DIE WERBEPAUSE : Klick und gemütlich
Jetzt ist es raus: Werbung lügt. Wer hätte das gedacht?! Aber während viele Kampagnen ihre KundInnen mit Versprechen einwickeln, die genauso wahr wie nicht wahr sein können – wer weiß denn schon, ob man von dieser Pflegelotion tatsächlich straffere Haut oder von diesem Joghurt einen gesünderen Darmtrakt bekommt? –, macht die Telekom mit einer Plakatkampagne keinen Hehl aus verdrehten Tatsachen. „Zuhause wird jetzt schnell“: Diese freche Behauptung nimmt einen Großteil des Plakats ein, das abfotografiert gestern im Netz kursierte. Dass die neuen Telekom-Verträge nicht gerade Geschwindigkeit im eigenen Heimnetzwerk verheißen, kursiert seit zwei Wochen hingegen auch übers Internet hinaus.
In den Medien, auch bei der taz, hatte das Unternehmen daraufhin seinen Spitznamen weg: „Drosselkom“. Denn mit unbegrenztem, schnellen Surfen soll ab 2016 Schluss sein – statt Flatrate gibt es dann nur noch ein monatlich begrenztes Datenvolumen. Wer mehr will, zahlt mehr – oder surft langsamer. „Schluss mit schneller, schneller, schneller – jetzt wird die Langsamkeit wieder entdeckt“, kommentierte ein Moderator im Bayrischen Rundfunk, der sich, wohl nicht ganz ernsthaft, über die wiedergewonnene Ruhe in dieser hektischen neuen Welt freute. Na, Telekom, wäre das nicht ein schöner Slogan: „Ein Prosit der Gemütlichkeit“?
Selbst die direkte Kommunikation mit der Telekom lässt grenzenlosen Highspeed vermissen. Mit unserer Rechercheanfrage, ob die im Internet entdeckten Bilder Teil einer aktuellen Kampagne sind, landen wir zunächst im Telekom-Nirwana: Im Marketing ist besetzt, die outgesourcte Anzeigenabteilung bei der Mediakom will keine Antwort rausrücken, und die Pressestelle fordert erst mal eine E-Mail ein. Schließlich erhalten wir doch noch die Bestätigung, dass es sich um eine aktuelle Kampagne handelt.
Zwischen Werbung und Preispolitik kann Pressesprecher Philipp Blank allerdings keinen Widerspruch entdecken. Denn die Preiserhöhung sei gerade für den Ausbau der Netzgeschwindigkeit nötig. Da sieht man’s: ganz logisch. Werbung lügt eben doch nicht immer. Und wenn doch – wer weiß das denn schon? MVS