Klägerin legt Berufung ein: "Ossi"-Prozess geht weiter
Die Klage wegen Benachteiligung aufgrund ihrer "ethnischen Herkunft" hatte keinen Erfolg. Jetzt geht eine als "Ossi" abgewiesene Buchhalterin in die nächste Instanz.
FRANKFURT/MAIN apn | Der sogenannte "Ossi"-Prozess geht in die nächste Instanz. Die Klägerin werde in der kommenden Woche Berufung einlegen, sagte ihr Anwalt Wolfgang Nau am Freitag. Er bestätigte damit Berichte der Süddeutschen Zeitung und der Stuttgarter Zeitung. Ihm liege inzwischen die schriftliche Urteilsbegründung vor, sagte Nau. Er halte die Entscheidung für angreifbar, weil nicht alle Aspekte, die man hätte berücksichtigen können und müssen, auch berücksichtigt worden seien.
In dem Prozess verklagte eine ostdeutsche Buchhalterin eine Stuttgarter Firma auf Entschädigung, weil auf ihren zurückgeschickten Bewerbungsunterlagen der Vermerk "Ossi" und daneben ein eingekreistes Minuszeichen geschrieben worden war. Darin sah die gebürtige Ostberlinerin Gabriela S. eine Benachteiligung nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) wegen ihrer "ethnischen Herkunft".
Das Arbeitsgericht Stuttgart wies die Klage Mitte April ab. Die Bezeichnung als "Ossi" könne zwar diskriminierend gemeint sein und/oder so empfunden werden, sie erfülle jedoch nicht das Merkmal der ethnischen Herkunft im Sinne des AGG, erklärten die Richter.
Das beklagte Fensterbau-Unternehmen, das nach eigenen Angaben mehrere Mitarbeiter aus den neuen Bundesländern beschäftigt, hatte vorgebracht, die Stellenabsage sei nicht wegen der Herkunft der Klägerin erfolgt. Der Vermerk "Ossi" sei nur eine interne Notiz.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen