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Knapp am GAU vorbei

■ Heftige Debatte im Kieler Landtag nach schwerem Störfall im AKW Brunsbüttel

Die Zuverlässigkeit der HEW als Betreiber des Atommeilers Brunsbüttel steht in Frage. Dass ist die Kernbotschaft der gestrigen Ausführungen von Energieminister Claus Möller (SPD) und des grünen Fraktionschefs Karl-Martin Hentschel vor dem Kieler Landtag zum gravierenden Störfall am 14. Dezember.

Nach einer Wasserstoffexplosion war eine Rohrleitung im Sicherheitsbehälter des Atommeilers abgerissen. Aber erst am 18. Februar wurde das AKW vom Netz genommen. Offen ist, wann es wieder in Betrieb geht. Als Voraussetzungen dafür nannte Möller die vollständige Aufklärung der Ursache, die Reparatur sämtlicher Schäden und die Überprüfung der Betreiber-Zuverlässigkeit.

„Die Schadensfotos machen selbst erfahrene Experten sprachlos“, erkärte Möller: „Die Rohrleitung mit einem Durchmesser von 100 Millimetern wurde durch eine Explosion über einen Teilbereich von rund drei Metern regelrecht zerfetzt.“ Der Energieminister erklärte, der Störfall werfe komplexe Sicherheitsfragen auf. Er gehe auch der Frage nach, ob wirtschaftliche Erwägungen für das Verhalten des Betreibers maßgeblich waren und warum dieser nicht früher als am 18. Februar die letztlich von der Aufsichtsbehörde erzwungene Inspektion ausgeführt habe.

Hentschel, der von einem „in der Geschichte der Kernenergie einmaligen Vorfall sprach“, forderte die Überprüfung aller Siedewasserreaktoren. Eine vergleichbare Explosion nur drei Meter von dem Schadensort entfernt hätte zu einem Atomunfall führen können, nach dem „Hamburg für Jahrhunderte hätte evakuiert werden müssen“. Es sei, so Hentschel, „unglaublich, dass der Reaktor im Dezember wieder hochgefahren wurde, obwohl das Geschehen völlig unklar gewesen ist“.

CDU und FDP warfen Energieminister Möller verspätetes Eingreifen vor. Als Motiv vermutete sie Angst vor Schadenersatzforderungen für den Fall, dass ein Herunterfahren nicht ausreichend begründet wäre. Möller wies dies als „absurd“ zurück. In der Vergangenheit sei er das Risiko hoher Schadenersatzforderungen trotz täglicher Stillstandskosten von 800.000 Mark mehrfach eingegangen, bis hin zu einem dreijährigen Stillstand des Kraftwerks. Marco Carini

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