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Kenias KonflikteKrieg gegen Clanmilizen

Armee setzt Hubschrauber ein, um bewaffnete Gruppen am Mount Elgon im Westen des Landes auszuräuchern. Während der Gewalt nach den Wahlen blieb das Militär relativ still - nun holt es zum Schlag aus. Sorge um die Zivilbevölkerung.

Folgen ethnischer Gewalt in Westkenia Ende Februar. Bild: dpa

NAIROBI taz Im Westen Kenias sind erneut zahlreiche Menschen auf der Flucht. Seit Anfang dieser Woche bekämpft Kenias Armee an den Hängen des Mount Elgon Milizen, die für viel Gewalt in den letzten anderthalb Jahren verantwortlich sind. Die Armee setzt auch Hubschrauber bei ihren Einsätzen ein - den ersten derartigen seit der Welle der Gewalt, die auf Kenias missglückte Wahlen vom Dezember folgte.

Kenia prüft Wahl

Kenias Präsident Mwai Kibaki, dessen umstrittene Wiederwahl am 27. Dezember 2007 zwei Monate politischer Gewalt mit über 1.000 Toten verursachte, hat eine Untersuchungskommission zur Überprüfung der Wahl gegründet. Die Kommission werde "alle Aspekte der Wahl, insbesondere der Präsidentschaftswahl" unter die Lupe nehmen, erklärte das Präsidialamt am Donnerstag. So soll die Auswertung der Stimmen und die Arbeit der Wahlkommission überprüft werden. Mögliche Konsequenzen der Untersuchungen blieben zunächst unklar. Ende Februar hatten Kibaki und Oppositionsführer Raila Odinga, der sich um seinen Sieg bei der Wahl betrogen sieht, ein Machtteilungsabkommen geschlossen, unter dem Odinga Premierminister werden soll. RTR

In der Region um Mount Elgon herrscht ein Konflikt, der mit dem Streit um die Wahlen nicht unmittelbar etwas zu tun hat. Seit 2006 sind dabei mehr als 500 Menschen umgekommen und 60.000 geflohen. Der Clan der Ndorobo aus dem Hochland streitet sich mit dem Clan der Soy am Fuß des Berges um Land; beide Clans gehören zur Volksgruppe der Sabaot.

Grund für den Streit ist die Gründung eines Nationalparks im Hochland Chepkitale durch Kenias Regierung 1971. Das bedeutete, dass dort keine Menschen wohnen dürfen. Aber erst 2006 wurden die dort lebenden Ndorobos umgesiedelt - nach Chebuyuk am Fuß von Elgon. Dort lebten bereits Soy-Gruppen, allerdings illegal, und so wurden diese von den Behörden verjagt. Die Soy bildeten eine Miliz, die die Ndorobo angriff. Als Reaktion bildeten die Ndorobos eine Rebellengruppe, die Rache nahm.

Dieser Landkonflikt ist einer von vielen in Kenia. In der politischen Gewalt, die auf die umstrittenen Wahlen von Dezember folgte, machte sich auch viel Frust wegen ungelöster Landprobleme Luft. So denken nun manche, die Lösung des Wahlproblems könne auch die Landstreitigkeiten beenden. "Wir hofften, dass der Streit um Elgon enden würde, als Regierung und Opposition am 28. Februar einen Friedensvertrag unterschrieben", erklärt Charles Mutsungu, der ins Nachbarland Uganda geflohen ist: "Während der Gewalt im Januar und Februar hatten die Milizen in den Dörfern rund um dem Berg kräftig rekrutiert".

Weil es der Polizei in anderthalb Jahren nicht gelang, die Region zu befrieden, bombardiert jetzt die Armee Rebellenverstecke in den Wäldern und Grotten des Berges mit Kampfhubschraubern. Das Gebiet ist völlig abgeriegelt. Wie viele Tote es gibt, ist unbekannt. Journalisten, denen es doch gelang, Bilder zu machen, wurden festgenommen und mussten ihre Fotos löschen. Freiwillige vom Roten Kreuz wurden an Straßensperren zurückgeschickt.

"Was die Regierung macht, ist unmenschlich", meint der lokale Parlamentsabgeordnete Fred Kapondi, der zur Opposition gehört. "Sie bombardiert Kinder und Mütter, die schon durch die letzten zwei Monate traumatisiert sind. Im März soll angepflanzt werden für die nächste Ernte. Das geschieht jetzt nicht und bedeutet später Hunger."

Während der politischen Gewalt in Januar und Februar in Kenia wurde die Armee nur ein paar Stunden lang eingesetzt, als die Polizei die Lage nicht in den Griff bekommen konnte. Bei Clankonflikten in abgelegenen Gebieten vor allem im Norden des Landes kommt sie aber häufig zum Einsatz.

"Es ist fraglich, ob die Armee es schafft, die Milizen auszuräuchern", sagt Elisha Chelashew, ein Bewohner der Elgon Region. "Es gibt viele Grotten und Verstecke, die nur wir hier kennen. Außenstehende verirren sich nur. Dieser Konflikt ist nicht mit Waffen zu lösen. Eine Lösung gibt es nur am Verhandlungstisch".

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