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Kirchen-ChefinKeine Privatsache

■ Brigitte Boehme, Präsidentin der BEK und Richterin, über Parallelen im Amt

An der Spitze der Bremischen Evangelischen Kirche steht seit gestern erstmals eine Frau. Mit großer Mehrheit stimmte der Kirchentag für die Juristin Brigitte Boehme (60) als oberste nicht-theologische Repräsentantin. Die taz sprach mit der neuen Präsidentin.

taz: Die Evangelische Kirche in Bremen hat seit 1995 jährlich rund 8.000 Mitglieder verloren. Was wollen Sie diesem Trend entgegensetzen?

Brigitte Boehme: Ich würde mir wünschen, dass man ein bisschen aus der Ecke herauskommt, dass Religion Privatsache ist. Kirche gehört mit zum sozialen Leben. Und sie soll sich einmischen, etwa bei der Gentechnologie oder bei der Debatte um nichteheliche Partnerschaften. Wenn jetzt weitere Austritte kommen, dann hat das sicherlich äußere Gründe wie die Steuerreform. Da können wir nur durch unsere Arbeit überzeugen.

Vielleicht täte es der evangelischen Kirche ja auch gut, wenn sie häufiger mit einer klaren, eindeutigen Stimme Position beziehen würde.

Ich möchte eher integrieren. Denn gerade die BEK ist durch dieses Spannungsverhältnis der theologischen Richtungen bestimmt. Das macht sie ein wenig schwerfällig, aber auch sehr spannend.

Ihre neuen Akzente?

Das, was hier in der Kirche auf den Weg gebracht worden ist, ist gut. Das möchte ich bewahren. Wenn man dann noch eine Möglichkeit findet, andere Schwerpunkte zu setzen, will ich das gerne tun.

Zum ersten Mal trägt eine Frau dieses Ehrenamt. Sind damit besondere Chancen verbunden?

Ich meine, dass Frauen mit ihren Mitmenschen anders umgehen als Männer, und auch an berufliche Aufgaben anders herangehen. Weil bei Frauen die ganze Kompetenz, die man qua Familientätigkeit mitbringt, mit hineinfließt. Ich habe drei Kinder groß gezogen und bin immer berufstätig gewesen.

Wollen Sie als kirchliche Laiin zu theologischen Fragen Stellung beziehen?

Ich glaube, dass das Aufgabe der Pastoren ist. Obwohl es viele Parallelen gibt zwischen dem Richterberuf, den ich habe, und dem Pastorenberuf: Als Richter brauchen Sie niemals eine Maurerkelle angefasst zu haben, und trotzdem wissen Sie, wie man Mörtel anrührt – weil sie bei einem Bauprozess die DIN-Vorschriften nachlesen. Und auch Pastoren müssen über Taufe und Beerdigung, und allem, was sich dazwischen abspielt, Bescheid wissen. Und: Wir müssen immer den richtigen Ton finden.

Fragen: Milko Haase

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