„Totales Rauchverbot“ : Keine Prohibition!
Rauchen ist gesundheitsschädlich, keine Frage. Wer immer noch raucht, sollte am besten noch heute aufhören. Völlig klar also, dass Nichtraucher Anspruch auf eine qualmfreie Umgebung haben, sei es im Restaurant, im Nichtraucherabteil oder eben auch in Nichtraucherkneipen. Wer aber wie EU-Gesundheitskommissar Markos Kyprianou zumindest langfristig ein „rauchfreies Europa“ fordert, outet sich als Anhänger der Prohibition – und die war auf dieser Welt noch nie durchsetzbar.
KOMMENTAR VON ANDREAS WYPUTTA
Kyprianou ist mehr Gelassenheit zu wünschen. Denn der Traum des Gesundheitskommissars eines vom Staat erzwungenen „totalen Rauchverbots“ in jeder Eckkneipe ist ein schlechter Scherz: Schließlich ist auch Alkohol nicht gerade gesund. Doch wenn der Ausschank von suchtgefährdendem Bier, Schnaps und Wein erlaubt bleibt – warum soll rauchenden Wirten verboten werden, ihren rauchenden Gästen Raucherkneipen anzubieten?
Die Antwort gibt die Politik selbst. So redet Nordrhein-Westfalens SPD-Chefin Hannelore Kraft etwas verschwurbelt von Gefahren für den fairen Wettbewerb, wenn in manchen Gaststätten noch geraucht werden darf. Im Klartext heißt das: Kraft hat Angst, dass Raucherkneipen brechend voll und Nichtraucherkneipen gähnend leer sein werden.
Und diese Angst ist berechtigt: Nur die Wenigsten gehen in die klassische Kneipe, weil zuhause das Mineralwasser oder der Saft ausgegangen sind. Wer ins Restaurant geht, will etwas essen, wer in die Kneipe geht, etwas trinken und eben oft auch rauchen. Zum Bier gehört für viele die Zigarette einfach dazu. Niemand zwingt Tabakgegner, ausdrücklich gekennzeichnete Raucherkneipen zu betreten oder dort zu arbeiten. Wer in der Gastronomie jeglichen Tabakkonsum verbieten will, riskiert nur ein Kneipensterben – und hilft keinem einzigen Raucher, seine Sucht zu besiegen.