Kirche verkauft Wertpapieranteile: Sakrale Watsche für Murdoch
Zwar hält die Church of England nicht viele Anteile am Medienhaus News Corporation. Doch dürfte der Verkauf der Aktien Rupert Murdoch schmerzen. Das liegt an der Begründung.
BIRMINGHAM taz | Zwar ist nicht wirklich bekannt, ob Rupert Murdoch ein gläubiger Mensch ist. Aber jetzt bekommt er es beim Phone-Hacking-Skandal auch noch mit der Kirche zu tun: Die Church of England (CoE) verkauft die von ihrem Pensionfonds gehaltenen Aktien von Murdochs Medienkonzern News Corporation.
Egal sein kann dem Medienmogul das keinesfalls: Obwohl die CoE nur im Promillebereich News-Corporation-Gesellschafterin ist und sich die Gesamtsumme nach Medienberichten lediglich auf rund 2 Millionen Pfund (etwa 2,4 Millionen Euro) beläuft.
Denn besondere Brisanz bekommt die Entscheidung durch die Begründung der Church of England Ethical Investment Advisory Group (EIAG), der kircheneigene Kontrollstelle für ethisches Anlegen: Man habe unmittelbar im Juli 2011 das Gespräch mit dem Konzern wegen des Hacking-Skandals beim mittlerweile eingestellten Boulevardblatt News of the World gesucht, so die CoE in einer Pressemitteilung: „Trotz eines über einjährigen Dialogs […] kann die CoE nicht feststellen, dass die News Corporation wirklich Bereitschaft gezeigt hat – oder in naher Zukunft bereit sein wird – notwendige Corporate-Governance-Reformen anzugehen.“
Murdoch behauptet zwar immer das Gegenteil, doch die kirchliche Kritik geht noch weiter: „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht“, sagt Andrew Brown, Sekretär der zuständigen Church Commissioners. Die EIAG habe diverse Empfehlungen direkt an News Corp. gerichtet, doch die von Murdoch angeführten Veränderungen gingen „bei Weitem nicht weit genug“.
Da kommt sogar der Ölkonzern BP besser weg. Mit dem die EIAG wegen der Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko in den Clinch ging. Hier ist die CoE mit den gemachten Zusagen des Konzerns zufrieden – und bleibt BP als Aktionär erhalten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Twitter-Ersatz Bluesky
Toxic Positivity