Kitesurf-Wettbewerbe in Schleswig-Holstein: Im Schatten des Nachbarn

Auf Sylt tragen Europas beste Kitesurfer ab Dienstag den Kitesurf-Cup aus. Zehn Tage später trifft sich die Weltelite beim World Cup in St. Peter-Ording.

Nicht durchweg Weltklasse: Kitesurfer vor Westerland auf der Nordseeinsel Sylt. Bild: dpa

HAMBURG taz | Ein Etikett, auf dem vier, fünf Merkmale – darunter auch negative wie „snobistisch“ oder „schnöselig“ – stünden, reiche bei Weitem nicht aus. „Sylt war schon immer anders als Binz oder Wanne-Eickel. Wir sind stereo, nicht mono. Hier soll jeder nach seiner Façon selig werden. Man kann sowohl Marmelade als auch Konfitüre auf Sylt kaufen“, sagt Peter Schnittgard, Bürgervorsteher der Gemeinde Sylt.

Nun werden sich von Dienstag bis Sonntag am Brandenburger Strand vor der Promenade in Westerland die besten europäischen Kitesurfer beim Sylter Kitesurf-Cup messen. Ob diese Veranstaltung für Sylt nun eher die Marmelade oder die Konfitüre darstellt, darauf ging Schnittgard nicht näher ein.

Seit dem Jahr 2005 gibt es auf Sylt bereits den Kitesurf-Cup. Er hat sich zu einem Wirtschaftsfaktor für die Insel entwickelt, zu einem Ereignis. Im vergangenen Jahr sollen an die 98.000 Gäste das Spektakel verfolgt haben. Wie viele von ihnen eigens für diese Veranstaltung angereist waren, wurde allerdings nicht ermittelt.

„Es geht beim Kitesurf Cup auch darum, junge Menschen zu uns zu bringen. Kitesurfen trägt zum Image der Insel bei. Wir wollen zeigen: Sylt schläft nicht ein, da passiert etwas“, sagt Schnittgard.

Die Sache mit dem Nicht-Einschlafen von Sylt ist allerdings doch ein größeres Problem, das das Kitesurfen alleine nicht wird lösen können. Man erinnere sich nur daran, dass es sich viele Sylter inzwischen nicht mehr leisten können, auf der Insel zu leben – sie ziehen deshalb auf das Festland. Die Folge davon ist, dass Schulen auf Sylt von Zusammenlegungen bedroht sind und dass der Feuerwehr die Freiwilligen ausgehen. „Wir sind in dem Bereich aber ein Spiegelbild des ganzen Landes“ sagt Schnittgard.

Für das Selbstverständnis der Insel, beim Begriff „Premium“ in Deutschland tonangebend zu sein, dürfte es jedoch nicht so leicht verträglich sein, dass Sylt unter sportlichen Aspekten beim Kitesurfen in die zweite Reihe abgerutscht ist – hinter Sankt-Peter Ording! Sylt ist Teil der Europa-Serie, Sankt Peter-Ording ist der einzige deutsche Standort der PKRA-Weltserie.

Während sich auf Sylt Europas Beste treffen, ermitteln am Ordinger Strand vom 12. bis 21.Juli die weltbesten Kitesurfer aus 25 Nationen ihre Gewinner in den einzelnen Disziplinen. In SanktPeter-Ording beträgt das Gesamtpreisgeld 52.000 Euro, auf Sylt sind es 40.000 Euro. „Der Begriff ’Weltcup‘ verspricht sicherlich mehr Präsenz in den Medien, aber letztlich kommen die Menschen trotzdem alle an die Promenade. Dazu trägt auch das Flair der Insel bei“, sagt Pascal Matzke von Brands Guide Markenberatung.

Matzke ist der Projektleiter des Kitesurf Cup Sylt. Sein Projektleiter-Kollege Patrick Layer, der sich bei der Act Agency um die Veranstaltung in Sankt Peter-Ording kümmert, spricht von zu erwartenden 100.000 bis 150.000 Gästen. „Das sportliche Niveau in Sankt Peter-Ording ist schon um einiges höher, hier tritt die Weltklasse an. Wir sind im Vergleich mit Sylt ganz entspannt“, sagt Layer.

Auch Steffen Jahrmarkt von der Tourismuszentrale Sylt bemüht sich im Konkurrenzdenken mit Sankt Peter-Ording um Gelassenheit. „Es ärgert uns überhaupt nicht. Wenn man sich über so etwas ärgern würde, käme man aus dem Ärgern gar nicht mehr heraus“, sagt Jahrmarkt.

Ein wenig anders verhält es sich beim Sylter Bürgervorsteher Schnittgard. „Man muss sich fragen: ’Wo ist der Zenit?‘ Wenn es die Chance gibt, etwas besser zu machen, dann muss man das tun. Das ist das Schöne an der Insel. Sylt ist wie eine Geliebte, sie ist noch nicht die endgültige Frau, da kann man noch etwas ändern.“

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