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Kleinparteien vor der WahlWeird, rot oder braun

Zur Bundestagswahl treten etliche Parteien ohne Chance auf den Einzug ins Parlament an. Von schrägen Vögeln, braunen Kameraden und roten Träumern.

Hingucker: Wahlplakat der Außerirdischen Invasoren-Partei Deutschlands in Berlin Foto: Olaf Schuelke/imago

Die Außerirdischen: Wie wär's mit „Freiheit durch Unterwerfung“ oder „Qualen statt Wahlen“? Das verspricht die Außerirdische Invasoren Partei Deutschland, die in Berlin ein paar Plakate aufgehängt hat. Spitzenkandidat scheint ein Alien namens Zkrag zu sein. Bei welchen Wahlen und auf welchem Planeten die Partei antritt, ist aber nicht klar. Auf dem Bundestagswahlzettel wird die AIPD nicht stehen. Ein tschechischer Ableger war im vergangenen Jahr bei der Europawahl angetreten.

Die Rand-Roten: Ja, wo bleibt denn die Revolution? Zur Bundestagswahl gehören natürlich auch die zahlreichen MLPD-Plakate, was im besten Fall vielleicht zu einem Endergebnis von 0,1 Prozent führen könnten. 2021 wird die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands im amtlichen Endergebnis mit 0,0 Prozent geführt. Dann sind da noch zwei weitere linke Kleinparteien, die Sozialistische Gleichheitspartei (SGP) und Mera25, das „Bündnis für realistischen europäischen Ungehorsam“, die Partei des früheren griechischen Finanzministers Yanis Varoufakis. Die Kommunistische Partei (KP) und die DKP, die Deutsche Kommunistische Partei treten erst gar nicht an.

Die Weirden: Da ist zum Beispiel der selbst ernannte „Volksunternehmer“ und Möchtegern-„Volksheld“ Dr Ansay, der sich selbst mit der „Dr Ansay Partei“ ins Rennen schickt. Schmissig besingt sich der Mann, der sich gerade wegen Verstößen gegen das Heilmittelwerbegesetz vor Gericht verantworten muss, auf Social Media höchstselbst. Vor Gericht wird geklärt, ob er mit dem Slogan „Kiffen auf Rezept“ für seinen Heilmittelversand werben darf.

Auch Jürgen Todenhöfer stellt sich mal wieder selbst in den Vordergrund. Bei bei der nach ihm benannten Gerechtigkeitspartei geht es, neben plakativen Sprüchen, praktisch nur um ihn.

Mit am Start auch wieder die Partei für Verjüngungsforschung, die etliche Umbenennungen hinter sich hat, sich aber nach wie vor für ein beinahe schon ewiges Leben einsetzt. Angesichts der steigenden Mietpreise will man sich wohl eher nicht mit der Frage beschäftigen, ob man in 800 Jahren überhaupt noch leben möchte. Wahlergebnis 2021: 0,1 Prozent.

Die Rechten: Auch im braunen AfD-Becken fischen etliche Kleinparteien. Manche sind nicht ganz so rechts wie die Weidel-Partei, andere sogar noch rechter. Da sind etwa die Freien Sachsen, wo handfeste Neonazis das Sagen haben. Die Freien Wähler und WerteUnion bezeichnen sich selbst als konservativ und sehen politisch noch genügend Platz zwischen der CDU/CSU und der AfD.

Dann gibt es da noch das Bündnis Deutschland. das brüstet sich mit einem ganz besonderen Erfolg. Als die Journalisten Ralf Schuler, Alexander Kissler und Philippe Fischer auf ihrem rechten Faktenverdreherportal nius.de ihre politischen Anschauungen via Wahl-O-Mat getestet haben, landete das Bündnis Deutschland bei ihnen auf Platz 1. Na, ganz toll!

Auch Die Basis, die sich als Partei der Coronaquerdenker gegründet hat, ist wieder dabei. Zwei ehemalige Bundestagskandidaten der Partei stehen als Reichsbürger derzeit vor Gericht. Sie sollen als Mitglied der rechtsterroristischen Vereinigung „Patriotische Union“ an Umsturzplänen mitgewirkt haben. Ein weiterer Basis-Mann, der bei der vergangenen Bundestagswahl kandidiert hatte, ist Mitglied der mutmaßlich rechtsterroristischen „Vereinten Patrioten“. 2021 brachte es die Basis auf einen Stimmenanteil von 1,4 Prozent.

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