piwik no script img

Klub-WM der FifaKicken vor Scheichs

Die besten Vereinsteams messen sich in den Vereinigten Arabischen Emiraten und spielen die Klub-WM aus. Die Fifa lockt die Vereine mit netten Prämien nach Abu Dhabi.

Alles andere als Gedrängel: Ein Fan in Abu Dhabi guckt Klub-WM. Bild: dapd

Sepp Blatter ist wieder unterwegs. Der Fifa-Präsident besucht gute Freunde im Nahen Osten. Die hat er nicht nur im Emirat Katar, dem WM-Land 2022. Am Mittwoch weilte Blatter in den Vereinigten Arabischen Emiraten, um eine Fußballweltmeisterschaft zu eröffnen, die Klub-WM der Fifa.

Das Turnier wurde mit der Partie des Meisters der Emirate, Al-Wahda, gegen den FC Hekari United eröffnet. 23.000 laut Fifa-Homepage begeisterte Zuschauer sahen im Mohammed-Bin-Zayed-Stadion von Abu Dhabi einen 3:0-Erfolg der Heimmannschaft gegen den Sieger der ozeanischen Champions League aus Papua Neuguinea. Am Samstag geht das Turnier weiter, in dem sich die besten Mannschaften aus den sechs Kontinentalverbänden der Fifa messen.

Die prominentesten Mannschaften, Champions-League-Sieger Inter Mailand sowie der SC Internacional Porto Alegre aus Brasilien, Sieger der südamerikanischen Copa Libertadores, steigen dann Mitte nächster Woche gleich ins Halbfinale des Turniers ein. Sie könnten im Finale aufeinandertreffen.

Fifa-Klub-WM

Das Turnier: Seit Mittwoch läuft der Wettbewerb der besten Vereine aus den sechs Kontinentalverbänden der Fifa in Abu Dhabi. Auch ein Team aus dem Gastgeberland darf mitspielen. Das Finale steigt am 18. Dezember.

Die Teilnehmer: Inter Mailand (Europa), Internacionale Porto Alegre (Südamerika), der mexikanische Meister CF Pachuca (Nord- und Mittelamerika), Seongnam Ilhwa Chunma aus Südkorea (Asien), TP Mazembe aus dem Kongo (Afrika), Hekari United aus Papua-Neuguinea (Ozeanien) sowie der Meister der Vereinigten Arabischen Emirate, al-Wahda.

Die Geschichte: 2000 wurde der WM-Titel zum ersten Mal ausgespielt. Sieger damals: Vasco da Gama (Brasilien). Im vergangenen Jahr holte der FC Barcelona den Titel. Der Weltpokal gilt als Vorgängerwettbewerb des Fifa-Turniers. Der wurde 2004 zum letzten Mal ausgespielt. Sieger wurde damals der FC Porto.

Dann wäre es so wie früher, als noch der Weltpokal ausgespielt wurde, der als Vorläufer der Klub-WM gilt. Den machten immer die besten Teams aus Europa und Südamerika unter sich aus. Der Rest der Welt durfte nicht mitspielen. Es war ein eher privater Wettbewerb, der jahrelang von einem japanischen Autobauer am Leben erhalten wurde, dessen Motivation es war, einmal im Jahr die zwei vermeintlich besten Klubmannschaften der Welt in Japan präsentieren zu können.

Die Mannschaft des FC St. Pauli, die im Februar 2002 mit dem FC Bayern den amtierenden Weltpokalsieger geschlagen hat, hätte von ihren Fans demnach korrekterweise als Toyota-Cup-Siegerbesieger besungen werden müssen. 2004 wurde der Auto-Pokal zum letzten Mal ausgespielt. Letzter Gewinner ist der FC Porto.

Schon ein paar Jahre zuvor hatte die Fifa begonnen, sich zu überlegen, wie sie am immer besser werdenden Geschäft mit dem Vereinsfußball teilhaben kann. Die 1992 von der Uefa eingeführte Champions League hatte die ersten Kapitel ihrer Erfolgsgeschichte gerade geschrieben. Der Klubfußball war drauf und dran, den Länderspielvergleichen bei den großen Turnieren den Rang abzulaufen.

2000 lud der Weltverband erstmals zu einer Vereins-WM nach Brasilien. Er musste tief in die Tasche greifen, um die beiden besten Klubs aus Europa, ManU und Real Madrid, nach Rio zu locken. Die beschwerten sich über eine unzumutbare Mehrbelastung für ihre Spieler. 2,5 Millionen US-Dollar Antrittsprämie wurden schließlich gezahlt.

In diesem Jahr erhält der siegreiche Klub 5 Millionen Dollar Prämie. Genug, um Proteste der reichen Klubs gar nicht erst aufkommen zu lassen. Massimo Moratti, der allmächtige Präsident von Inter Mailand, betont ganz im Sinne der Fifa, wie wichtig der Wettbewerb auch sportlich für seinen Klub ist.

Inter Trainer Rafa Benitez hat mit Moratti abgesprochen, die besten Spieler im Champions-League-Spiel bei Werder Bremen am Dienstag zu schonen, damit diese bei der Klub-WM im Vollbesitz ihrer Kräfte sind. Während für Klubs wie Inter oder Vorjahressieger FC Barcelona die Fifa-Prämien ein nettes Zubrot sind, stellen sie für die Vertreter aus Afrika, Asien oder Ozeanien oftmals die größte Einnahme des Jahres dar. 500.000 Euro erhält Hekari United allein für die Teilnahme. Das ist weit mehr als der Jahresetat des Teams aus Papua Neuguinea, dessen Fußballverband in der Fifa-Weltrangliste auf dem 203. und letzten Platz liegt.

Es sind diese Geschichten, die von den Fifa-Funktionären besonders gern erzählt werden. Das Turnier trage zur Entwicklung des Fußballsports auf der ganzen Welt bei, meinte Jerome Valcke, der Generalsekretär der Fifa, vor dem Eröffnungsspiel und betonte, dass etwa ein afrikanischer Klub ohne die Klub-WM so gut wie nie die Möglichkeit habe, außerhalb des eigenen Kontinents zu spielen.

Doch noch ist das Turnier zu klein, um die ganz große Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Dass TP Mazembe, der Sieger der afrikanischen Champions League, aus der Demokratischen Republik Kongo schon zum zweiten Mal am Turnier teilnimmt, weiß hierzulande kaum einer.

Doch Fifa-General Valcke stellte zufrieden fest, dass das Medieninteresse jedes Jahr größer wird. In diesen Tagen nach der WM-Entschscheidung für Katar schauen die Pressevertreter ganz genau hin, wie es um die Stimmung in den Emiraten bestellt ist. Medienberichte, wonach Flugblätter an Fans verteilt würden, in denen sie zum Verzicht auf Alkohol aufgefordert werden, sind von den Organisatoren dementiert worden.

In den Hotels sei Saufen möglich. Das sei auch im vergangenen Jahr kein Problem gewesen. Da fand die Klub-WM auch in den Emiraten statt - ebenfalls zur Zufriedenheit der Fifa. Mohammed Khalfan al-Rumaithi, der Chef des Fußballverbandes der Emirate, ist sich sicher, dass sein Land damit auch Einfluss auf die WM-Vergabe für Katar genommen hat. "2009 verlief alles so gut", sagte Valcke in Abu Dhabi. "Wir können froh sein, wieder hier zu sein." Die Fifa fühlt sich wirklich wohl am Golf.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!