Kein Temperaturanstieg über 2 Grad: G 8 verbreitet Klima-Hoffnungen
Die Industrie- und Schwellenländer scheinen sich auf das wichtige 2-Grad-Ziel zu einigen. China und Indien wollen ihre eigenen Emissionen reduzieren.
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Der G-8-Gipfel im italienischen LAquila hat am Mittwoch mit hohen Erwartungen begonnen - zumindest bei Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD). Er glaubt, dass die Gruppe der Acht und die großen Schwellenländern beim schwierigen Thema Klimaschutz auf eine Einigung zusteuern werden.
Sowohl die G-8-Staaten als auch die fünf großen Schwellenländer China, Indien, Brasilien, Mexiko und Südafrika hätten "zum ersten Mal anerkannt, dass die globale Durchschnittstemperatur nicht über 2 Grad steigen dürfe", teilte er vor Beginn des Gipfels mit. Ob man sich damit jedoch auch auf konkrete Zahlen zur Reduktion des CO2-Ausstoßes einigen werde, konnte Gabriel nicht beantworten. Er selbst wird in LAquila nicht dabei sein.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hofft auf konkretere Ergebnisse als beim vergangenen G-8-Gipfel im japanischen Toyako. Damals hatten sich die sieben führenden Industriestaaten plus Russland lediglich darauf geeinigt, die Halbierung des CO2-Ausstoßes bis 2050 als "gemeinsame Vision" festzuschreiben. In den Beratungen mit den Schwellenländern kam es zu gar keinem konkreten Ergebnis. Mittelfristige Klimaschutzziele bis 2020 oder 2030, wie es die Umweltorganisationen fordern, wurden auch nicht formuliert.
Gipfelteilnehmer in LAquila zeigten sich weit weniger optimistisch als Gabriel. Im Kampf gegen die Klimaerwärmung werde es beim diesjährigen Gipfel zwar mit "wichtigen Schritten vorwärts" gehen, betonte etwa der stellvertretende US-Sicherheitsberater Mike Froman, es bedürfe allerdings "noch viel Arbeit", bis eine gemeinsame Position für die UN-Klimakonferenz in Kopenhagen erzielt werden könne.
EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und der amtierende EU-Ratspräsident, Schwedens, Ministerpräsident Fredrik Reinfeld, riefen alle Teilnehmer des G-8-Gipfels noch einmal eindringlich dazu auf, konkrete Ergebnisse vorzulegen. Das Treffen sei "eine einmalige Chance", eine Klimakatastrophe zu verhindern, sagten sie und bezeichneten die Weltwirtschaftskrise als Gelegenheit zum Umsteuern. Klimaschützer erhoffen sich eine Signalwirkung von LAquila für die im Dezember vorgesehene UN-Klimakonferenz, auf der ein Kioto-Nachfolgeprotokoll verabschiedet werden soll.
Auch Greenpeace ist skeptisch. Deren Klimaschutzexperte Tobias Münchmeyer bestätigte zwar, dass die Schwellenländer zugesagt hätten, dass sie die 2-Grad-Formel anerkennen, die Einschätzung, dass es sich um einen Durchbruch handele, könne er aber nicht teilen. Ihm sei bisher nicht bekannt, dass im Abschlussdokument langfristige Ziele formuliert wurden.
Um den Druck auf die Regierungschefs zu erhöhen, haben Aktivisten der Umweltschutzorganisation vier Kohlekraftwerke in Italien bestiegen und Banner entrollt.
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