Klimafreundliche Klassenfahrten: Jede Menge Angebote
Inklusive Kochshow zum Thema Bio-Essen: Damit ökologische Schulreisen stattfinden, müssten vor allem Lehrer Interesse zeigen.
Mit dem Mathe-Leistungskurs nach Madrid oder dem Geografiekurs nach Thailand, die Abireise zum Feiern nach Spanien – dass Kinder und Jugendliche mit der Schule ins entferntere Ausland verreisen, ist mittlerweile der Normalfall. Der ökologische Fußabdruck, den diese Reisen hinterlassen, spielt dabei selten eine Rolle, und das selbst an Schulen, die sich als Umweltschulen beziehungsweise Agenda-21-Schulen zertifiziert haben. Dabei gibt es jede Menge Angebote, sich mit der Klasse auf Pfade zu begeben, Gemeinschaftserlebnis, Bildung und Umweltfreundlichkeit unter einen Hut zu bringen.
Der WWF, die Naturfreundejugend und auch das Deutsche Jugendherbergswerk bieten nachhaltige Klassenreisen an, unter anderem in klimaneutralen Häusern und mit einem Kursangebot, das vom gemeinsamen Kochen bis zu Exkursionen in die Natur reicht.
Der WWF etwa hat 2015 einen neuen Leitfaden herausgebracht, in dem der Schutz des Wattenmeeres, das zum Unesco-Weltnaturerbe gehört, mit Schülerprojektarbeit verknüpft wird: „Watt für eine Klasse(n)fahrt“ ist eine Planungshilfe für naturverträgliche Schul- und Gruppenreisen. Lehrmaterial zur Vor- und Nachbereitung sowie Tipps für die richtige Ausrüstung, Verpflegung und Programmgestaltung sind unter anderem Thema. Auch die klimafreundliche Anreise wird thematisiert.
Mit einer Kochshow zum Thema Bio-Essen, einer Ausbildung zum Klimabotschafter oder Workshops zum Thema „nachhaltiger Konsum“ versuchen die Jugendherbergen Kinder für eine ökologisch bewusste Lebensführung zu begeistern. Vor allem Klassen der Sekundarstufe 1 nutzen die Angebote, etwa in der Jugendherberge Brilon im Sauerland, eines von sieben klimaneutralen Häusern des Verbandes. Hier wurde neulich auch das 25-jährige Jubiläum der DJH-Nachhaltigkeitsinitiative gefeiert.
Graslöwen Klassenfahrten
„Unsere Stammkunden sind Lehrer, die dafür das Interesse haben“, so Bernd Lampe, Referent beim DJH. Der erste Schritt bei der Gewinnung von Kindern für das Thema „umweltverträgliches Reisen“ müsste es sein, die Lehrer zu interessieren. Dafür fehlen jedoch bislang Bildungsangebote. Ein Leitfaden zum Thema „nachhaltige Klassenreisen“, den die Deutsche Umweltbundesstiftung schon vor Jahren in Auftrag gegeben hat, ist leider nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.
Mit den sogenannten Graslöwen-Klassenfahrten hat die Stiftung in Kooperation mit dem DJH allerdings ein Bildungsangebot im Gepäck, das sich an Grundschulkinder richtet mit dem Ziel, Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein und Eigeninitiative nahezubringen. Wie man es schaffen könnte, auch ältere Schüler für bewusstes Reisen zu sensibilisieren? Die Naturfreundejugend versucht das mit sogenannten Zero Impact Camps im Rahmen der Arbeit der einzelnen Landesverbände.
Nachhaltige Verpflegung, Unterkunft, Sport oder Reisen sind bei Aktionstagen Thema. „Wir gehen auch in Schulen und gestalten einen Tag zum Thema Tourismus“, so Sine Schnitzer von der Naturfreundejugend Deutschland. Praktisch: Auf der Webseite www.zero-impact-camps kann man den ökologischen Rucksack berechnen lassen. Dabei wird, ohne mit der Moralkeule zu kommen, aufAlternativen verwiesen, wie man die anstehende Reise ökologisch verträglicher gestalten könnte.
Dabei spielen nicht nur die Anreise oder die Unterkunft eine Rolle, sondern auch der Fleischkonsum und das Freizeitprogramm. Auch, wie sich der Verbrauch an Ressourcen überhaupt berechnen lässt, wird genau erklärt. Der ökologische Rucksack der Madridreise mit dem Mathe-Leistungskurs war übrigens bei zehn Teilnehmern 7.800 Kilo schwer. Eine Fahrt nach Rügen hätte nur 4.160 Kilo auf die Waage gebracht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Interner Zwist bei Springer
Musk spaltet die „Welt“
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Nach dem Anschlag von Magdeburg
Wenn Warnungen verhallen
Deutsche Konjunkturflaute
Schwarze Nullkommanull
Aufregung um Star des FC Liverpool
Ene, mene, Ökumene
Schäden durch Böller
Versicherer rechnen mit 1.000 Pkw-Bränden zum Jahreswechsel