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Klinsmann fliegt rausGottfroher Manager

Klinsmanns Entlassung sorgt beim Manager des amtierenden Titelträgers für Erleichterung. Für die letzten fünf Saisonspiele soll Uralt-Meister Heynckes für frischen Wind sorgen.

Jürgen Klinsmann dachte beim Spiel gegen Schalke noch an die Fehler seines Teams, sein Chef Uli Hoeneß offenbar schon an die Nachfolge. Bild: reuters

MÜNCHEN taz | Uli Hoeneß atmete erst einmal tief aus. Die Frage war, wie es nun um das Verhältnis zu Jürgen Klinsmann bestellt sei. Hoeneß brauchte zwei, drei Sekunden, um sich eine Antwort zurechtzulegen. Dann sagte er etwas von "in keinster Weise schmutzige Wäsche waschen". Das war natürlich eine Floskel. Was Uli Hoeneß sonst über den geschassten Trainer sagte, verriet viel mehr: Der Manager des FC Bayern ist gottfroh, dass diese unselige Klinsmannzeit endlich vorbei ist.

Er leitete die Entscheidung zur Entlassung unter Ausschluss des 0:4-Desasters in Barcelona her: "Wir müssen den Trend anschauen, und wir haben seit Weihnachten alle wichtigen Spiele verloren, in Hamburg, in Berlin, in Wolfsburg, gegen Schalke, im Pokal in Leverkusen." Er weiß, dass auch er sich von den Konzepten und Ideen Klinsmanns hatte berauschen lassen. Umso deutlicher fällt jetzt seine Distanzierung aus. "Bei aller Liebe: Jedes Konzept liest sich prima auf dem Papier. Aber es nutzt nichts, wenn nicht irgendwann Ergebnisse kommen." Im Kern sei Klinsmanns Aufgabenfeld ja auch klar umrissen gewesen. "Er war angestellt, die Mannschaft so zu trainieren, dass er Spiele gewinnt. Das ist eine Aufgabe, die nicht unmenschlich ist, ganz normaler Fragenkatalog." Klinsmann ist für Hoeneß als Trainer in Bausch und Bogen gescheitert.

So deutlich wird er ihm das natürlich nicht gesagt haben, als Klinsmann um 9.30 Uhr antreten musste. "Das war für Jürgen ein schwerer Moment, das hat man ihm angesehen", plauderte Hoeneß. Er wusste sogar noch mehr zu berichten: "Er hat bestimmt gedacht, dass wir das nach dem Wolfsburgspiel am Sonntag noch einmal aufschieben. Aber unsere Entscheidung kann nicht davon abhängig sein, dass tolle Cottbusser gegen Wolfsburg gewonnen haben." Keine schmutzige Wäsche?

Um 11.29 Uhr dann verließ Klinsmann das Gelände. Er steuerte seinen geräumigen Blechpanzer selbst. Mit Schwung kam er die Ausfahrt aus der Tiefgarage hoch. Doch er musste bremsen, bevor er in die Säbener Straße einbog: die Straßenverkehrsordnung. Ein Blick links, ein Blick rechts. In diesem kurzen Moment hatte sich eine dichte Traube von Fotografen und Kameraleuten um das Auto formiert. Die Straße war frei, Klinsmann gab Gas. Mit Mühe sprangen die Bilderjäger zur Seite.

Zu diesem Zeitpunkt war die Nachfolgeregelung schon durchgesickert. Jupp Heynckes übernimmt für die restlichen fünf Spiele die sportliche Verantwortung. Ihm als Assistent zur Seite stehen wird Bayerns U23-Trainer Hermann Gerland. "Wir brauchen jetzt jemanden, der schon etwas vorzuweisen hat, der mit ruhiger Hand die Dinge in die richtige Richtung lenkt", sagte Hoeneß. Heynckes ist ein Name, der Erinnerungen an gute Zeiten weckt. Er war von 1987 bis 1991 Trainer an der Säbener Straße und gewann zwei Mal die deutsche Meisterschaft. Sein größter Erfolg aber war der Gewinn der Champions League mit Real Madrid 1998.

Hoeneß und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge waren aber eifrig darum bemüht klarzustellen, dass Heynckes auf jeden Fall nur eine Übergangslösung sei. Bleibt die Frage, wie es kommende Saison weitergeht. "Vergessen Sie alles, was sie bisher gelesen haben", sagte Rummenigge. Man habe mit noch niemandem gesprochen.

Erst einmal soll aber Heynckes die Mannschaft wieder in die Spur setzen. Am Montag war trainingsfrei. Trotzdem wurden die Spieler einberufen. Sie hätten die Kunde von der Klinsmann-Entlassung "neutral aufgenommen", merkte Hoeneß an. Noch so eine Spitze. Am Samstag steht dem FC Bayern die nächste Bewährungsprobe bevor: Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach, Heynckes Heimatverein. Der Verein, bei dem sein bis Sonntag letztes Trainerengagement Ende Januar 2007 grandios gescheitert war.

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16 Kommentare

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  • BO
    bayern ole

    Herr Rummenigge besuchte Herrn Hitzfeld und sprach: mc quadrat ist gleich e und Fußball ist Mathematik. Das wissen wir doch alle, Ottmar, und drum brauchen wir dich. Es half aber nicht.

  • IG
    IRichard Greif

    Klinsmann mußte nicht wegen Barcelona gehen, sondern auch wegen o:1 gegen Köln und und Schalke. Bei allem Umbau und Neuanfang: solche Spiele müssen mit dieser Mannschaft gewonnen werden. Die Mannschaft wird immer unsicherer und schlechter, und es gab kein Zeichen von Besserung. Klinsmann fehlt das handwerkliche Können, da helfen seine Visionen nichts. Er braucht nicht nur die Zeit zum Umbau, sondern zum Selberlernen, und das dauert länger als 2 Jahre, bis dahin sind Ribery und Lahm auf jeden Fall weg.

    Nach dem 0:4 in Barcelona sagte Herr Sammer, eine andere Mannschaft hätte, kurz davor, dort konsequent mehr Verteidiger hinten gehalten, um die Räume eng zu machen, damit das Paßspiel der Barcelonen eingeschränkt wurde. Von solchen Sachen merkte Herr Klinsmann offensichtliche nichts.

  • J
    Jürgen

    Was macht eigentlich Lothar Matthäus zur Zeit...?

  • T
    Tom

    Na und erst die Stürmersituation in Bayern ist doch grandios. Wieviele Spieler hatte eigentlich Klinsmann von der ganzen Mannschaft selber geholt?

    Letztendlich war er von Anfang an auf verlorenem Posten. Bayern und Klinsmann geht einfach nicht. Für das Projekt hatte er einfach zu wenig Kredit. Die Spieler haben früh gemerkt, wie wenig Rückhalt und freie Hand Klinsmann eigentlich hat, entsprechend haben sie sich verhalten. Aber vielleicht hat dem Klinsmann auch nur der fähige Assistent gefehlt, der das Training leitet. Er bringt die Ideen und der Assistent weiß wie er es gewinnbringend umsetzen kann und bremst einen vielleicht zu grossen Innovationswillen.

  • TD
    Tyler Durden

    Aaaahhhh.... die Intelligenz der Fussballer...

     

    Genau! der Klinsmann ist Schuld!

    Nicht etwa, dass man ihn gezwungen hat mittels Rensing Spiele zu vergeigen, oder mit Poldi und Lell anzutreten....

     

    Nein, der Klinsmann wars! Mit einem anderen Trainer hätte der Rensing all die Punkte zu Saisonbeginn nicht vergeigt, und der Weltklasse Verteidiger Lell erst!!! Der hätte den Messi ja sowas von nass gemacht, der hätte seine Fussballschuhe nach dem Hinspiel schon an den Nagel gehäöngt... aber wenn man natürlich dem armen Lell den Klinsmann als Trainer gibt....

  • DM
    der moselfränkische Fußballsachverstand

    Ihren Kommentar hier eingeben

     

    Angesichts des grandiosen Scheiterns des sog. "Klinsi", zeigt sich, dass Joachim Löw ein richtig guter Trainer ist. Nur Schaumschlägerei à la 2006 taugt halt nix in einer ureuropäischen Sportart.

  • RG
    Richrd Greif

    zu Ordell Robbie: sehr naiv. Die anderen Spieler sind genauso Profis und geben auch alles, was ihnen möglich ist. Ein Trainer muss mehr Spielverständnis haben und ihnen taktische Details vermitteln. Sonst wären ja alle Vereine blöd, wenn sie überhaupt Trainer anstellen und nicht nur Fitness-Gurus.

  • WF
    Willi Fröhlich

    Armer Klinsi,

    leider hat er das buddhistische wohl vergessen:

    Leben ist Leiden!!

    Mit eienr dicken Abfindung wird er das wohl erträglich finden.

  • L
    Laura

    Endlich setzen die Bayern ein deutliches Zeichen: angestrebtes Saisonziel ist Tabellenplatz 7 durch das erfolgreiche Erringen von fünf Niederlagen in den letzten Spielen. Anders kann ich mir die Verpflichtung des bei seinen letzten Trainerstationen völlig glück- und hilflos wirkenden Oldies Jupp Heynkes nicht erklären. Dass es zudem jemand ist, dessen Trainingsmethoden schon vor Jahren als altbacken belächelt wurden: offene Affront gegen Klinsmann? Na, da wünsche ich viel Erfolg :-)

  • T
    Travis

    Tja Jürgen, man kann schlechte Ergebnisse halt nicht einfach so weggrinsen. Du hast im Rahmen deiner begrenzten Möglichkeiten aber alles gegeben. Viel Spaß in Kalifornien! PS: Nimmst du die Buddha-Figuren eigentlich mit? LOL!!!

  • JB
    Johnny Bingo

    Tz, Tz, Tz; always look on the bright side of life, Mr. Dirtsman!

  • OR
    Ordell Robbie

    Da bohrt man wieder das Brett an der dünnsten Stelle. Der böse Trainer, der ja an allem Schuld ist, was in der Vergangenheit passiert ist. Der gegen Wolfsburg,Barcelona und Schalke ja ganz alleine verloren hat. Oh man! Wer hat den auf dem Platz gestanden? Klinsmann oder 11 Profis, die für die Millionen, die sie in den Rachen geschoben bekommen, eigentlich rennen und ackern sollten, bis ihnen die Socken qualmen?Wieso versucht man immmer wieder von der lauen Einsatzbereitschaft und dem begrenzten Leistungsvermögen der Spieler abzulenken? Ganz gleich welcher Trainer auf der Bank gesessen hätte, gegen Barcelona wäre mit der Mannschaft jeder ausgeschieden. Abgesehen von Ribery und Lahm gibt es keine hochklassigen Spieler im Bayernkader! Man sollte in Zukunft nicht mehr den Trainern, sondern den Spielern ein Ultimatum stellen, wenn sie nicht volles Engagement zeigen.

  • A
    anna

    Man muss sich bei dieser Nachricht nicht auf die Klinsmanns Ende schon seit Monaten herbeiredende "Bild"-Zeitung berufen, sondern kann ganz einfach auf der Bayern-Homepage nachgucken.

  • F
    Freddy

    Bleibt zu hoffen, daß diesen Bayern nun erst Recht der Marsch geblasen wird. Borussia laß die Puppen tanzen, schon allein wegen dem Trainer Heynckes.

     

    Das in München ist unterstes Gefilde. Schämt EUCH Ihr Woiza-Drücker.

     

    Der VfB Stuttgart sollte nun am letzten Spieltag den Meistertitel für sich entscheiden und die Bayern im eigenen Haus rund laufen lassen.

     

    Lieben Gruß,

    Freddy

  • F
    Freddy

    Bleibt zu hoffen, daß diesen Bayern nun erst Recht der Marsch geblasen wird. Borussia laß die Puppen tanzen, schon allein wegen dem Trainer Heynckes.

     

    Das in München ist unterstes Gefilde. Schämt EUCH Ihr Woiza-Drücker.

     

    Der VfB Stuttgart sollte nun am letzten Spieltag den Meistertitel für sich entscheiden und die Bayern im eigenen Haus rund laufen lassen.

     

    Lieben Gruß,

    Freddy

  • G
    GonZoo

    Werde ich jetzt verklagt? Immerhin schriebe ich hier jetzt den Satz:

     

    "Es ist vollbracht."