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Klinisch lebendig

■ Hafenkrankenhaus: Noch nicht geschlossen, aber bald schon besetzt?

Das Hafenkrankenhaus soll zum 1. März 1997 geschlossen werden, entschied der Aufsichtsrat des Landesbetriebs Krankenhäuser (LBK) am 12. Dezember. Die entscheidende Stimme gab die Vorsitzende ab, Sozial- und Gesundheitssenatorin Helgrit Fischer-Menzel (SPD). Denn der LBK will zur Abwendung seines Ruins infolge Seeho-ferscher „Gesundheits“-Reformen rund 450 Betten abbauen und bis 1998 rund 210 Millionen Mark sparen. So desolat ist die Lage des LBK und seiner Führung, daß sich die EntscheidungsträgerInnen nicht mal die Zeit nahmen, verschiedene Ideen für einen Fortbestand der Klinik eingehend zu prüfen.

Die Hoffnung, der Protest im Stadtteil würde nach ein bißchen „Trauerarbeit“ (Fischer-Menzel) einschlafen, trügt jedoch. Die MitarbeiterInnen und die Initiative „Ein Stadtteil steht auf“ wollen nun selbst die Verantwortung übernehmen: Weil die medizinische Versorgung für die Bevölkerung St. Paulis und die rund 30 Millionen Touristen, die sich hier pro Jahr vergnügen, durch eine – nur zeitweilig geöffnete – Notfallambulanz nicht zu ersetzen ist, und weil das Hafenkrankenhaus wirtschaftlicher arbeitet als andere Kliniken, wollen sie den Krankenhausbetrieb in eigener Regie aufrechterhalten. Eine Klinik wird besetzt und wahrt dadurch die letzte Überlebenschance – auch für manchen Verletzten in St. Pauli.

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