: Kein Place to be
FACEBOOK Nutzer können künftig der Welt mitteilen, wo sie sind. Datenschützer halten davon wenig
Facebook erhält eine neue Ortungsfunktion, mit der Nutzer ihren Freunden mitteilen können, wo sie sich gerade befinden. Der neue Dienst namens „Places“ wurde am Mittwochabend von Firmenchef Mark Zuckerberg und dem zuständigen Ingenieursteam im kalifornischen Hauptquartier des Konzerns vorgestellt. Places soll Nutzern helfen, sich leichter zu finden. Wer am gleichen Ort sei, könne sich ja dann auf einen Kaffee treffen, erklärte Facebook den Dienst, der zunächst in den USA, in einigen Monaten aber auch im Rest der Welt starten soll.
Wer bei Places mitmacht, teilt seine Position über sein Handy mit. Dieser „Check-in“ erfolgt entweder über einen Browser oder mit der Facebook-Anwendung, die aktuell für das iPhone bereitsteht. Anschließend taucht der Ort beim Freundeskreis und auf der eigenen Seite im Nachrichtenfeed auf – oder wird direkt auf die Handys überspielt, sollten sich zwei Freunde in der Nähe befinden. Neben der Ortsmarkierung können Facebook-Nutzer noch eine Mitteilung zu einem Ort hinterlassen. Mit einer weiteren Funktion lassen sich Freunde, die in der Nähe sind, „taggen“ – also dem Freundeskreis mitteilen, dass man sich gerade gemeinsam an einem Ort befindet.
Neben der Darstellung der aktuellen Position auf dem eigenen Profil oder bei Freunden tauchen diese Daten auch auf sogenannten Ortsseiten auf, falls der Nutzer dies freigegeben hat. So kann man dort sehen, wer gerade bei einer Starbucks-Filiale war oder ein Konzert besucht hat. Facebook will außerdem mit den ortsbasierten Spielen wie „Foursquare“, „Gowalla“ und „Booyah“, kooperieren. Diese können künftig ihre Check-in-Daten an das soziale Netzwerk senden.
Refinanzieren will Facebook Places offenbar über ortsbasierte Werbung. Wer dann beispielsweise ein Restaurant besonders häufig besucht, könnte einen Discount-Gutschein erhalten. Momentan ist es laut Werbebedingungen allerdings noch nicht möglich, gezielt Nutzer anzusprechen, die sich in einen Ort „einloggen“ – das plant Facebook offenbar später.
Langfristig gespeichert
Besuchte Orte sollen sich nachträglich genauso wieder löschen lassen wie Story-Einträge. Allerdings hat man bei Facebook offenbar vor, die sensiblen Daten ansonsten langfristig zu speichern. Im Vorstellungsvideo zu Places erklärt einer der Ingenieure, wie er zu einer Sehenswürdigkeit in San Francisco fährt und dort dann die vor einem Jahr gemachten Kommentare seiner Freunde abrufen kann. Ein anderer Entwickler geht in dem Clip sogar noch weiter und begreift Places als Erinnerungswerkzeug: „Die Nutzer markieren ihr Leben auf einer Zeitlinie, die sie sich dann in 20 oder 30 Jahren noch einmal anschauen können.“
Datenschützer sehen das sehr kritisch. Laut Thilo Weichert, dem Datenschutzbeauftragten des Landes Schleswig-Holstein, beweist Facebook einmal mehr ein nicht existierendes Datenschutzverständnis. So würden die Lokalisierungsdaten zwar nicht der ganzen Facebook-Welt, im Default aber allen Freunden zur Verfügung stellt. Das gehe aber auch diese nichts an, es sei denn, der Nutzer wolle das ausdrücklich. Und die Kooperation mit weiteren Unternehmen erzürne ihn als Datenschützer erst recht. BEN SCHWAN