: Kein Betraum an Krankenhäusern
■ Diskussion über Femdenfeindlichkeit an Kliniken / Keine türkische Patienteninformation
Warum eigentlich gibt es das Patienteninformationsblatt im Zentralkrankenhaus Bremen- Nord nur in deutscher Sprache? Mindestens ins Türkische sollte es übersetzt werden — das forderte jüngst eine Diskussionsrunde im ZKH Bremen-Nord. Der Arbeitskreis gegen Ausländerfeindlichkeit im ZKH hatte eingeladen. Als ReferentInnen gekommen waren die Ausländerbeauftragte des Landes Bremen, Dagmar Lill, der Schriftführer der Ev. Kirche, Ernst Uhl, sowie Ali Elis, Mitarbeiter im Amt für Soziale Dienste.
Eine Krankenschwester beklagte, daß oftmals DolmetscherInnen fehlten, um die so wichtigen Hintergründe einer Krankheit abzufragen. Zu Problemen kommt es aber offenbar auch zwischen ausländischen und deutschen PatientInnen: Oft kommen ganze Familien zu Besuch, für die damit verbundene Unruhe bringen die deutschen MitpatientInnen nicht immer Verständnis auf. „Hier sollen wir Schwestern dann Mittler zwischen deutschen und ausländischen Patienten sein. Ein Selbst- Aufeinander-Zugehen fällt oft beiden Seiten schwer“, berichten die MitarbeiterInnen.
In der ersten Hälfte des Jahres waren fast 95 Prozent der PatientInnen deutscher Staatsangehörigkeit, die übrigen etwa fünf Pro
zent kamen aus 39 verschiedenen Ländern. Die stärkste Gruppe der ausländischen PatientInnen bilden die TürkInnen. Diese Zahlen riefen in der Diskussionsrunde Verwunderung hervor, da man davon ausging, daß bei einem ausländischen Bevölkerungsanteil in Bremen von über zehn Prozent eigentlich auch der Anteil der ausländischen PatientInnen ungefähr bei zehn Prozent liegen müßte.
Nicht nur das Gesundwerden, auch der Tod gehört zum Alltag eines Krankenhauses. Im Krankenhaus Bremen-Nord gibt es mittlerweile für Muslime die Möglichkeit zu kulturellen Gebräuchen wie etwa den Waschungen nach dem Tode und dem Einwickeln in Leinentücher. Ein türkischer Hodscha äußerte auf der Diskussion den dringenden Wunsch nach einem kleinen Raum, in dem moslemische Gläubige Gelegenheit zum Beten haben.
„Hier kann von den Krankenhäusern noch vieles geleistet werden, auch wenn es kleine Schritte sind“, sagte Diskussionsleiterin Ulrike Hauffe, die Psychologin des Hauses. Warum, so fragte sie, sollte man nicht auch einmal die deutschen PatientInnen bei hohen türkischen Festen wie etwa dem Ramadan anhand einer Broschüre über dieses Fest und seine Hintergründe aufklären. hst
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