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Kehlmann trifft HaderHumorist und Musterschüler

In der Reihe "Durch die Nacht mit ..." schicken Arte und das ZDF diesmal den Schauspieler Hader und den Autoren Kehlmann auf Tour. Durch Wien. (Di. 23.15 Uhr, Arte)

Schauspieler und Kabarettist Josef Hader (re.) und Schriftsteller Daniel Kehlmann (li.) auf gemeinsamer Tour durch die Nacht. Bild: zdf/avanti media/stefan gohlke/fabian meyer

Seit 2002 schicken das ZDF und Arte zwei Prominente für eine Nacht auf Tour. Diesmal hat sich der Postkabarettist und Schauspieler Josef Hader ("Der Knochenmann") Daniel Kehlmann ("Die Vermessung der Welt") ausgesucht. Kehlmann ist der Bestsellerautor mit Niveau, auf den sich die Mittelschicht geeinigt hat. Hader ist der Humorist mit Niveau, auf den sich die Kritiker mit Niveau geeinigt haben.

Die beiden treffen sich in Wien am Südbahnhof, trinken Espresso, fahren mit den S-Bahn zum Prater und lassen sich dann in einem Mercedes durch die Nacht kutschieren. Kehlmann gerät wegen seines Kurzhaarschnitts visuell in Oliver-Pocher-Nähe, kämpft aber mit Flaubert dagegen an und kommt als sehr höflicher Musterschüler rüber. Hader scheint mit dem falschen Fuß aufgestanden zu sein und ist auch ganz flauschig drauf. Sie sind überhaupt sehr höflich zueinander, gebildet distanziert, etwas kulturpessimistisch.

Sie reden über den Beruf. Kehlmann (interessiert): "Macht es Ihnen keine Sorge, dass Sie nichts verändern können?" - Hader (lächelt): "Na."

Sie reden über Träume. Hader: "I wär gern Lehrer geworden." - Kehlmann: "Ehrlich?" - Hader: "Wahrscheinlich wärs eh nix gwesn."

Manchmal glaubt Kehlmann, er müsse etwas Substanzielles sagen. Dann sagt er: "Film ist die relevanteste Kunstform unserer Zeit." Hader hat für solche Fälle ein interessiertes Gesicht auf Lager. Bei einem späten Essen disputieren sie über das Dilemma des Erfolgs. Kehlmann erzählt, wie schwierig es sei, als Teil einer Kultur, die Bestseller ablehnt, einen Bestseller zu haben. Hader nickt wissend. "Man leidet so ein bisserl unter dem Liebesentzug von Leuten, die früher immer so eine große Freude hatten, dass nur sie einen kannten."

Interessant: Dokusoap für Bildungsbürger. Sehr, sehr entschleunigt. Daher fast schon wieder Schnarchalarm. Aber so ist der Mensch. Du kannst es ihm nicht recht machen.

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3 Kommentare

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  • F
    Fraumeier

    Leider war die Sendung wie der Artikel. Deswegen ist der Artikel sehr treffend. Herr Kehlmann lief wie ein begeisterter Einserschüler glühend und rotohrig dem Lieblingslehrer hechelnd und nach Beachtung heischend hinter- und nebenher.

    Der Hader ist halt so lässig durchspaziert---oder eben flauschig. Hader privat oder Hader spielt Hader. Wer weiss das schon? Vielleicht eh dasselbe.

  • W
    Wurst

    Schade, daß die taz nichts anderes kann, als schimpfen.

  • W
    wespe

    Den "Schnarchalarm" bekam ich auch beim Lesen dieses Artikels ;-)