurf zur weiteren Ausarbeitung und Realisierung. Mit dem Bau des Knasts Heidering soll Ende 2009 begonnen werden, teilten die Senatsverwaltungen für Stadtentwicklung und Justiz jetzt in einer gemeinsamen Presserklärung mit. Anfang 2012 soll das Gefängnis fertig sein.

In dem Bewerberverfahren waren 15 Architekturbüros europaweit angesprochen, sich zu beteiligen. Der Entwurf des Architekturbüros Hohensinn hatte die Jury unter anderem deshalb überzeugt, weil die Grazer bereits 2005 mit dem Bau des Justizzentrums Leoben in der Steiermark neue Akzente gesetzt hatten. Das Zentrum, das auch eine Strafanstalt beinhaltet, zeichnet sich durch viel Glas aus, die Räume sind lichtdurchflutet. "Der Bezug zum Menschen, zu den Nutzern", stehe für ihn im Mittelpunkt, hat der 52-jährige Hohensinn einmal in einem Interview verraten.

"Hohensinns Entwurf deckt sich mit unserer Vollzugsphilosophie von Transparenz und Offenheit", sagte Justizsprecher Mark Weber am Dienstag zur taz. Sämtliche Funktionsbereiche würden über eine Vollzugsmagistrale erschlossen. Der Glasgang verbinde Werkstätten und Wohnhäuser. Im Klartext: Es gibt keine dunklen Ecken mehr, in dem sich die Knastsubkultur entfalten kann. In der Presserklärung liest sich das so: "Gefangenenbewegungen können gezielt gesteuert und personaleffizient kontrolliert werden". Die Hafträume seien so konstruiert, das jeder Gefangene gleich viel Licht abbekomme, so Weber. Es gebe keine Hierarchie mehr, durch die die Insassen im Erdgeschoss benachteiligt seien. Auch dass die Werkstätten den Wohnhäusern vorgelagert und für diese so auch als Schallschutz fungieren, habe die Jury überzeugt. Direkt neben dem Knast befindet sich eine ICE-Trasse.

Die JVA Heidering entsteht auf einem ehemaligen Berliner Stadtgutgelände im Landkreis Teltow-Fläming. Geplant sind 648 Haftplätze. Die ursprünglich kalkulierten Kosten sind nach veränderter Planung um knapp 37 Millionen Euro gestiegen. Der Senat hat ein Finanzierungsvolumen von 118,5 Millionen Euro gebilligt. Statt wie bisher 11,5 Quadratmeter werden die Hafträume nur noch 10 Quadratmeter groß sein. Warmes Wasser wird es in den Zellen nicht geben. Das sei auch in anderen Bundesländern nicht üblich, sagte Weber. In den Stationsduschen werde es aber selbstverständlich warmes Wasser geben. "Wir wollen ein Gefängnis, das in hohem Maße funktional ist, aber keinen Luxusvollzug", sagte Justizsenatorin Gisela von der Aue (SPD) am Dienstag. Bedienstete würden weniger Wärter und Schließer sein, sondern zunehmend Ansprechpartner für die Inhaftierten. "Das wird ein moderner Gefängnisbetrieb, der den Anforderungen für die nächsten 20 Jahre standhält." In Heidering sollten rund 300 Bedienstete arbeiten. Ab 2009 soll auch die Ausbildung von Justizpersonal für den Einsatz in Heidering beginnen.

Die Berliner Männergefängnisse sind seit Jahren überfüllt. Von dem Neubau in Großbeeren erhofft sich die Justizverwaltung eine Entlastung der Situation. Experten bezweifeln dies allerdings. In der Regel führten neue Knäste dazu, dass noch mehr Leute eingesperrt werden, so die Kritik.

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