Kleine Kunstorte: Klein ist fein
Hamburger Kunsträume
von Hajo Schiff
Die kleinen Kunstorte sind die wichtigsten. Denn da fängt alles an: Die jüngste Produktion wird gezeigt und der Kontakt mit der Kunst bleibt zwanglos. Dabei meint „klein“ solche Räume, die noch nicht zum Kern des Kunstbetriebs gehören, aber durchaus bedeutend und auch groß sein können.
In Quadratmetern nicht der kleinste, aber als freistehendes Einzelgebäude ein besonders kleiner Hamburger Kunstort ist „Die Bedürfnisanstalt“. Die Architektur aus dunklem Klinker an der Kreuzung Bleickenallee/Hohenzollernring diente seit 1928 als Wartehalle mit unterirdischer Toilettenanlage. Sie wurde vom schlesischen Architekten Gustav Oelsner (1879–1956) entworfen, der von 1924 bis 1933 prägender Stadtbaurat in Altona war. Seit 2008 ist das kleine Denkmal des kubischen „Neuen Bauens“ ein Kulturraum.
Am Samstag ab 19 Uhr wird dort die Ausstellungsinstallation von Bea Winckler eröffnet. Ganz gegen den ursprünglichen Charakter des Baus füllt die aus Karlsruhe zugereiste Künstlerin den Raum stark ornamental. Hatte Adolf Loos schon 1908 das Ornament in der modernen Architektur als Verbrechen bezeichnet, gibt es dennoch ein unausrottbares Bedürfnis danach.
So macht die Hamburger Künstlerin mit ihrer Arbeit „Topsy-Turvy“ die schlichte ehemalige Wartehalle zu einer Behausung eines kauzigen Einsiedlers, gestaltet eine bühnenhafte Wahnwelt konstruktiver Illusionen. Dabei entstehen die neuen perspektivisch–ornamentalen Konstellationen aus älteren Arbeiten auf Leinwand und Papier, durch Scherenschnitte und neue Wandmalerei.
Ein anderer „kleiner“ Kunstort (mit großem Keller) ist das Xpon-Art in der Repsoldstraße 45. Dort gibt es ab Donnerstagabend die dänisch-deutsche Ausstellung „Heading for a land of eternal sunshine“. Nina Wengel und Annika Unterburg gehen in einen visuellen Dialog, der viel mit den Ritualen des Wartens zu tun hat – sei es auf die zukünftig reichlich anbeißenden Fische oder den Sonnenaufgang am neuen Tag. Ein bisschen mehr Frühlingssonne könnte ja auch insgesamt gesehen wirklich überhaupt nicht schaden.
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