Kinderverbot wegen Coronaauflagen: Hochschule zeigt Präsenz

Die Alice Salomon-Hochschule in Berlin hatte wegen Corona Kinder vom Campus verbannt. Nach dem Protest von Studierenden wird nach Lösungen gesucht.

Das Gebäude der Hochschule an der U-Bahn

Hauptgebäude der Alice Salomon-Hochschule in Marzahn-Hellersdorf Foto: imago

BERLIN taz | In den Konflikt um die wegen neuer Coronaregeln ausgeschlossenen Studierenden an der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin (ASH) kommt Bewegung. Unter anderem soll es eine „Orga-Gruppe mit Studierenden, Lehrenden und dem Pandemiebeauftragten geben, um den Prozess der Rückkehr in die Präsenzlehre im Sommersemester zu begleiten“, sagte Christiane Schwausch, Sprecherin der Hochschule, am Donnerstag der taz. „Die Hochschulleitung arbeitet gerade an einem Brief an alle Studierenden.“

Darin sollen die bisher angedachten Lösungsansätze vorgestellt werden. Unter anderem soll der mediendidaktische Etat der Hochschule aufgestockt werden, um Do­zen­t*in­nen bei der Umsetzung digitaler Partizipationsmöglichkeiten zu unterstützen. Auch ein langfristiges Projekt ist laut Schwausch geplant: „Die Prorektorin für Forschung und Lehre möchte ein besseres Verständnis der aktuellen Bedarfe an Kinderbetreuung an der ASH gewinnen und dafür quantitative Erhebnungen durchführen.“

Für alle Ansätze müssen allerdings noch viele Detailfragen zur Umsetzung und Finanzierung geklärt werden. Auch hier sollen Studierende über die jeweiligen Fachbereiche eingebunden werden.

Kinder sind seit dem Semesterstart Anfang April aus Infektionsschutzgründen nicht mehr auf dem Campus der Hochschule erlaubt. Die hochschulinterne Kinderbetreuung, die den Studierenden vor der Pandemie offen stand, ist ebenfalls geschlossen. Für zahlreiche Studierende ist das ein Problem, weil das Sommersemester wie an allen Berliner Hochschulen auch an der ASH in Präsenz stattfinden soll. Eltern, die keinen Kita-Platz für ihre Kinder oder anderweitige Betreuung haben, können so nicht an Lehrveranstaltungen teilnehmen.

Nicht nur junge Eltern sind betroffen

Die Hochschule verwies auf Anfrage der taz auf digitale Partizipationsmöglichekeiten als Alternative; nach Einschätzungen der Studierenden sind diese aber mangelhaft. Neben Eltern von kleinen Kindern sind weitere Personengruppen betroffen: Menschen, die Angehörige pflegen oder selbst pflegebedürftig sind und auf digitale Lernangebote angewiesen sind; Chronisch kranke Menschen und Menschen mit Behinderungen, die keine Maske tragen können, während auf dem Campus Maskenpflicht besteht.

Die aktuelle Regelung zur Begleitung von Kindern auf den Campus bleibt laut Aussage der Hochschulsprecherin vorerst bestehen, soll jedoch bereits am 24. April und nicht, wie eigentlich geplant, erst Anfang Mai erneut diskutiert werden. Grundlage der Evalutation sei dann vor allem das Infektionsgeschehen an der Hochschule.

Vor allem Studierende mit kleinen betreuungsbedürftigen Kindern drängen auf schnelle Lösungen. Sie befürchten sonst erhebliche Konsequenzen: Kurse könnten nicht abgeschlossen werden, Abschlüsse verzögerten sich, Schulden in Form von Studienkrediten würden höher und auch der angestrebte Berufseinstieg verpätete sich, wie ein Studierender der taz berichtete.

Auf den Druck der Studierenden wurde kurzfristig ein Treffen mit Lehrenden am Dienstag anberaumt. Ziel war es, zunächst ein gegenseitiges Verständnis zu bekommen. Das habe laut Schwausch funktioniert: „Die unterschiedlichen Positionen wurden gegenseitig gut kommuniziert. Einerseits die vielen, dringenenden, individuellen Probleme der Studierenden. Andererseits die Komplexität der Situation für die Hochschulleitung.“

Max Klaus, einer der betroffenen Studierenden, kritisierte allerdings im Gespräch mit der taz: „Dass wir als direkt Betroffene nicht am Treffen teilnehmen konnten, war nicht in Ordnung. Das Treffen war moralisch aber trotzdem eine schöne Aktion. Es gibt viel Solidarität unter den Studierenden und auch viele Dozierende sind sehr bemüht.“

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