Keine Zinswende der US-Notenbank: Die Null steht
In den USA geht die seit der Krise 2008 andauernde Billiggeld-Ära weiter – die Notenbank Fed zögert mit der Zinswende. Die Märkte reagieren verhalten.
Auf diesem historisch niedrigen Niveau verharrt der Zins, zu dem Banken Zentralbankgeld leihen können, bereits seit dem Höhepunkt der weltweiten Finanzkrise Ende 2008. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben: Neue Prognosen der Währungshüter zeigen, dass die meisten noch in diesem Jahr mit dem Ende der Nullzinspolitik rechnen.
Damit setzt sich die Notenbank einmal mehr unter Zeitdruck, denn die Mitglieder ihres geldpolitischen Rats tagen 2015 nur noch zweimal. Beim nächsten Treffen im Oktober handelt es sich zudem um eine Sitzung ohne anschließende Pressekonferenz, auf der traditionell eigentlich keine großen Entscheidungen zu erwarten sind.
Fed-Chefin Janet Yellen nannte zwar keinen konkreten Zeitpunkt, machte jedoch deutlich, dass auch der nächste Termin im Oktober für die Zinswende in Frage komme. Vor Journalisten in Washington sagte sie allerdings auch: „Die Zinsanhebung erfordert weitere Verbesserungen am Arbeitsmarkt.“
Nachdem die USA inzwischen Vollbeschäftigung erreicht haben, zieht die angebliche Unterauslastung am Arbeitsmarkt nach Einschätzung vieler Analysten aber kaum noch als Argument. Spielraum für eine lockere Geldpolitik eröffnet hingegen die schwache Inflation, die weit vom Zwei-Prozent-Ziel der Notenbank entfernt ist.
Risiken beobachten
Auch die jüngsten, vor allem von China ausgehenden Turbulenzen an den Börsen könnten zum Zögern der Notenbanker beigetragen haben. Die Unsicherheit an den internationalen Finanzmärkten wurde explizit im Fed-Statement hervorgehoben: „Globale wirtschaftliche und finanzielle Entwicklungen könnten die Konjunktur bremsen.“ Diese Risiken würden genau beobachtet, betonte Yellen.
Vor dem Hintergrund globaler Unsicherheiten hatten der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank die Fed aufgefordert, vorerst von einer Zinsanhebung abzusehen. Die Verknappung des billigen Geldes würde Anleger noch nervöser machen, so die Befürchtung. „Die Fed scheint den von IWF und Weltbank mit Blick auf die Schwellenländer geäußerten Bedenken zum jetzigen Zeitpunkt Rechnung zu tragen“, kommentierte Allianz-Chefökonom Michael Heise.
Die US-Geldpolitik ist für die gesamte Weltwirtschaft von hoher Bedeutung. Sind die Zinsen in den USA höher als im Ausland, so zieht das internationales Finanzkapital an und lässt damit den Kurs des US-Dollar steigen. Davor zittern vor allem Schwellenländer, in die in den Jahren der Nullzinsen viel Anlegergeld floss und deren Unternehmen sich stark in Dollar verschuldet haben.
Die weltweiten Börsen haben überwiegend negativ auf den Zinsentscheid reagiert. In Tokio und New York, wo nach dem Zinsentscheid bereits gehandelt wurde, ging es bergab. Börsianer hoben auf die zum Ausdruck kommende Konjunkturskepsis ab. Beim deutschen Leitindex Dax erwarteten die Anleger am Freitag einen Start leicht im Minus.
Der US-Leitindex Dow Jones Industrial fiel in die Verlustzone und schloss mit 0,39 Prozent im Minus bei 16.674,74 Punkten. Der Nikkei-Index für 225 führende Werte fiel am Freitag um 362,06 Punkte oder 1,96 Prozent und ging beim Stand von 18.070,21 Punkten aus dem Handel. Der breit gefasste Topix büßte um 29,53 Punkte oder 1,98 Prozent auf den Stand von 1462,38 Zählern ein.
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