: Kein Dosenpfand
■ Mehr Bier in Dosen – Regierung gegen allgemeine Pfandpflicht
Berlin (taz) – Die Bundesbürger haben im vergangenen Jahr wieder mehr Bier aus Dosen getrunken. Insgesamt ist die Quote der Getränke in Einwegverpackungen um fast ein Prozent auf 28,84 Prozent gestiegen, teilte des Bundesumweltministerium gestern mit. 1993 lag die Quote noch bei 26,45 Prozent. Besonders schlecht läuft die Entwicklung beim Bier. Bundesweit wird inzwischen über ein Fünftel des Gerstensaftes in Dosen abgefüllt.
Um zu verhindern, daß nach der Dosenflut künftig ein Zwangspfand bei allen Getränkeverpackungen erhoben werden muß, will die Regierung jetzt die Verpackungsverordnung novellieren. Ohne eine Novellierung würde in vielen Biundesländern 1997 ein Zwangspfand für alle Einweggetränke eingeführt werden müssen.
„Die Länder sollen die Möglichkeit haben, zwischen unterschiedlichen Getränken zu differenzieren“, sagte Ministeriumssprecher Franz-August Emde gestern der taz. Man könne doch nicht die Winzer bestrafen, die große Anstrengungen zur Rücknahme der Weinflaschen unternommen hätten, weil die Bierbrauer immer mehr auf die Dose kämen. Emde schloß aber aus, daß die Länder mit der Novelle das Recht bekämen, trotz zu vieler Dosen völlig auf die Pfandpflicht zu verzichten.
Bayern will dagegen eine harte Linie fahren. Kurz nach Bekanntgabe der Zahlen kündigte die Staatsregierung in München schon für 1997 eine Pfandpflicht auf alle Einwegverpackungen bei Getränken an. Eine solche Verpflichtung ist nach der noch gültigen Fassung der Verpackungsverordnung auch vorgeschrieben, wenn 1996 zu viele Dosen ausgetrunken werden.
Umweltministerin Angela Merkel sieht keinen Grund für solche heute noch vorgesehene Strenge des Gesetzes. Immer noch würden in Deutschland fast drei von vier Getränken immer aus einer Mehrwegflasche getrunken. „Der von vielen prognostizierte dramatische Abwärtstrend ist nicht zu verzeichnen.“ Am meisten sind die Berliner der Dose verfallen: Bei ihnen lag der Anteil an Dosen und Einwegflaschen bei mehr als 54 Prozent. ten
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