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Klare Absage

■ Zum Kongreß „Frauen und AIDS“

AIDS geht uns alle an.“ Diese Erkenntnis ist weder neu noch originell. Neu an dem „Frauen– und AIDS“– Kongreß aber war die eindeutige Aussage, daß mit „alle“ auch die Frauen gemeint sind, die bisher in den öffentlichen Aufklärungskampagnen von GesundheitspolitikerInnen immer ausgespart und unterschlagen wurden: die sogenannten treuen PartnerInnen; diejenigen, die die Besuche ihrer Liebsten bei Prostituierten ignoriert und verdrängt haben, schlichtweg nichts davon wissen wollten, im vermeintlichen Interesse einer harmonischen Zweierbeziehung. Sie stehen plötzlich vor dem gleichen Problem wie die Prostituierten schon immer mit ihrem „Otto Normalverkehrer“, der ohne Gummi vögeln will. Darüber hinaus hat der Kongreß allen PolitikerInnen eine klare Absage erteilt, die Frauen unter dem Vorwand der AIDS–Gefahr in alte Verhaltensmuster wie Treue und sexuelle Enthaltsamkeit zurückzwingen wollen - zugunsten der Männer. Denn deutlich geworden ist, daß überall die AIDS–Aufklärungskampagnen nach demselben alten Strickmuster erfolgen: Frauen wird die gesamte Verantwortung für das „Wohl und die Gesundheit“ zugeschoben, während Männer gemäß der „Dampfkesseltheorie“ ihre Triebe unkontrolliert und ohne Verantwortung ausleben können. Frauen sind noch immer und gerade angesichts solcher Bedrohungen schnell bereit, derartige Rollenzuweisungen zu übernehmen. Der Kongreß hat dazu beigetragen, dafür Problembewußtsein zu schaffen. Er stellt eine Ermutigung für Frauen dar, mit Männern in eine offensive Debatte über deren Teil der Verantwortung einzusteigen. Ursel Sieber, Gitti Hentschel

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