Kinoempfehlungen für Berlin: Meilenstein des Kinos
Das Arsenal zeigt mit Harun Farockis Essayfilm „Arbeiter verlassen die Fabrik“ ein Stück Filmgeschichte. Das Kant Kino widmet sich „King Otto“.
D ie französischen Brüder Louis und Auguste Lumière besaßen eine fotografische Fabrik in Lyon, wo auch ihr Film „Sortie de l'usine Lumière à Lyon“ entstand, der im Dezember 1895 bei der ersten öffentlichen Kinovorstellung in Frankreich zu sehen war. Die meisten Filmhistoriker betrachten dies als den Startschuss für das damals neue Medium Kino – nicht zuletzt, weil der Cinématographe der Lumières allen etwa zeitgleich in anderen Ländern entworfenen Kinoapparaturen technisch deutlich überlegen war.
Der etwa 50sekündige Film, in dem Arbeiterinnen und Arbeiter in einer Mittagspause aus dem Werkstor hinaus auf die Straße treten, musste in der Folge für viele Filmtheorien herhalten: Man wollte darin den Beginn des Dokumentarischen in Abgrenzung zum Spielfilm sehen, oder auch das Realistische etwa im Gegensatz zur „Fantasy“ der Filme von Georges Méliès erkennen.
Heute ist man da viel vorsichtiger: Zum einen wird bei genauem Hinschauen deutlich, dass die Lumières ihren Film sehr eindeutig inszeniert haben, zum anderen gibt es auch gleich mehrere Versionen davon. Denn den Lumières ging es auch darum, die scheinbar so einfache Handlung immer perfekter in Szene zu setzen. Cinéma vérité war das eindeutig nicht.
Spätere Generationen setzten diesen Meilenstein des Kinos vor allem inhaltlich in Bezug zu anderen Filmen über Fabrikarbeit – wie etwa Harun Farockis Essayfilm „Arbeiter verlassen die Fabrik“ (1995), der darin vielerlei Ausschnitte aus Werken der Kinogeschichte versammelt und zusammendenkt.
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Beide Filme bilden den Auftakt zur Reihe „Magical History Tour“ des Kinos Arsenal unter dem Motto „Quote, Unquote“, in der es in diesem Sommer um Zitate, Hommagen und Reenactments geht (5.7., 19 Uhr, Kino Arsenal).
Wer in diesem Jahr die Fußball-Europameisterschaft gewinnen wird, ist noch nicht klar. Vermutlich werden es die Spanier, die wirken haushoch überlegen. Im Jahr 2004 allerdings gewann mit Griechenland ein krasser Außenseiter, trainiert seinerzeit von Otto Rehhagel, dem Meister der „kontrollierten Offensive“, der zuvor vor allem große Erfolge mit Werder Bremen gefeiert hatte.
International wurde Rehhagel dann zur Legende, als er 2001 die völlig erfolglose griechische Nationalmannschaft als Trainer übernahm und mit ihr die besagte Europameisterschaft gewann. Der Dokumentarfilm „King Otto“ des amerikanischen Regisseurs Christopher André Marks folgt dieser Erfolgsgeschichte mit Spielausschnitten und aktuellen Interviews, neben Rehhagel kommen sein Co-Trainer, diverse Spieler sowie der Präsident des griechischen Fußballverbandes zu Wort.
Dabei wird deutlich, dass der EM-Gewinn auch eine schöne Annäherung unvereinbar scheinender Systeme war: Rehhagels deutsche Vorstellungen von Disziplin und die Leidenschaft der griechischen Spieler ergänzten sich kongenial (4.7., 18 Uhr, Kant Kino).
Die Journalistin Navina Sundaram kam 1964 aus Indien nach Deutschland, begann beim NDR eine Ausbildung und machte Karriere bei den politischen Magazinen des ARD-Fernsehens – ich selbst erinnere mich noch an ihre Reportagen für den Weltspiegel in den 1980er Jahren.
Sundarams thematischer Schwerpunkt war der Post-Kolonialismus, heute ist die 2022 verstorbene Journalistin nicht zuletzt mit ihrer Biographie als erfolgreiche Frau und Migrantin bereits aktuell museal geworden: Das Kulturquartier silent green widmet Navina Sundaram und ihrem Werk unter dem Titel „Die fünfte Wand“ vom 4.-14.7. eine Ausstellung, die durch Diskussionen, ein Symposium sowie Filmvorführungen ergänzt wird.4.7.-14.7., Kulturquartier silent green (Betonhalle im Silent Green).
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