Kinder fragen, die taz antwortet: Wo wird Geld hergestellt?
Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Diese Frage kommt von Benji, 9 Jahre alt.
Meine Suche nach der Herkunft des Geldes starte ich in meinem eigenen Portemonnaie: 22,67 Euro sind drin, ein 20-Euro-Schein und viele Münzen. Aber weder auf dem Papier noch auf den Münzen steht, wo sie hergestellt wurden.
Auf dem Schein finde ich nur eine Unterschrift: „MDraghi“. Das steht für Mario Draghi, der war mal Chef der Europäischen Zentralbank (EZB). Also schaue ich auf die Homepage der EZB. Dort lerne ich, dass sie gemeinsam mit den Zentralbanken der einzelnen Länder, in denen es den Euro gibt, Druckereien mit der Herstellung der Geldscheine beauftragt.
Eine dieser Druckereien ist die Bundesdruckerei in Berlin. Dort arbeitet auch Antonia Maas. Ich rufe an und frage sie, wie Geld gedruckt wird und ob ich mir das anschauen könnte. Sie bestätigt zwar, dass Geld bei ihnen gedruckt wird, „aber leider kann ich dazu nicht mehr sagen – alles streng geheim“. Sie erklärt mir nur noch, dass die fertigen Scheine den Zentralbanken übergeben werden und dort auch die Herstellung der Münzen organisiert wird.
Also frage ich bei der deutschen Zentralbank nach, wo die Münzen hergestellt werden. Dort erfahre ich, es gibt dafür in Deutschland fünf Münzprägeanstalten. „Prägen“ nennt man die Herstellung von Münzen. Und jede dieser Anstalten darf die Münzen mit einem Prägezeichen kennzeichnen. In Deutschland steht das A für Berlin, D für München, F für Stuttgart, G für Karlsruhe und J für Hamburg. Ich schaue auf mein Kleingeld und tatsächlich: Auf der Rückseite ist unten das Jahr der Herstellung zu lesen und daneben steht ein kleiner Buchstabe. Probier das doch auch mal aus!
Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.
Solche Buchstaben sind auch auf den Geldscheinen zu finden, in der Seriennummer. Sie besteht aus zwei Buchstaben und zehn Ziffern. Der erste Buchstabe gibt Auskunft über die Druckerei, lese ich auf der Homepage der Europäischen Zentralbank. Das R steht für die Bundesdruckerei in Berlin. Das U, mit dem die Nummer auf meinem 20-Euro-Schein beginnt, steht für die Banque de France, das ist die französische Zentralbank. Ihre Druckerei befindet sich in Chamalières, einer Stadt mitten in Frankreich. Der Ort der Herstellung ist also doch auf dem Euroschein zu finden, wenn auch versteckt hinter Buchstaben.
Übrigens: Nicht nur Münzen und Scheine sind Geld, sondern auch die Zahlen auf unseren Bankkonten. Wie die zustande kommen, ist auch eine sehr spannende Frage.
Hast Du auch eine Frage? Schreib an kinderfragen@taz.de
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Verkauf von E-Autos
Die Antriebswende braucht mehr Schwung
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Warnstreiks bei VW
Der Vorstand ist schuld
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht
Die HTS in Syrien
Vom Islamismus zur führenden Rebellengruppe