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Kein Heroin im Heroinmodell

Gesundheitsbehörde gibt Details des bundesweiten Drogenprojektes bekannt: Mit hoher Abbruchrate wird gerechnet  ■ Von Elke Spanner

Der Name führt in die Irre. Denn zum einen bekommen die ProbandInnen des Heroin-Modellversuches kein Heroin, sondern den synthetischen Stoff Diamorphin verabreicht. Und zum anderen ist Teil der wissenschafltichen Studie, eine ebenso große Kontrollgruppe mit Methadon zu substituieren – um die Entwicklung der Sucht bei den unterschiedlichen Stoffen vergleichen zu können. Den Ablauf des Pilotprojektes zur kontrollierten Heroinabgabe legte Peter Lindlahr von der Gesundheitsbehörde ges-tern auf der „Europäischen Konferenz zu Drogen- und HIV im Strafvollzug“ dar. Lindlahr sitzt für die Stadt Hamburg in der bundesweiten Steuerungsgruppe.

Nach etlichen Verzögerungen sollen Ende Mai die ersten Behandlungen starten. Zurzeit befindet sich die Gesundheitsbehörde auf der Suche nach Räumen, die für die geplanten zwei Ambulanzen geeignet sind. Die sollen täglich von 7-22 Uhr geöffnet sein – auch an Sonn- und Feiertagen. Zutritt bekommt nur, wer am Modellprojekt teilnimmt. In der Diamorphin-Gruppe werden das rund 300 KlientInnen sein. Die ebenfalls rund 300 KonsumentInnen, die mit Methadon versorgt werden, bekommen das in bereits bestehenden Praxen.

Die ProbandInnen müssen mindestens 23 Jahre alt und seit min-destens fünf Jahren heroinsüchtig sein. Drei Mal täglich sollen sie in die Praxis kommen. Dort injizieren sie das Diamorphin selbst, aber unter ärztlicher Aufsicht. Es werden je eine ÄrztIn, eine ArzthelferIn, zwei PflegerInnen und eine SozialarbeiterIn in der Sprechstunde sein.

Nicht zuletzt auch wegen des enormen zeitlichen Aufwandes rechnet die Behörde damit, dass etliche KlientInnen abbrechen werden. Vor allem bei denjenigen, die nach dem Zufallsprinzip in die Methadon-Gruppe gelost werden, sind die PlanerInnen auf eine hohe drob-out-Rate eingestellt. Denn KlientInnen, die mit dem regulären Methadon-Programm bisher nicht zurechtgekommen sind, werden laut Lindlahr sicher enttäuscht sein, statt des erhofften Diamorphin nun wieder Methadon zu bekommen. Um ihnen eine Perspektive zu eröffnen, können sie nach 12 Monaten in die Heroin-Gruppe wechseln.

Das „Zentrum für interdisziplinäre Suchtforschung“ am UKE begleitet den Versuch wissenschaftlich. Finanziert wird die Studie vom Bundesgesundheitsministerium. Hamburg zahlt die praktische Durchführung. Ziel ist, anschließend die arzneimittelrechtliche Zulassung für Diamorphin zu bekommen – und den Stoff über die Krankenkassen abzurechnen.

Bisher war geplant, den Stoff aus der Schweiz zu importieren. Nun prüft die Steuerungsgruppe die Möglichkeit, ihn in Deutschland herzustellen. Während des Modellversuches muss das Mittel stets in großen Mengen vorrätig gehalten werden – wofür das Bundeskriminalamt ein Sicherheitskonzept erarbeitet hat.

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