Kinoempfehlungen für Berlin: Aus verschiedenen Welten

Der Zoo Palast zeigt mit Mamoru Hosodas „Belle“ große und kluge Unterhaltung. Das Zeughauskino widmet sich dem „polnischen James Dean“.

Szene aus „Belle“ (2021), Regie: Mamoru Hosoda, ein Mädchen in einer nächtlichen Großstadt

„Belle“ (2021), Regie: Mamoru Hosoda Foto: Studio Chizu

Seit Beginn seiner Karriere als Anime-Regisseur in den frühen 2000er Jahren hat sich Mamoru Hosoda für virtuelle Welten interessiert: für ihren Sinn und die Freude, die sie machen können, aber auch für die Gefahren, die dort lauern. Bereits in „Digimon“ (2000) gab es eine Episode, in der Kinder im Internet ein mutiertes Digimon (eine Variation des damals berühmten Pokémons) bekämpfen, das sich zum Datenfresser entwickelt hat.

In „Summer Wars“ (2009) nahm er das Thema des virtuellen weltumspannenden Netzwerks und eines – wirklichen Schaden anrichtenden – Killer-Avatars wieder auf, hier müssen sich zwei Schü­le­r:in­nen (plus Familie) ihrer ganz realen Stärken besinnen, um dem Treiben Einhalt gebieten zu können.

In Hosodas neuem Film „Belle“ ist die Ausgangssituation ähnlich: Auch hier gibt es eine virtuelle Welt namens „U“, in dem die seit dem Tod ihrer Mutter deprimierte Oberschülerin Suzu mit ihrem Avatar „Belle“ als Sängerin mit J-Pop Karriere macht – bis ein „Beast“ eines ihrer Konzerte stört.

Bald stellt sich die Frage, was und wer in dieser aktualisierten Version des Märchens „Die Schöne und die Bestie“ wohl hinter dem Wüterich stehen könnte, und wie sich dessen Geschichte am Ende mit Suzus Trauma (ihre Mutter ertrank beim Versuch, ein fremdes Kind zu retten) verbindet. Dieses Spiel mit zwei völlig unterschiedlichen Welten ist große und kluge Unterhaltung (7.6. (Premiere), 20.30 Uhr, Zoo Palast).

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Dass Zbignew Cybulski der „polnische James Dean“ gewesen sei, ist das wohl am häufigsten verbreitete Klischee über den Schauspielstar der 50er- und 60er-Jahre – Jour­na­lis­t:in­nen können diesen gut abgehangenen Formulierungen (unter denen sich dann aber auch je­de:r sofort etwas vorstellen kann) einfach nicht widerstehen.

Der Vergleich bezog sich sowohl auf gewisse Äußerlichkeiten als vor allem auch auf Cybulskis wohl bekannteste Rolle in Andrzej Wajdas „Asche und Diamant“ (1958), wo er den Rebellen (mit und ohne Grund) perfekt verkörperte: einen politischen Attentäter, der den Sinn seines Kampfes zusehends in Frage stellt und den man mit gebeugtem Kopf zwischen hochgezogenen Schultern, die Hände in den Hosentaschen, die Straßen entlang laufen sieht.

Natürlich wird „Asche und Diamant“ auch in der zehn Filme umfassenden Hommage im Zeughauskino gezeigt, doch in der Auswahl der Filme wurde vor allem darauf geachtet, die gesamte darstellerische Bandbreite des 1967 bei einem Unfall ums Leben gekommenen Schauspielers zu repräsentieren, der beispielsweise auch in Komödien auftrat.

Eröffnet wird am 2.6. mit dem Dokumentarfilm „Zbyszek“ (1969), der seinerseits Ausschnitte aus zehn zwischen 1954 und 1967 entstandenen Produktionen mit Cybulski kompiliert und somit die perfekte Einstimmung auf die Reihe bietet, die Teil des diesjährigen Programms von „Film Polska“ ist (2.6., 20 Uhr, Zeughauskino).

Der Maler und Regisseur Jürgen Böttcher alias Strawalde gehörte seit Ende der 50er-Jahre zu den wichtigsten Vertretern des Dokumentarfilms in der DDR. Das Babylon Mitte widmet ihm jetzt bis zum 12. Juni eine umfangreiche Retrospektive, in der auch das (relative) Spätwerk „In Georgien“ (1988) gezeigt wird.

Ein Film der subjektiven Eindrücke über ein Land zwischen ländlicher Tradition und Moderne. Der Eintritt zu allen Böttcher-Filmen ist frei (3. 6., 17.30 Uhr, 6. 6., 19.30 Uhr, Babylon Mitte).

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Lars Penning, geboren 1962. Studium der Publizistik, Theaterwissenschaft und der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft an der FU Berlin. Freier Filmjournalist. Buchveröffentlichungen: Cameron Diaz (2001) und Julia Roberts (2003). Zahlreiche filmhistorische und –analytische Beiträge für verschiedene Publikationen. Lebt in Berlin.

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