■ „Kiffer sind friedliche Menschen“: Rhein-Main raucht!
Highdelberg (taz) – Die Touristen, die auf Heidelbergs berühmtem Philosophenweg den Panoramablick auf the castle genossen, staunten nicht schlecht: Wo sich sonst eher farbenprächtig kostümierte Burschenschaftler präsentieren, tummelte sich am Samstag vormittag ein buntes Völkchen vom Rasta-Man bis zur Spätpunkerin und den freischaffenden Drogisten der Heidelberger Szene. Die AG Hanf der Technischen Hochschule Darmstadt hatte zum Smoke-in aufgerufen – an geweihtem Ort sozusagen, sollen doch schon Tim Leary, Serge Gainsbourg, Grateful-Dead-Sänger Jerry Garcia und Kiffer-Papst Werner Pieper hier ihr Pfeifchen geschmaucht haben.
Daß die Veranstaltung vorm Verwaltungsgerichtshof Mannheim verboten worden war, hat dem Unternehmen eher genützt als geschadet: Der Südwestfunk und einige Lokalsender hatten halbstündlich verbreitet, das Joint- venture sei abgesagt worden, und auf diese Weise die Sache erst so richtig publik gemacht.
Zum Auftakt erklärten die Initiatoren denn auch die Veranstaltung offiziell für nicht existent, wodurch sich jedoch keiner der Anwesenden sonderlich beeindrucken ließ. Daß trotzdem nur vereinzelt blaue Schwaden in den ebenfalls blauen Himmel über dem Neckartal aufstiegen, war vorwiegend den anwesenden Polizeikräften zu verdanken, die, obwohl in Zivil, aus ihrer Identität keinen Hehl machten und sich offen bei den Veranstaltungen über den Fortgang der Aktion „Rhein-Main raucht“ unterrichteten, ohne erst den Umweg über Informanten zu nehmen.
Bevor es weiter nach Mainz ging – die Demonstrationen in Hanau, Frankfurt und Wiesbaden waren ebenfalls untersagt worden – erklärte Christian Schmidt von der Darmstädter Initiative: „Wir müssen dieser Gesellschaft zeigen, daß Kiffer friedliche Menschen sind, brave Steuerzahler wie andere auch, auch wenn wir etwas anders aussehen.“ Vielleicht wäre das die Lösung, vielleicht könnte eine Cannabis-Steuer dem Staat die Droge schmackhafter machen... Carsten Müller
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