piwik no script img

Kirche verlangt EintrittDer Kirche knappe Kasse

Friederike Gräff
Kommentar von Friederike Gräff

Wer Kirchensteuer bezahlt, findet: Damit müssten auch alle finanziellen Belange geklärt sein. Doch eine Kirche, die sowohl seelsorgerisch als auch karitativ tätig sein will, ist schnell überfordert.

I n der Diskussion um die Lübecker Gemeinde St. Marien, die nun Eintritt fordert, um ihre Kirche zu erhalten, zeigt sich, wie weit kirchliches Selbstverständnis und Außenwahrnehmung auseinander klaffen: fatal weit.

Da ist einerseits eine Gesellschaft, die - soweit sie überhaupt noch Kirchensteuer zahlt - findet: Damit müssten auch alle finanziellen Belange geklärt sein. Den Übrigen, die gerne von den Sozialeinrichtungen von Kita bis Altenheim und Telefonseelsorge profitieren, gilt die Kirche noch immer als reicher Mann. Das könnte man in Zeiten von Kirchenverkäufen und Gemeindefusionen zwar besser wissen, aber viele leben lieber mit alten Gewissheiten - und manchmal auch alten Feindbildern.

Eine mäßig gut informierte Öffentlichkeit enthebt jedoch andererseits die Kirche nicht zweier Notwendigkeiten: Sie muss transparenter machen, wozu sie das Geld verwendet. Ihrem eigenen Verständnis von caritas nach eben nicht nur fürs eigene Haus, Hof und Personal, sondern auch für diejenigen hierzulande und darüber hinaus, die sonst keine Hilfe finden.

Die Kirche kann in Zeiten knapper werdender Finanzen aber nicht nur leitmotivisch von ihren Kernaufgaben sprechen und dem, was darüber hinaus geht. Sie muss diese Unterscheidung auch praktisch treffen. Dass dabei Wertvolles, Schönes und Nützliches auf der Strecke bleibt, ist unvermeidlich.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Friederike Gräff
Redakteurin taz nord
Ausgebildet an der Deutschen Journalistenschule. Interessiert sich dafür, was Menschen antreibt, sei es in Gerichtsprozessen oder in langen Interviews. Hat ein Sachbuch übers Warten geschrieben, "Warten. Erkundungen eines ungeliebten Zustands", Chr.Links Verlag und eines übers Schlafen "Schlaf. 100 Seiten", Reclam. Im Februar 2025 erscheint ihr Erzählband "Frau Zilius legte ihr erstes Ei an einem Donnerstag" bei Schöffling.
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!